Meade Glenn
erklären Sie mir, was Sie eigentlich wollen?«
»Ich arbeite an einem Fall und habe gehofft, daß Sie mir helfen könnten.«
Als Busch antwortete, schien sein Tonfall etwas sanfter geworden zu sein, und der Anflug eines Lächelns huschte um seinen Mund. »Herr Volkmann, ich habe mich vor vielen Jahren von der Geheimdienstarbeit zurückgezogen. Mittlerweile bin ich nicht einmal mehr indirekt damit befaßt. Deshalb begreife ich nicht, wieso Sie ausgerechnet meine Hilfe suchen.«
Volkmann berichtete dem Mann von Hernandez’ Ermordung und der Story, an der der Journalist gearbeitet hatte. Als er von dem Haus im Chaco sprach, und dem Mann, der es besessen hatte, sah er die Verwirrung auf Buschs Gesicht.
»Herr Busch«, fuhr er fort, »der Mann, dem das Haus gehörte, ist 1927 in München in die NSDAP eingetreten. Seine Mitgliedsnummer ist Sechs-acht-neun-sechs-vier, nur zwölf Nummern von Ihrer entfernt.«
Buschs Miene veränderte sich. Die Verwirrung wurde von Verständnis abgelöst. »Jetzt verstehe ich, worauf Sie hinauswollen …«
Er sah kurz zur Seite und richtete seinen Blick dann wieder auf Volkmann. »Wie haben Sie mich gefunden, Herr Volkmann?«
»Kennen Sie das Berlin Document Center?«
»Selbstverständlich.«
»Ich habe die Mitgliedskarten der NSDAP überprüfen und mit den Unterlagen der WASt vergleichen lassen. In ganz Deutschland gibt es nur noch zwei Männer, deren Mitgliedsnummern relativ dicht an der des Mannes liegen, von dem ich gesprochen habe. Und Sie sind einer davon.«
Volkmann erwähnte Otto Klagen, und Busch nickte. Der alte Mann sah in den Garten hinaus, während die Wärme immer drückender wurde. Schließlich rutschte Busch unbehaglich auf seinem Sessel hin und her.
»Sie hatten gesagt, daß dieser Mann in Paraguay gestorben ist.
Ich kann immer noch keine Beziehung zu dem Tod des Journalisten erkennen.«
»So leicht ist das auch nicht, Herr Busch. Aber ihm hat einmal das Haus und das Grundstück gehört, auf dem wir das Foto gefunden haben, und seine Vergangenheit ist sehr unklar. In dem Haus hat ein Verwandter von ihm gewohnt, der möglicherweise in den Mord verwickelt ist. Es würde mir weiterhelfen, wenn ich mehr über diesen Mann erfahren würde, dessen Nummer so dicht an Ihrer liegt. Damit könnte ich eine Lücke in meinen Ermittlungen schließen.« Volkmann hielt kurz inne. »Ich habe außerdem herausgefunden, daß der Fragliche große Geldsummen aus Deutschland erhalten hat, während er in Paraguay lebte. Und zwar vor und auch während des Krieges.
Nur weiß ich leider nicht, warum. Ihre Parteinummer war dicht an seiner. Ich hatte gehofft, daß Sie sich vielleicht an ihn erinnern und etwas Licht in die ganze Angelegenheit bringen könnten.« Volkmann musterte Busch forschend. »Mir ist zwar klar, daß es unwahrscheinlich ist, Herr Busch, aber Sie sind meine einzige Verbindung.«
Busch lächelte und schüttelte den Kopf. »Herr Volkmann, wir sprechen über eine Zeit, die schon sehr, sehr lange zurückliegt
…«
»Das ist mir klar. Ich bitte Sie auch nur darum, einen Blick auf das Foto zu werfen und mir zu sagen, ob Sie den Mann erkennen.«
Noch bevor Busch antworten konnte, holte Volkmann das Foto von Erhard Schmeltz aus seiner Brieftasche und gab es ihm.
Der alte Mann seufzte und nahm dann zögernd die Fotografie in die Hand. Er betrachtete sie eingehend, richtete seinen Blick dann wieder auf Volkmann und schüttelte den Kopf.
»Das Gesicht … Tut mir leid, aber ich fürchte, ich habe es noch nie gesehen. Meine Augen sind nicht mehr so gut wie früher. Leider haben Sie nur Ihre Zeit verschwendet.« Er sah Volkmann an, während er ihm das Foto zurückgab. »Wie, sagten Sie, war sein Name?«
»Erhard Schmeltz. Er kam aus Hamburg. Aber er ist, wie gesagt, in München in die Partei eingetreten.«
Plötzlich kniff der alte Mann die Augen leicht zusammen, und er sah noch einmal auf das Foto. Als er dann Volkmann anblickte, zeichnete sich ungläubiges Staunen auf seinem Gesicht ab.
»Erinnern Sie sich an ihn?« fragte Volkmann.
»Ja«, sagte Busch langsam. »Ich erinnere mich.«
»Sind Sie sicher?«
Busch war blaß geworden. »Ich habe ihn sogar oft getroffen.«
Er suchte einen Moment nach Worten. »Und den Namen … Ja, an den erinnere ich mich auch. Erhard Schmeltz. Aus Hamburg.«
»Können Sie mir etwas über ihn erzählen?« fragte Volkmann.
Busch sah in den Garten hinaus und wirkte plötzlich sehr unbehaglich. Er drehte sich zu Volkmann um.
»Würde es
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