Meade Glenn
beiden Beamten und Lieber.
Der fette Polizist rauchte eine Zigarette, während sein Kollege den Walnußholzschreibtisch Liebers durchsuchte. Die Schlösser waren aufgebrochen worden, und die Unterlagen und Papiere lagen in unordentlichen Haufen auf der polierten Tischplatte.
Mit fahlem Gesicht sah Lieber den Capitán an.
»Sie haben nicht das Recht …«
»Da befinden Sie sich im Irrtum, Señor.«
»Darf ich Sie daran erinnern, daß ich ein persönlicher Freund des Polizeipräsidenten bin?«
»Und darf ich Sie daran erinnern, daß mein Durchsuchungsbefehl vollkommen korrekt ist?«
Lieber hatte sich den Wisch zeigen lassen. Er war ordnungs-gemäß von einem Richter unterzeichnet.
»Es besteht keinerlei Veranlassung, mich einer derartigen Behandlung zu unterziehen. Wenn Sie mir einfach nur sagen würden, was Sie suchen …«
»Das habe ich bereits.«
»Ich weiß nicht, von welchen Fotos Sie sprechen. Ich weiß nur, daß mein Eigentum beschädigt worden ist. Und das ist ein offenkundiger Mißbrauch …«
»Bitte, Señor, ersparen Sie mir das.« Der Mann betrachtete Lieber unter seinen schweren Lidern aufmerksam. »Wenn Sie uns einfach nur erzählen würden, wo die Fotoalben sind, wäre das eine wertvolle Hilfe.«
»Ich verstehe wirklich nicht, wovon Sie reden.«
Sanchez ignorierte den gespielten Ausdruck gekränkter Unschuld auf Liebers Gesicht. »Wie ich Ihnen bereits erzählt habe, wurden die Alben aus dem Haus Ihres Freundes entwendet, nachdem er Selbstmord begangen hatte. Tscharkins Butler hat uns alles erzählt. Also, Señor, Sie verschwenden meine Zeit.«
Lieber schluckte. »Ich verweigere jede Aussage, bis ich mit meinem Anwalt gesprochen habe.«
»Wie Sie wollen. Haben Sie einen Safe im Haus?«
»Einen Safe?«
»Einen Tresor für Ihre wertvollen Habseligkeiten. Geschäftsleute haben gewöhnlich einen. Und Sie besitzen viele Geschäfte in Asunción, Señor. Eine Import-Exportfirma. Eine Erschließungsfirma für Grundbesitz. Sie haben ein luxuriöses Büro in der Calle Palma.« Sanchez hielt inne, damit Lieber begriff, daß er seine Hausaufgaben gemacht hatte. Er sah, wie der Mann die Brauen hob. »Also, haben Sie einen Safe hier im Haus?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Señor, Sie können uns helfen und kooperieren. Wenn nicht, wird das Ihre Lage gewiß nicht verbessern.«
»Und in welcher Lage bin ich?«
Der Fette kratzte sich hinter dem Ohr. »Wenn mich Ihre Antworten nicht befriedigen, verdächtige ich Sie möglicherweise der Beihilfe zum Mord an dem Journalisten Rudi Hernandez und zweier weiterer Tötungsdelikte.«
»Das ist absolut lächerlich«, erwiderte Lieber heiser. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
Der Beamte ignorierte die Antwort. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Haben Sie einen Safe?«
Lieber dachte einen Moment nach, zog dann langsam einen Schlüsselbund aus der Tasche und reichte ihn dem dicken Kriminalbeamten. »Im Schlafzimmer, das zur Auffahrt hinausliegt, hängt eine Vermeerkopie an der Wand. Dahinter finden Sie …«
»Ich weiß.« Sanchez nahm den Schlüsselbund.
Er sprach ruhig mit seinen beiden Untergebenen, bevor er einer Frau den Schlüssel gab. Sie gingen. Lieber hörte, wie sie die Treppe hinaufliefen.
Lieber sah sich um. Er war allein mit dem fetten Polizisten.
»Amigo«, sagte er liebenswürdig, »es muß ein Mißverständnis vorliegen. Wissen Sie, ich habe Freunde in sehr einflußreichen Positionen, Leute, die Ihnen …«
Der Kriminalbeamte hob die fleischige Hand und schnitt Lieber das Wort ab.
»Bitte, ersparen Sie mir das.« Er setzte sich, nahm eine Zigarette aus einem Päckchen und zündete sie an. »Meine Männer werden das ganze Haus durchsuchen. Nur um sicherzugehen. Es kann ein bißchen dauern.«
»Mein Anwalt …«
Sanchez winkte abweisend mit der Hand, zog an seiner Zigarette und blies den Rauch in die schwüle Luft. »Ich schlage vor, daß Sie den Mund halten.« Er grinste kalt. »Das wird Ihnen doch bestimmt recht sein, stimmt’s?«
Lieber spitzte die Lippen und sagte nichts.
Es dauerte fast eine Stunde, und Lieber schwitzte. Aber merkwürdigerweise fühlte er sich zuversichtlich. Nichts hier im Haus konnte ihn belasten. Nichts würde ihn mit dem Mord an dem Journalisten und dem Mädchen in Verbindung bringen.
Nicht das geringste.
Die beiden Polizisten kamen wieder zurück, als er gerade einen Scotch trank. Einer von ihnen hatte ein Fotoalbum dabei.
Lieber runzelte die Stirn. Es war ein altes Album aus seinem
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