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Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
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nach, wie er lautlos über den Teppich glitt und gegen den Schreibtisch stieß. Die Tischlampe schwankte und wäre beinahe umgefallen.
    Meyer drehte sich um und sah, daß Krüger ihn beobachtete. Er kehrte an seinen Platz zurück und wünschte sich erneut, daß die Konferenz bald enden möge.
    Alles lief wie geschmiert, bis Hernandez das Klicken im Kopfhörer wahrnahm.
    Er saß auf dem Bett und rauchte nervös eine Zigarette. Das japanische Bandgerät lag vor ihm auf dem Bett, und die beiden Spulen drehten sich noch. Die Männer sprachen Deutsch, Hernandez’ Muttersprache. Während die Maschine das Gespräch aus Suite Einhundertzwanzig aufzeichnete, konnte er klar und deutlich verstehen, was gesprochen wurde.
    In seiner Kindheit hatte seine Mutter sowohl spanisch als auch deutsch mit ihm geredet, manchmal auch Guarani, diese ausdrucksstarke indio-spanische Mischform, die die gewöhnlichen Paraguayer bevorzugten. Aber das Deutsche war ihm eine zweite Natur. Trotz der Abneigung, die Rudis paraguayischer Vater dieser Sprache entgegenbrachte, hatte seine Mutter darauf bestanden, daß er sie lernte.
    Zwar vermochte er dem Gespräch zu folgen, gelegentlich jedoch mußte er innehalten und nachdenken, Worte zusammenbringen und Sätze aus seinem Gedächtnis hervorkramen. Zum Glück hatte er das Tonband. Er konnte es später abspielen und alles sorgfältig übersetzen.
    Und dann klickte es im Kopfhörer.
    Die Stimmen wurden leiser und klangen weiter entfernt – und schließlich herrschte Ruhe bis auf ein schwaches Brummen.
    Hernandez stieß einen lauten Fluch aus. Hastig drehte er den Lautstärkeregler bis zum Anschlag auf und drückte die Kopfhörer gegen seine Ohren. Nichts. Nur dieses leichte Rauschen war noch zu hören. Torres hatte gesagt, daß die Ausrüstung gut wäre, empfindlich, aber sehr gut, und sogar das Summen eines Moskitos aus zehn Metern Entfernung aufnehmen würde. Entweder nahm es tatsächlich das Summen eines Moskitos auf, oder das Mikrofon hatte sich gelöst oder war beschädigt worden …
    Oder sie hatten es gefunden!
    Herr im Himmel! Hernandez schwitzte und überlegte, ob er flüchten sollte, und zwar auf der Stelle. Einfach weglaufen.
    Nein, es war sicherer zu bleiben, denn die Männer konnten ja nicht ahnen, in welchem Zimmer er saß. Woher sollten sie wissen, wo sie den Empfänger suchen mußten? Und außerdem konnte er von seinem Zimmer aus noch immer die Polizei anrufen.
    Hernandez war am ganzen Leib schweißgebadet und schnitt eine Grimasse. Er preßte sich die Kopfhörer noch fester an die Ohren. Nun konnte er die gedämpften Stimmen der Männer wieder hören, aber nur sehr schwach. Er fühlte, wie der Schweiß ihm den Rücken herunterlief und sein Hemd noch mehr durchnäßte. Der Stoff klebte auch so schon unangenehm an seiner Haut.
    Bitte, dachte er. Lieber Gott, laß sie nicht das Mikrofon finden!
    Der Journalist blieb eine Viertelstunde auf dem Bett sitzen und rauchte noch zwei Zigaretten. Er lauschte dem leisen Rauschen in seinen Kopfhörern und bekam von dem Geräusch beinahe Kopfschmerzen. Peng! Wie ein Pistolenschuß knallte es in seinen Ohren. Hernandez’ Herz setzte einen Schlag aus, und das Blut schien ihm vor eisiger Angst in den Adern zu gefrieren.
    Sekunden später dröhnte lautes Lachen in den Hörmuscheln, das Klirren von Gläsern und das schwache Geräusch von Stimmen.
    »Prost!«
    »Prost!«
    »Prost!«
    Sie tranken sich im Chor zu.
    Hernandez seufzte, entspannte sich ein wenig und begriff. Der Champagner … Die Männer tranken Champagner. Gott sei Dank. Sie hatten das Mikrofon nicht gefunden.
    Die drei Männer hoben noch einmal die Gläser, diesmal schweigend. Das Treffen war beendet. Meyer sah den Silberhaarigen an und beobachtete, wie er den Champagner nippte. Der Mann war erfreut, hocherfreut, das war Meyer klar.
    Das Treffen war ausgezeichnet gelaufen.
    Schließlich stellte Krüger sein Glas ab. »Wir müssen Sie jetzt verlassen. Es ist eine lange Reise zurück in den Norden. Der Fahrer bringt Sie in das sichere Haus.«
    Meyer nickte. Der silberhaarige Mann stellte sein Glas auf den Servierwagen zurück und nahm Meyers Hand fest in seine beiden. Ein herzlicher Händedruck, und Meyer fühlte den Stolz, die Freude in sich aufsteigen.
    Krüger nickte Schmidt zu, der die Tür öffnete, auf den Flur hinaustrat und sich kurz umsah. Dann drehte er sich um und nickte. Alles klar.
    Meyer und Krüger nahmen ihre Aktentaschen. Der silberhaarige Mann folgte Schmidt, dann kam Meyer

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