Meade Glenn
Schweiß auf seinem Gesicht. Sein Hemd war ebenfalls schweißnaß.
In all seinen Jahren als Polizist war ihm noch nie ein so hartnäckiger Kunde untergekommen. Selbst der hartgesottenste Kriminelle redete irgendwann. Man merkte es an seinem Verhalten. Zuerst spielten sie den knallharten Burschen, aber immer hatten sie diesen kaum wahrnehmbaren Ausdruck von Angst in den Augen, den wissenden Blick, der einem sagte, daß sie reden würden, vielleicht nicht sofort, aber später.
Irgendwann. Aber Gonzales wußte, daß er bei Brandt gegen eine Mauer sprach.
Gonzales war wieder beherrscht und ruhig, als er weiterredete.
»Hören Sie mir zu, Brandt, oder wie auch immer Sie heißen mögen. Dreizehn Männer sind tot. Einige davon waren Polizisten, enge persönliche Freunde von mir. Gute Freunde.
Und gute Polizisten. Männer, die engagiert waren.«
Gonzales holte tief Luft und stieß sie vernehmlich heraus, bevor er weitersprach. »Die Anklagen gegen Sie sind ernst.
Aber Sie können mir helfen, mit Namen, mit Beschreibungen.
Nennen Sie mir die Zahl der Leute im Haus. Alles hilft, ganz gleich wie klein es auch sein mag. Dann werde ich dafür sorgen, daß Ihre Hilfe vor Gericht berücksichtigt wird, haben Sie das verstanden?«
Gonzales ließ die Worte in der Luft schweben und wartete auf eine Antwort. In dem folgenden Schweigen konnte er seine Atemzüge und auch die der anderen im Raum hören. Die hellen Lichter an der Wand bereiteten ihm Kopfschmerzen.
Schließlich, nach einer halben Ewigkeit, schienen Brandts Augen zu flackern. Er sah Gonzales mit seinem starren Blick an.
Gonzales beobachtete das Gesicht des Mannes. Er wird reden, dachte er.
Dann öffnete Brandt den Mund, und die ersten Worte seit Anfang des Verhörs drangen heraus: In akzentfreiem Spanisch.
Und dabei starrte er Gonzales verächtlich an.
»Ich habe nichts zu sagen. Absolut nichts. Außer, daß ich einen Anwalt sprechen will.«
Gonzales stieß frustriert die Luft aus.
Eine Sekunde lang wollte er sich auf den Mann stürzen und wieder zuschlagen, aber er wußte, daß er Brandt diesmal windelweich prügeln würde. Er würde ihm das Gesicht zertrümmern, das ihn so unbeteiligt anstarrte. Plötzlich klopfte es an der Tür, und ein junger Beamter kam herein.
Gonzales sah den Mann wütend an. »Raus!« brüllte er fuchsteufelswild.
Der Beamte zuckte verlegen zusammen. Dann hörte Gonzales durch die offene Tür die lauten Stimmen im Flur, bevor der junge Polizist sich wieder zu Wort meldete.
»Señor, ich glaube, Sie sollten lieber herauskommen …«
Das Fischerdorf lag dreihundert Kilometer nordöstlich von Mexico-City an der karibischen Küste.
Die große Villa stand auf einem Hügel, von dem aus man einen ungehinderten Ausblick über das Meer hatte. Eine zwei Meter hohe, weiß gestrichene Mauer umgab das Anwesen und schützte die prächtigen Gärten vor den neugierigen Augen der Bewohner aus dem Dorf am Fuß des Hügels.
Vor dem Hintereingang stand ein rostiger, alter Lieferwagen.
Die Männer kletterten erschöpft heraus. Ein fauliger, scharfer Geruch nach Fisch stieg von dem kleinen Hafen des Dorfs hinauf. Selbst die duftenden Blüten im Garten kamen gegen den durchdringenden Gestank nicht an.
Die Männer trugen die traditionellen Bauernponchos, hatten Strohhüte aufgesetzt und sahen wie Arbeiter aus, die nach einem schweren Tag in den Feldern nach Hause kamen, als sie von dem rostigen Wagen wegtraten.
Ein Wächter trat aus dem Schatten und schloß hastig das Tor auf. Die Männer gingen hinein, und das Tor wurde hinter ihnen wieder verschlossen. Es duftete nach Hyazinthen und Weihnachtssternen.
Ein anderer Mann kam ihnen aus der Villa entgegen. Er war dünn, mittelalt und trug einen weißen Leinenanzug mit Hemd und Krawatte. Er lächelte, als wäre es eine Ehre, diese Bauern auf seinem Grundstück zu empfangen.
Die Männer gingen nebeneinander zur Villa. Der Gestank nach Fisch war verschwunden, statt dessen wurde man vom Duft der Blumen beinahe überwältigt.
»Ist alles organisiert?« wollte Krüger wissen.
Der Villenbesitzer nickte. »Das Schiff ist bereit und wartet. Wir hielten dieses Transportmittel für geeigneter als ein Flugzeug. In dieser Gegend werden Flugzeuge gründlicher überprüft und sind entsprechend angreifbarer. Die Reisepässe sind vorbereitet. Von Vera Cruz an ist der Weitertransport ebenfalls vorbereitet. Sie fliegen mit einer gecharterten Maschine nach Miami. Ich erwarte keine Probleme.«
Der große, silberhaarige
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