Meade Glenn
Volkmann an und lächelte. »Wie geht’s dem alten Ted? Lebt er immer noch allein in den Alpen unter diesen langweiligen Schweizer Käsen?«
Volkmann lächelte.
»Er sollte sich ein nettes junges Mädchen suchen«, fuhr Erdberg fort. »Die ihm seine restlichen Jahre so gut wie möglich versüßt.«
Erdbergs Augen glänzten, als wäre er noch immer leicht high.
»Was kann ich für Sie tun, Joe?«
»Ted meinte, Sie wären Experte für die SS. Und er glaubte, daß Sie möglicherweise jemanden auf einem Fotoidentifizieren könnten.«
Der Vorhang hinter Erdberg bewegte sich, und das blonde Mädchen kam mit der Perserkatze heraus. Erdberg sah sie an.
»Mischa, wie wär’s mit einer Tasse Kaffee für Joe und mich?
Möchten Sie einen Kaffee, Joe?«
»Danke, gern.«
»Zwei Kaffee, Mischa, und versuch doch bitte, dieses verdammte graue Ding aus meinem Büro fernzuhalten, solange ich arbeite. Okay, Schatz?«
Das junge Mädchen schmollte und streckte ihm die rosa Zunge heraus. Als sie ging, gab Erdberg ihr einen spielerischen Klaps auf den Po. »Ich liebe dich auch«, sagte er.
Dann sah er Joe an. »Kommen Sie mit nach hinten«, forderte er ihn auf.
Sie traten durch den grünen Vorhang. Der Raum dahinter diente als Lager und Werkstatt und war vollgestellt mit Möbeln in verschiedenen Stadien der Fertigstellung. Auch hier roch es muffig, aber diesmal waren die Gerüche mit dem Gestank von Schellack und Holzpolitur gemischt. Auf einem langen Tisch lagen Werkzeuge und die Einzelteile eines Stuhles. An einer weißen Wand hing ein Poster mit einem Mann in einem Cowboyhut und Stiefeln, der auf einer Toilette saß. › Ich bin stolz, ein Arschloch aus El Paso zu sein ‹ , stand darunter.
Erdberg ging zu einer anderen Tür am Ende des Raumes, öffnete sie mit einem Schlüssel aus seiner Tasche und schaltete das Licht an. Wie die meisten Gebäude in Amsterdam war auch dies hier tiefer als breit. Der Raum, den sie betraten, mußte mindestens zwanzig Meter lang sein, und als die Lampen angingen, sah Volkmann so etwas wie ein Miniatur-Museum.
An den Längsseiten des Raumes befanden sich tiefe Glasvitrinen bis zur Decke. In ihnen lag ein Querschnitt von Uniformen, Orden und Abzeichen des Dritten Reiches: Zeremonielle Nazisäbel und Dolche, dazu etliche Schußwaffen.
Ein Dutzend Gewehre, automatische Pistolen und eine MP40
mit zugelötetem Lauf. Am Ende des Raumes stand ein gewaltiger Nußbaumschreibtisch mit einer beeindruckenden, versilberten Schreibtischlampe darauf. Aus ihrem quadratischen Fuß war das Relief eines Adlers herausgearbeitet, der in seinen Klauen das Hakenkreuz hielt.
Es war kalt in dem Raum. Erdberg fröstelte und zündete sich eine Zigarette an.
»Wie kann ich Ihnen helfen, Joe?« Er sah, wie Volkmann sich umsah. »Nicht übel, hab’ ich recht?«
Volkmann betrachtete eingehend ein Kettenschild der Feldgendarmerie. »Darf ich Sie fragen, was Sie mit all dem hier tun, Mr. Erdberg?« fragte er.
»Nennen Sie mich Cole. Was ich damit tue? Ich verscheuere das verdammte Zeug. Und sammle es.«
»Und an wen verkaufen Sie es?«
»An Sammler. An Nazi-Memorabilienfreaks. An jeden, der sich dafür interessiert. Das tun eine Menge Leute. Sie wären überrascht, wenn Sie wüßten, wie viele. Ich verleihe es auch gelegentlich, wenn eine Filmgesellschaft echte Requisiten haben will. Nach hinten heraus habe ich noch ein Lager. Uniformen, Abzeichen, Orden. Man kann wohl sagen, daß ich als eine Art Berater tätig bin.«
Volkmann betrachtete die Glaskästen. »Es … Stört es Sie nicht?«
»Mich stören? Mich würde nur stören, wenn sich niemand dafür interessierte. Aber das kommt glücklicherweise nicht vor.
Meine Geschäfte laufen gut. Der Laden vorn bringt die Miete ein. Und das hier wirft genug ab, damit ich mir Drinks und Mädchen und alles andere leisten kann, was ein Kerl zum Leben braucht.«
Die Tür ging auf, und Mischa kam mit zwei Tassen Kaffee herein.
»Stört dich das hier, Mischa?« Erdberg deutete auf die Glasvitrinen.
Das Mädchen reichte ihnen die Tassen und zuckte dann mit den Schultern. »Nö.«
»Mischa, ich möchte dir Joe Volkmann vorstellen«, sagte Erdberg. »Joe, das ist Mischa.« Er lächelte. »Sie ist Jüdin.«
Das Mädchen lächelte Volkmann an. Mit ihrem hellen Haar, ihren braunen Augen und ihrer guten Figur sah sie wie eine dieser blonden Kibbuzniks aus, wie man sie in Israel trifft.
Erdberg wandte sich wieder an Volkmann. »Ich bin kein Neonazi, falls Sie das annehmen
Weitere Kostenlose Bücher