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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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Stunden gewesen, und die Wirkung der Schmerzmittel ließ allmählich nach. Brandts Gesicht war blaß, ab und zu verzog er es und biß die Zähne zusammen.
    Gonzales war noch in der Villa von einem Sanitäter behandelt worden. Der Mann hatte ihm zwei gelbe Pillen gegeben und ihm dringend geraten, einen Arzt aufzusuchen. Das Pochen in Gonzales’ Arm wollte nicht verschwinden, aber der Arzt würde warten müssen, weil es zu viel zu tun gab und zu wenig Zeit war.
    Er starrte den Brasilianer finster an.
    Der Mann hatte schütteres braunes Haar und trug eine Metallbrille mit dicken Gläsern. Mit seiner hohen Stirn sah er wie ein Professor aus. Er saß passiv da, und nur ab und zu verzerrte sich sein Gesicht, wenn er Schmerzen spürte. Aber er schwieg während des ganzen, einseitigen Gesprächs, das jetzt fast schon drei Stunden dauerte.
    Gonzales hatte seine besten Verhörspezialisten auf Brandt angesetzt, und sie hatten ihn eine Stunde lang verhört, bis Gonzales selbst angekommen war. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es war schon nach Mitternacht.
    Der Dolmetscher war ein schüchterner junger Mann mit einer Brille und saß dem Verhörten gegenüber. Seine Anwesenheit war die reinste Zeitverschwendung, weil Brandt kein Wort sagte.
    Der Übersetzer hatte ihm auf portugiesisch seine Rechte vorgelesen. Gonzales sprach selbst ein bißchen Portugiesisch, zwar nicht viel, aber genug, um sich verständlich machen zu können. Kein Anwalt, bis Brandt mit der Sprache rausrückte.
    Kein Essen, kein Wasser, keine Schmerzmittel. Nichts. Das waren extreme Methoden, aber sie befanden sich auch in einer extremen Situation. Mittlerweile waren Stunden vergangen, und Gonzales hätte sich genausogut mit einem Baum aus dem brasilianischen Regenwald unterhalten können.
    Bevor er in das Zimmer gekommen war, hatte er mit dem Polizeipräsidenten von Mexico City eine erhitzte Diskussion geführt, die Gonzales erschöpft und erbost hatte. In der Zwischenzeit war Brandt bereits von seinen beiden Beamten mit Hilfe des Dolmetschers verhört worden.
    Gonzales hatte draußen kurz mit einem der Männer gesprochen, bevor er das Verhörzimmer betreten hatte. Als er den Mann herausrief, sah Gonzales sofort seinen frustrierten Gesichtsausdruck.
    »Ich rede gegen eine Wand«, meinte der Beamte.
    »Was meinen Sie?« Gonzales spie die Worte fast aus.
    »Er heißt Ernesto Brandt.«
    »Hat er Ihnen das gesagt?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Er hat uns gar nichts gesagt.
    Dem kommt kein Sterbenswörtchen über die Lippen. Er sitzt einfach nur da. Als wir ihn durchsucht haben, fanden wir eine Zimmercodekarte vom Hotel Conrad. Ich hab’ einen Mann hingeschickt, der hat sein Zimmer durchsucht.«
    »Und?«
    »Unser taubstummer Freund ist vor zwei Tagen mit einer Maschine aus Rio angekommen und hat das Zimmer gemietet.
    Der Beamte hat seinen Koffer durchsucht und den üblichen Kram gefunden. Und einen brasilianischen Reisepaß auf den Namen Ernesto Brandt mit einem Foto unseres Freundes.
    Fünfzig Jahre alt, in Rio geboren. Der Paß scheint echt zu sein.«
    Gonzales hob die Brauen. »Haben Sie sich schon mit der brasilianischen Botschaft in Verbindung gesetzt?«
    Der Kriminalbeamte nickte. »Sie fragen gerade in Brasilien nach. Sobald sie etwas wissen, melden sie sich bei uns.«
    Gonzales seufzte. Dann hatte ihn der Beamte gefragt, ob die Straßensperren schon was ergeben hätten.
    Gonzales hatte den Kopf geschüttelt. Sie hatten kein Glück gehabt, aber schließlich wußten sie auch nicht, wonach sie eigentlich suchten. Das war in einer Stadt mit über zwanzig Millionen Einwohnern ein gewaltiger Nachteil. Brandt wußte nicht, wie viele Leute sich in der Villa aufgehalten hatten und wer sie waren. Oder in welchem Wagen die Person oder Personen entkommen waren, die Sanchez ermordet hatten.
    Die einzigen aus der Villa, die eine Art Ausweis bei sich hatten, waren Lieber, und zwar mit dem falschen Reisepaß auf den Namen Julio Monck, und die beiden Butler.
    Der überlebende Butler hatte ihnen jedoch nichts sagen können.
    Sie hatten aus dem Inhalt seiner Brieftasche erfahren, daß er für einen Partyservice arbeitete, den Halder oft benutzte. Aber der Mann stand unter einem chronischen Schockzustand. Erst zwei Monate vorher war er nach einem Nervenzusammenbruch aus einer psychiatrischen Klinik entlassen worden. Und sofort nach der Schießerei in der Villa hatte der Mann hundertfünfzig Milligramm Largactil und zwanzig Milligramm Serenace geschluckt. Eine sehr

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