Meade Glenn
und als letzter Krüger. Er warf einen letzten Blick durch die Suite, um sich zu vergewissern, daß nichts zurückgelassen worden war.
Dann schloß er befriedigt die Tür hinter sich.
Schmidt ging zum Aufzug voraus.
Hernandez hörte gedämpft die letzten Worte der Unterhaltung in Suite 120. Dann herrschte Schweigen. Zum Teufel mit Torres und seiner verfluchten Ausrüstung! dachte er.
Aber wenigstens hatte er etwas auf Band. Wenn er nur aus dem schlau würde, über das die Männer gesprochen hatten.
Er schüttelte sich unwillkürlich, als er die deutschen Sätze wieder Revue passieren ließ. Sie werden alle getötet! Wen wollten diese Männer umbringen?
Plötzlich durchfuhr es Hernandez eiskalt. Was waren das für Männer? Rauschgifthändler? Höchstwahrscheinlich. Große Dealer aus Europa. Diejenigen, die ein oder zweimal im Jahr herüberkamen, um die Verträge zu erneuern und über die Preise zu verhandeln. Aber irgend etwas an der ganzen Geschichte war merkwürdig, etwas war seltsam. Hernandez hatte ein komisches Gefühl im Bauch, das einfach nicht verschwinden wollte. Die beiden Männer hatten das Deutsch von Einwanderern gesprochen, dessen Vokale vom labialen Spanischen aufgeweicht wurden. Nur einer sprach reines, gutturales Deutsch, den rauhen Singsang des bayerischen Dialekts.
Hernandez schüttelte den Kopf. Das alles verwirrte ihn.
Der Fahrer bringt Sie in das sichere Haus, hatte die Stimme gesagt. Wo befand sich das sichere Haus? Im Augenblick war das nicht wichtig. Hernandez hatte nur einen Wunsch: das Hotel so schnell wie möglich zu verlassen. Aber zuerst mußte er Torres’ Ausrüstung aus der Suite holen. Wenn dann noch Zeit blieb, konnte er vielleicht den Männern zu dem Haus folgen, von dem sie gesprochen hatten. Aber das bezweifelte er. Es sei denn, er ging sehr rasch vor. Er hob das Telefon ab und wählte eine Nummer.
»Zimmerservice«, antwortete die Stimme.
»Ah, Zimmerservice! Meine Kollegen aus Suite einhundertzwanzig scheinen Probleme zu haben, zu Ihnen durchzukommen. Sie wünschen, daß der Servierwagen aus der Suite entfernt wird. Und zwar sofort!«
»Selbstverständlich, Señor. Wir kümmern uns unverzüglich darum. Suite einhundertzwanzig.«
Hernandez legte wieder auf, entledigte sich der Kellnerjacke, der Hose und der Krawatte, zog sich hastig den Anzug an und band sich den blauen Seidenschal um. Die Sonnenbrille war überflüssig. Zwei Minuten später war alles in dem Koffer verpackt, und er konnte aufbrechen. Die Codekarte von seinem Zimmer steckte in seiner Tasche.
Er sah das Ersatzband auf dem Bett liegen und stopfte es in seine Jackentasche. Alles bereit. Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt, lauschte und wartete auf den Kellner vom Zimmerservice.
Als sie aus dem Lift traten, ging Krüger vor und trat an die Rezeption. Der fette Portier blickte lächelnd auf.
»Señor?«
»Suite einhundertzwanzig«, sagte Krüger. »Wir reisen ab. Ich nehme an, daß die Rechnung bezahlt worden ist?«
Der Mann tippte eine Zahl in den Computer ein. »Allerdings, Señor. In bar, als die Suite gebucht wurde. War alles zu Ihrer Zufriedenheit?«
»Ja, danke. Ihr Hotel ist ausgezeichnet. Der Champagner und die Kanapees waren hervorragend. Guten Tag.« Krüger wollte sich umdrehen, als er die merkwürdige Miene des Empfangschefs bemerkte, bevor der Mann wieder auf den Computerbildschirm sah. Krüger zögerte.
Dann blickte der Mann ihn fragend an. »Champagner?
Kanapees? Wir haben keinen Beleg über eine solche Bestellung, Señor.«
Krüger schluckte. »Wie bitte?«
»Es gibt keinen Beleg über diese Bestellung in unserem Computer, Señor.« Er lächelte freundlich. »Da liegt offenbar ein Fehler vor.«
»Die Flasche Champagner und die Cocktailhäppchen sind uns in die Suite gebracht worden …« Krüger war sichtlich nervös.
»Wollen Sie damit sagen, daß es kein Service des Hotels war?«
Der Fette lächelte strahlend und liebenswürdig, als habe Krüger einen guten Witz gemacht. »Nein, Señor.
Selbstverständlich nicht. Aber ich kann es überprüfen, um absolut sicherzugehen. Vielleicht ist diese Bestellung irrtümlicherweise in Ihre Suite geschickt worden. Allerdings möchte ich das bezweifeln.«
Krüger war sichtlich blaß geworden. Der Empfangschef griff bereits zum Telefon und wählte eine Nummer. Einen Augenblick später sprach er hektisch in die Muschel, aber Krüger hörte schon nicht mehr zu. Ihm brach der kalte Schweiß aus, und etwas setzte ihm zu, nagte an seinem
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