Meade Glenn
Gefallen tun.«
Ferguson zögerte einen Augenblick. »Wir haben eine schwierige Phase durchzustehen, und ich möchte auf keinen Fall die Wogen aufrühren. Allerdings ist da etwas ans Tageslicht gekommen, von dem ich glaube, daß wir es uns einmal näher ansehen sollten.«
»Aus welchem Bereich?« erkundigte sich Volkmann.
»Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht eine Drogensache. Laut Graf war Hollrich nicht im Entferntesten daran interessiert. Er sagte, daß er weder die Zeit noch die Leute dafür hätte.«
»Also, wo liegt das Problem?« wollte Volkmann wissen.
»Eine junge Frau aus Frankfurt, eine alte Bekannte von Graf, war kürzlich in Südamerika. Sie behauptet, sie hätte Informationen, die uns vielleicht interessieren könnten.«
»Uns?« hakte Peters nach.
»Nun, offenbar die DSE«, antwortete Ferguson.
»Warum erledigt Graf das nicht selbst?« wollte Volkmann wissen.
»Wie gesagt, scheinen die Deutschen nicht besonders interessiert zu sein. Graf ist von Hollrich knapp abgefertigt worden und wird morgen ohnehin nach Berlin versetzt.
Abgesehen von der Personalknappheit hält er es für möglich, daß die Abteilung sich nicht um die Angelegenheit kümmern will, weil alles sehr vage und nicht über offizielle Kanäle gelaufen ist. Anscheinend hält das Mädchen die Informationen zwar für sehr wichtig, will aber auf keinen Fall mit dem Bundeskriminalamt sprechen.«
»Gibt es dafür einen besonderen Grund an?«
Ferguson zuckte mit den Schultern. »Nicht, daß ich wüßte.
Das Mädchen hat nur gesagt, sie wolle mit einem von unseren hochrangigeren Leuten sprechen, die Sache sei wichtig. Sie habe Informationen über eine Schmuggeloperation nach Europa, aber sie wollte es nicht weiter ausführen. Sie würde nur mit jemandem von der DSE persönlich sprechen, sagte sie.«
»Wer soll sich um die Sache kümmern?« fragte Peters.
»Ich dachte an Joseph«, antwortete Ferguson. Er sah Volkmann an. »Sie sprechen die Sprache perfekt und kennen sich in dem Metier aus. Möglich, daß wir eine Niete ziehen, aber andererseits schadet es nichts, die Dame unter die Lupe zu nehmen.«
»Ist das alles?«
Ferguson wirkte leicht gereizt. »Sicher. Ich habe Ihnen alles erzählt, was ich weiß.«
Volkmanns Blick glitt zu dem Ladeninhaber auf der anderen Straßenseite. Er hatte sein Schaufenster zu Ende geschmückt und spähte jetzt hoffnungslos aus dem Fenster.
»Keine weiteren Fragen?« wollte Ferguson wissen.
»Was ist mit der Frau?« Volkmann wandte den Blick vom Fenster ab.
»Sie heißt Erika Kranz. Fünfundzwanzig Jahre alt, freiberufliche Journalistin.« Ferguson zog einen Zettel aus seiner Innentasche und reichte ihn Volkmann. »Hier habe ich Adresse und Telefonnummer notiert. Sie sollten ihr einen Besuch abstatten und sich die Geschichte anhören.«
»Wann soll ich anfangen?«
»Sie könnten morgen nach Frankfurt fahren. Aber rufen Sie das Mädchen vorher an.«
»Wem erstatte ich Bericht?«
»Mir. Und wenn ich unterwegs bin, Peters. Der leitet alles an mich weiter. Ich habe Koller von der Deutschen Sektion bereits um Informationen über die junge Frau angehalten. Dann sind Sie wenigstens etwas vorbereitet.«
»Was ist mit den Deutschen?« fragte Volkmann.
Ferguson lächelte kurz. »Ich bin sicher, daß sie es nur als Routine betrachten. Außerdem waren sie ja nicht sonderlich, interessiert. Sollte sich herausstellen, daß es das Britische Ressort nicht mal indirekt angeht, spielen wir ihnen den Ball wieder zurück. Vorausgesetzt, Hollrich und seine Leute sind überhaupt noch so lange hier. Das Wichtigste ist jetzt, die Maschinerie in Gang zu halten, ganz gleich, ob die Deutschen weitermachen oder nicht.«
Volkmann sah wieder aus dem Fenster. Der fette Verkäufer von gegenüber stand vor dem Eingang seines Geschäftes, hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und betrachtete sein Werk. Auf dem Platz waren noch immer keine Kauflustigen in Sicht.
Als Volkmann sich umdrehte, bemerkte er, daß Ferguson und Peters ihn beobachteten. Der Chef der Britischen DSE warf einen Blick auf den Verkäufer und runzelte die Stirn, dann schmierte er ein Stück harte Butter auf ein knuspriges Brötchen und schenkte sich noch ein Glas Wein ein.
»Ich habe neulich noch gelesen, daß es während der Weltwirtschaftskrise von 1929 genauso gewesen ist. Wer noch im Geschäft war, ist hinter den letzten Pfennigen hergehetzt, die noch im Umlauf waren. Ein furchtbares Durcheinander. Aber Gott sei Dank können wir diese
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