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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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anrief, hatte er zwar versucht, Krüger zu überzeugen, daß alles in Ordnung sei, und ihm versichert, wie vorsichtig er gewesen war, aber Krüger wollte seinen Beteuerungen einfach keinen Glauben schenken.
    »Bleiben Sie einfach in Ihrem Zimmer. Ich melde mich bei Ihnen«, hatte er gesagt.
    »Wie lange?«
    »So lange es dauert. Warten Sie auf meinen Anruf«, hatte Krüger kurz erwidert, bevor er auflegte.
    Lieber schüttelte den Kopf und stieß einen deftigen Fluch aus.
    Der Schweiß rann ihm über den Rücken. Das Warten linderte seinen Streß nicht gerade.
    Wie lange dauerte es denn noch, bis sie ihn überprüft hatten?
    Er hielt sich jetzt fast zwei Stunden in seinem Zimmer auf, und die Anspannung bereitete ihm Unbehagen. Als er zu der Minibar ging und sich noch einen Scotch einschenkte, klingelte das Telefon. Lieber schrak zusammen, als hätte ihn der Schlag getroffen.
    Er verharrte einen Moment regungslos, stellte dann das Glas ab, wischte sich über die Stirn und ging ans Telefon.
    Sanchez saß ruhig in dem kleinen Gästeraum. Die Wände waren weiß, und der Teppich hatte dieselbe blaugraue Farbe wie Gonzales’ Uniform. Klappstühle aus Kiefernholz und Leinwand standen da, alt, aber bequem. An den Wänden hingen Federzeichnungen mit Motiven der alten Stadt. Ziegelhäuschen, Straßenhändler, Karnevalszenen, ein Aztekentempel. In einer Ecke blubberte eine Kaffeemaschine. Der aromatische Duft, den sie verbreitete, war anregend. Daneben stand ein Wasserkühler.
    Vom breiten Fenster aus hatte man einen Panoramablick über die Stadt. In der Ferne überragten die Türme der Cathedrala Metropolitana den Zócalo, dessen Mauern aus Vulkangestein von der Umweltverschmutzung schwarz gesprenkelt waren.
    Zehn Minuten lang hatten sich Sanchez und Gonzales unterhalten, dann hatte die Müdigkeit den Paraguayer überwältigt. Jetzt saß er einfach nur da und trank frisch gepreßten Orangensaft aus einem Pappbecher. Ein halber Taco und eine Schale mit scharfer Chilisauce lagen vor ihm auf einem Pappteller, daneben eine kleine Schüssel mit gegrillten Charals.
    Sanchez spürte zwar den Hunger, aber er dachte nicht darüber nach. Aus reiner Höflichkeit hatte er ein bißchen von dem Taco gegessen, bis ihm der Mund vom scharfen Salsa brannte, und er mit zwei Bechern Orangensaft nachspülen mußte.
    Die anderen saßen da und redeten. Vor allem Gonzales.
    Cavales hörte aus Respekt vor dem höheren Rang des anderen zu. Er gab Geschichten aus der guten alten Zeit in Mexico City zum besten, Probleme, die interessantesten Fälle.
    Juales saß da und nickte seinem Boß gelegentlich zu. Sein Nacken verschwand fast in seinem Hemd, so daß er aussah, als hätte er gar keinen. Sanchez hielt den Beamten für sehr fähig.
    Ein gründlicher Mann. Sein Chef hatte eine gute Wahl getroffen.
    Juales warf Sanchez einen aufmerksamen Blick aus seinen schmalen Augen zu und lächelte, bevor er wieder wegsah.
    »Wenn Sie glauben, daß Asunción mies ist«, meinte Gonzales gerade zu Cavales, »dann sollten Sie’s mal einen Monat hier versuchen.« Beide Männer zogen heftig an ihren Zigaretten.
    »Zweiunddreißig Millionen Menschen, mein Freund. Die Stadt ist wie eine Kreuzung zwischen einem Zoo und einer Irrenanstalt. Nur ohne Mauern.«
    Sanchez schloß die Augen. Seine Lider schmerzten. Dann schlug er sie wieder auf. Der Blick aus dem breiten Fenster war phänomenal und reichte bis zum Hochgebirge der Sierra, das die Stadt umgab. Er fragte sich, wie Gonzales und seine Leute hier zurechtkamen. Es gab so viele Verbrechen. Schon die Organisation der Polizei mußte fürchterliches Kopfzerbrechen bereiten.
    Schmerzen hatte er jedenfalls genug, die Wirkungen der dünnen Luft waren noch nicht abgeklungen. Ihm war, als ob der geringe Sauerstoffgehalt den Körper verlangsamte.
    Der Flug von Asunción über Lima und Bogota nach Mexico City hatte ihn vollkommen ausgelaugt. Zusammen mit dem Schlafentzug in den letzten beiden Wochen ergab das eine gefährliche Mischung.
    Aber endlich passierte etwas Entscheidendes.
    Das spürte er.
    Lieber würde den nächsten Zug machen.
    Aber welchen?
    Er sah hoch, als eine Pause in dem Gespräch der beiden Männer seine Aufmerksamkeit erregte, und hörte ein leises Klicken, als die Tür hinter ihnen geöffnet wurde. Sanchez drehte sich um und sah einen gutaussehenden jungen Mann in einem cremefarbenen Leinenanzug in der Tür stehen. Er hatte einen Stapel Papier in der einen Hand und lächelte den beiden Besuchern und Gonzales

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