Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meade Glenn

Meade Glenn

Titel: Meade Glenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unternehmen Brandenburg
Vom Netzwerk:
ihm eingeschenkt hatte. »Hat Ferguson angedeutet, worüber er sprechen möchte?«
    Getrennt von den anderen Gästen saßen sie in einer abgeschiedenen Ecke des Restaurants auf einem leicht erhöhten Podium. Peters schlürfte genießerisch den Wein, verzog dann das Gesicht und warf einen mißmutigen Blick aus dem Fenster.
    »Es hat was mit dem verdammten Deutschen zu tun.«
    Volkmann wußte, daß irgend etwas nicht stimmte. Krulls Schreibtisch in der Deutschen Sektion war verwaist, und man hatte ihn seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Selbst die Leute aus dem französischen und italienischen Ressort schienen noch mehr Zeit als gewöhnlich damit zu verbringen, ihren Kaffee zu schlürfen. Der einzige regelmäßige Betrieb fand in seiner Abteilung und bei den Holländern statt. Beide Sektionen arbeiteten lebhaft, als wäre nichts passiert. Sie steckten beide voller unbelehrbarer Bürokraten.
    Ferguson traf einen Augenblick später ein. Er war groß und hager, hatte ein teigiges Gesicht, ging auf die Sechzig zu und trug wie ein englischer Gutsherr einen Anzug aus Donegal-Tweed und ein kariertes Hemd, dazu eine Wollkrawatte mit dickem Knoten. Er setzte sich und murmelte eine Entschuldigung »Wie ich sehe, haben Sie schon ohne mich angefangen.«
    Ferguson warf einen Blick auf die offene Weinflasche, lächelte kurz und bedankte sich mit einem Nicken für das Glas Wein, das Peters ihm einschenkte.
    »Sie haben schon bestellt? Dann sollte ich das jetzt wohl auch tun.«
    Ferguson bestellte sich ein Seezungenfilet mit Zitronensauce, gebuttertem Brokkoli und Salzkartoffeln. Er trank einen Schluck Wein, lehnte sich zurück und blickte kurz aus dem Fenster. Die Tauben flogen wie schlappe graue Putzlappen um das Gutenberg-Denkmal. Er wandte sich seinen beiden Mitarbeitern zu und begann zu sprechen.
    »Ich hatte eine Besprechung mit Hollrich, deshalb komme ich so spät. Er war die letzte Woche in Bonn.«
    »Irgendwas, das uns angeht?« wollte Peters wissen.
    »Die Leute in Berlin und Bonn machen Ärger«, antwortete Ferguson. »Sie reden von Finanzierungsproblemen und Steuerrückgang. Unter den vorherrschenden Umständen ist das als Entschuldigung vollkommen ausreichend. Sie werden vielleicht ihre Beteiligung an der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit zurückschrauben und sich mehr um die Probleme zu Hause kümmern.«
    »Hab’ ich mir’s doch gedacht«, meinte Peters.
    Ferguson kaute den fruchtigen Wein im Mund, bevor er ihn herunterschluckte. Als er Volkmann und Peters wieder ansah, hatte er das Gesicht zu einer Grimasse verzogen. »Hollrich behauptet, es ginge hauptsächlich ums Geld. Die Bonzen in Bonn jammern ihm die Ohren voll, daß sie unbedingt die Ausgaben kürzen müssen.«
    »Der ganze Laden schmort doch sowieso nur noch auf Sparflamme, verdammt noch mal! Haben Sie Hollrich das nicht klargemacht, Sir?« wollte Peters wissen.
    Der Kellner kam an den Tisch und brachte das Essen. Das Gespräch verstummte, und Ferguson wartete, bis der Mann wieder gegangen war.
    »So einfach ist das nicht, Tom.« Er zerteilte sorgfältig den Fisch und kaute gründlich, bevor er ihn herunterschluckte.
    »Laut Hollrich hat der Kanzler Probleme mit seiner Minderheitsregierung. Außerdem sind auch die internen Schwierigkeiten erheblich gestiegen. Im Moment gibt es jeden Tag Demonstrationen in Bonn und Berlin. Natürlich ist es überall das gleiche. Ich könnte Ihnen Zahlen nennen, aber Sie haben vermutlich die Zeitungen gelesen.« Ferguson spießte ein Stück Fisch auf, bevor er Peters und Volkmann ansah. »Ich weiß, daß es die Arbeitsbelastung für alle anderen erheblich steigert, aber so ist es nun mal. Ich möchte Sie beide nur darüber informieren, was vor sich geht. Achten Sie darauf, was in der Luft liegt, aber machen Sie weiter wie gewöhnlich. Ich treffe mich am Montag wieder mit Hollrich. Natürlich habe ich auf die Notwendigkeit hingewiesen, daß Deutschland sich weiterhin an der DSE beteiligt. Und ich habe ihn gebeten, diese Botschaft an seine Vorgesetzten weiterzuleiten.«
    »Und die Franzosen?« wollte Volkmann wissen.
    »Ich treffe mich am Mittwoch mit ihrem Sicherheitschef. Er hat von seinen eigenen Leuten Gerüchte über die Deutschen gehört, also möchte er gern darüber reden. Ich glaube, mit ihm komme ich klar.«
    »Sonst noch was?« fragte Volkmann.
    »Ja, da ist in der Tat noch eine Sache. Mir wäre es lieb, wenn Sie sich darum kümmern könnten. Wir würden damit Pauli Graf von der Deutschen Sektion einen kleinen

Weitere Kostenlose Bücher