Meade Glenn
nickte ungeduldig.
Hernandez wandte sich von dem silberhaarigen Mann ab und sah sich jetzt dem großen, blonden Brocken gegenüber, der neben der offenen Tür stand und eine Hand hinter dem Rücken hielt. Als Hernandez an ihm vorbei mußte, hätte er fast nach Luft geschnappt, weil die Angst ihm die Kehle zuschnürte.
Der Journalist rang seine Angst nieder, drehte sich noch einmal um und ließ den Blick unauffällig, wie er hoffte, durch die Suite schweifen, während er lächelte.
»Buenos tardes, Señores.«
Seine Hand ruhte schon auf dem Türknauf, als er noch einmal den Mann am Tisch ansah, den müden Kerl in dem zerknitterten blauen Anzug, den mit den silbergrauen Haaren. Dann zog er die Tür hinter sich zu, machte drei, vier Schritte und stieß seufzend die Luft aus.
Er fühlte den Schweiß auf seinem Rücken, an seinem Hals, auf seiner Stirn. Jesus, Maria … Rasch ging er zu seiner Suite zurück.
Die drei Männer saßen wieder am Tisch. Meyer war erleichtert.
Die Unterbrechung durch den Kellner hatte sich als willkommene Pause entpuppt. Seine Kehle war von der Schwüle in dem Zimmer ausgetrocknet, und er spürte schon die Effekte der Dehydrierung nach dem langen Flug. Der eisgekühlte Champagner sah sehr verlockend aus, aber er würde noch warten müssen. Meyer leckte sich die trockenen Lippen. Es wurde Zeit, ein paar Fragen zu beantworten.
Der silberhaarige Mann beugte sich vor und sah ihn forschend an. Nüchtern fragte er: »Die Lieferung?«
Meyer nickte. »Die Ladung wird wie vereinbart in Genua abgeholt.«
»Und der Italiener?«
»Er wird beseitigt, aber ich möchte sichergehen, daß wir mit der Fracht keinen Verdacht erregen. Es wäre klug zu warten, bis Brandenburg einsatzbereit ist. Dann wird mit ihm genauso verfahren wie mit den anderen.«
Der silberhaarige Mann nickte zustimmend und sah dann Meyer eindringlich in die Augen.
»Diejenigen, die uns ihre Loyalität versprochen haben … wir müssen uns ihrer absolut sicher sein.«
»Ich habe sie genau überprüft«, erwiderte Meyer unbeeindruckt. »Ihre Abstammung steht außerhalb jeder Diskussion.«
Krüger rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her, während er Meyer anblickte. »Was ist mit dem Türken?«
»Da sehe ich keine Probleme.«
»Und das Mädchen?« fuhr Krüger fort. »Sind Sie absolut sicher, daß wir uns auf sie verlassen können?«
»Sie wird uns nicht enttäuschen, das versichere ich Ihnen.«
Meyer richtete den Blick auf den alten Mann. »Es gibt keine weiteren Änderungen auf der Namensliste?«
Der Silberhaarige schüttelte bestimmt den Kopf. »Sie werden alle getötet.«
»Und Ihre Reisevorbereitungen?« wollte Meyer wissen.
»Ist alles organisiert?«
»Wir verlassen Paraguay am Sechsten.«
Meyer sah die beiden Männer an. »Vielleicht sollten wir den Terminplan noch einmal durchgehen.«
Beide nickten.
Meyer fuhr sich mit dem Finger unter den Kragen. Trotz der Klimaanlage war die Hitze beinahe unerträglich. Die Luftfeuchtigkeit betrug mindestens neunzig Prozent. Sie erstickte ihn fast und ließ ihn wünschen, das Treffen ginge bald zu Ende. Der Rest konnte innerhalb von höchstens zehn Minuten erledigt werden, davon war er überzeugt. Krüger würde sicherlich die wichtigsten Punkte noch einmal durchsprechen.
Meyer leckte sich die Lippen und blickte auf den Servierwagen, den der Kellner gebracht hatte. Der Hals der Champagnerflasche ragte über den Rand des Eiskübels hinaus. Ein Glas eisgekühlten, perlenden Champagners wäre jetzt genau das richtige, um seinen Durst zu stillen. Meyer drehte sich wieder zu Krüger um.
»Es ist ziemlich heiß hier. Kann ich ein Glas Wasser bekommen?«
Krüger nickte.
Meyer erhob sich und ging zu einer Anrichte, auf der auf einem Silbertablett eine Wasserkaraffe mit einigen Gläsern stand. Er schenkte sich eins mit der lauwarmen Flüssigkeit ein und blickte sehnlich auf den Servierwagen mit dem Champagner, während er trank. Meine Güte, wäre das jetzt angenehm. Und die Appetithäppchen sahen so verführerisch aus.
Im Flugzeug hatte er kaum etwas gegessen. Dieser verdammte Servierwagen fing an, ihn abzulenken. Meyer leerte das Glas und schenkte sich noch eins ein. Er mußte den Servierwagen wegschieben, damit er ihn nicht mehr sehen konnte. Der Anblick der köstlichen Häppchen und des kühlen Schampus in einem Nest aus Eis setzte ihm zu.
Er beugte sich vor und schob den Wagen behutsam von sich weg. Überrascht stellte er fest, wie leicht er sich bewegte, sah ihm
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