Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
Vom Netzwerk:
dafür war keine Zeit. Noch nicht. Sanchez’ Mund fühlte sich trocken an, und der eisgekühlte Limonensaft lockte verführerisch. Aber er ignorierte ihn.
    Er sah Juales und Gonzales an. »Hat Lieber den Reisepaß hier in Mexico schon einmal benutzt?«
    Gonzales bekam einen Hustenanfall und klopfte sich gegen die Brust, bevor er antwortete. »Nein. Das habe ich schon überprüft, Vellares. Ein Julio Monck mit dieser Paßnummer war noch nie hier.«
    Sanchez wandte sich an Juales. »Wie viele Nächte hat Lieber im Sheraton gebucht?«
    »Dem Portier hat er gesagt eine, möglicherweise zwei. Er wußte es noch nicht genau.«
    »Sind die Hotelangestellten kooperativ?«
    »Wir haben mit dem Geschäftsführer gesprochen«, sagte Juales. »Von der Seite gibt es keine Probleme. Der Mann ist sehr diskret und hat uns sogar ein Zimmer zwei Türen weiter überlassen – und ein Duplikat von Liebers Codekarte. Falls Lieber geht, können wir damit in sein Zimmer und es verwanzen, nur für den Fall, daß er Besuch bekommt.«
    »Und sein Telefon?«
    »Das haben wir bereits abgedeckt. Wir zapfen die Telefon-anlage des Hotels an. Der Geschäftsführer wollte natürlich zuerst unsere Genehmigung sehen, und Chefinspektor Gonzales hat alles in die Wege geleitet.« Juales blickte auf die Uhr.
    »Unsere Techniker sind unterwegs. In einer halben Stunde sollte Liebers Telefon angezapft sein.«
    Sanchez nickte Gonzales zu. »Sie sind mehr als hilfsbereit, Eduardo. Vielen Dank.«
    Gonzales zuckte mit den Schultern und winkte abwehrend mit der Hand. Dann warf er einen Blick auf den geschnitzten Aschenbecher, in dem er gerade seine Zigarette ausdrückte, auf die unheimlichen Figuren mit den geschlossenen Lidern, die ihn anstarrten. Er grinste Sanchez an. »Die einzige Möglichkeit, die Teufel dieser Welt zu besiegen, hab’ ich recht?«
    Sanchez erwiderte das Lächeln etwas gequält.
    Gonzales stand auf, zog sich die graue Baumwollhose hoch und warf einen kurzen Blick auf die Erfrischungen, die unberührt auf seinem Schreibtisch standen. Die Atmosphäre in seinem Büro war aufgeladen, erwartungsvoll. Sie wirkten wie besorgte Väter vor der Entbindungsstation, alles andere als entspannt.
    »Mehr können wir nicht tun, bis Lieber sich rührt«, meinte Gonzales. »Wir haben einen Ruheraum für unsere Besucher am anderen Ende des Flurs. Gehen wir doch dorthin. Ich lasse uns Tacos und frische Drinks bringen, und Sie können sich ausruhen. Juales kommt mit. Wenn ein Anruf von seinen Leuten durchkommt, dann nehmen wir ihn dort entgegen.« Er zwinkerte Sanchez vielsagend zu. »Außerdem können wir dann ein bißchen Klatsch und Tratsch austauschen. Seit Caracas ist sicher eine Menge passiert. Einverstanden?«
    16.40 Uhr
    Franz Lieber stand am Fenster seines Zimmers im fünften Stock des Sheraton. Er trank seinen zweiten Scotch mit Soda aus und umklammerte das leere Glas mit der Hand, während er auf die Stadt hinunterstarrte. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren. Ihr Brummen lenkte ihn ab.
    Er war erschöpft vor Müdigkeit, und die Muskeln in seiner Brust verkrampften sich in schmerzhaften Anfällen, als würden kurze Stromimpulse hindurchgejagt. Trotz der niedrigen Temperatur im Zimmer rannen ihm Schweißperlen über den Rücken und die Schläfen.
    Das lag am Streß.
    Lieber fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn.
    Die Flüge allein waren schon schlimm genug gewesen. Von Asunción nach São Paulo, dort eine Übernachtung und anschließend die lange Strecke nach Mexico City. Dann noch den ganzen Flug über die Sorgen, die unablässig an ihm genagt, ihm sein Hirn weggefressen und ihm massive Kopfschmerzen bereitet hatten. Selbst jetzt noch tat ihm der Kopf weh, und das lag nicht nur an der Höhenluft.
    Er holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. Das wiederholte er dreimal, versuchte sich zu entspannen und wußte, daß es sinnlos war.
    Mexico City stülpte sich über ihn, diese überquellende, lärmen-de, schmutzige Metropole, diese Ansammlung von menschlichen Ameisen auf einem Hochgebirgsmisthaufen. Städte wie sie laugten ihn aus. Sie waren klaustrophobisch, chaotisch, unordentlich. Und sie verschlimmerten seine Kopfschmerzen noch.
    Ein Mädchen hätte seine Anspannung gelindert. Aber Krüger hatte ihm Besucher und Telefonate ausdrücklich untersagt.
    Er mußte einfach warten. Auf den Rückanruf.
    Das Hotel würde natürlich zuerst überprüft. Um sicherzugehen, daß ihn niemand beschattete oder beobachtete. Als Lieber vom Flughafen aus

Weitere Kostenlose Bücher