Meade Glenn
entfernt auf der Straße.«
Gonzales lächelte und drehte sich zu Sanchez um. »Glauben Sie, daß Ihre Hintermänner dort auf Lieber warten?«
»Das hoffe ich jedenfalls.«
»Verstehen Sie, Vellares, ich darf ohne Durchsuchungsbefehl nicht hinein. In dieser Gegend wohnen nur reiche Leute, und die Reichen schützen sich selbst. Halder hat eine Menge Freunde in einflußreichen Positionen, darauf können Sie Gift nehmen. Also gehen wir besser streng nach Vorschrift vor.«
»Was schlagen Sie vor?«
»Wir brauchen einen Durchsuchungsbefehl. Ich muß mir den Rücken freihalten.« Gonzales überlegte kurz. »Ich kenne Richter Manza recht gut. Er hat mir schon oft geholfen. Er steht ohne jedes Wenn und Aber für Recht und Gesetz ein. Ich glaube, mit ihm bin ich gut beraten.«
»Und was ist mit der Lage des Grundstücks?«
»Die Gegend ist hügelig, und es gibt jede Menge schmaler, gewundener Gassen. Man kann kaum sagen, wo ein Grundstück anfängt und das andere aufhört. Aber ich lasse einen Wagen eine Runde fahren. Sie sollen nach Hinterausgängen suchen und einen guten Beobachtungspunkt ausfindig machen, von wo aus wir das Grundstück observieren können. Aber erst rede ich mit dem Richter.«
Gonzales nahm das Mikrofon aus der Halterung. »Zentrale, hier spricht Chefinspektor Gonzales. Verbinden Sie mich bitte mit Richter Ricardo Manza …«
Die Straße war hell erleuchtet, aber Juales hatte den Wagen an einem erhöhten Punkt in dem Schatten zwischen den Lichtkegeln zweier Straßenlaternen unter einem duftenden Eukalyptusgebüsch geparkt, von wo aus sie die Villa beobachten konnten. Im hellen Mondlicht war der Standort ideal. Das Grundstück lag fast zweihundert Meter unter ihnen, und sie hatten einen klaren Blick auf die Mauer, das Tor und den schmalen Weg, der zur Villa führte. Nur einzelne Bäume versperrten ihnen an einigen Punkten die Sicht.
Sie hatten die Fenster heruntergekurbelt, und draußen war es kühler geworden. Die Luft duftete nach Eukalyptus und Weihnachtssternen, ringsum erhoben sich große Häuser.
Sanchez hörte zu, wie Gonzales mindestens fünf Minuten lang mit dem Richter sprach und seinen Fall vorbrachte. Die Diskussion verlief hitzig, aber endlich gab der Richter nach. Er werde den Durchsuchungsbefehl unterschreiben, versprach er.
»Aber kompromittieren Sie mich nicht, Gonzales« hörte Sanchez die Stimme des Mannes im Lautsprecher. »Wenn Sie es verpfuschen …«
»Sie haben mein Wort«, erwiderte Gonzales, verabschiedete sich höflich und machte einen zweiten Anruf.
»Einer meiner Leute holt den Durchsuchungsbefehl ab«, erklärte er. »In zehn Minuten ist er hier.«
»Und dann, Eduardo?«
Gonzales sah Sanchez an. »Wenn wir einfach vorfahren, ihnen den Durchsuchungsbefehl unter die Nase halten und Eintritt verlangen, dann hat der Mann am Tor genug Zeit, um den Leuten in der Villa zu melden, daß wir kommen. Also ist es wohl das beste, wenn einer meiner Leute über die Mauer steigt, bevor Juales den Kerl am Tor mit unserem Durchsuchungsbefehl überfällt. Wenn wir schon einen Beamten drin haben, kann der dafür sorgen, daß der Kerl am Tor keinen Alarm mehr geben kann. Ich weiß, daß es riskant ist. Aber das ist unsere einzige Chance, sie zu überraschen. Beten wir einfach, daß sie keine Wachhunde frei auf dem Grundstück herumlaufen lassen oder die Mauer elektrisch gesichert haben. Sonst wird der, der über die Mauer klettert, entweder gefressen oder gegrillt.«
»Und dann?«
»Unser Mann läßt uns rein, und wir fahren so schnell wie möglich zum Haus. Einer unserer Leute ersetzt Juales am Steuer, und wir nehmen noch einen Wagen mit und fahren, als wäre der Teufel hinter uns her. Erst im letzten Moment schalten wir die Sirenen und das Blaulicht an. Dann gibt es keine Mißverständnisse. Sie wissen zwar, daß es Polizei ist, aber sie haben keine Zeit, lange nachzudenken. Und wenn sie fliehen sollten, dann wie die erschreckten Kaninchen.« Gonzales hielt kurz inne. »Aber überlassen Sie mir das Reden, wenn wir drin sind, okay? Sobald ich die Höflichkeitsfloskeln abgewickelt habe, können Sie Lieber und auch alle anderen verhören, die sich im Haus aufhalten.«
»Vielleicht sind die Leute da drin schwer bewaffnet«, meinte Cavales.
»Hier oben in Chapultepec sind alle schwer bewaffnet, mein Freund«, erwiderte Gonzales achselzuckend. »Die meisten haben sogar Waffenscheine. Aber sobald sie wissen, daß wir von der Polizei sind, müßten sie verrückt sein, um das Feuer zu
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