Meade Glenn
Bitte. Der Manager versuchte nicht, sich zu widersetzen, und führte sie höflich in sein Büro hinter der Lobby, einem kleinen, aber tadellos aufgeräumten Raum. An einer der Wände standen mehrere Aktenschränke aus Metall.
Der Manager bot ihnen allen Stühle an. »Wie war das Datum?« fragte er Sanchez.
»Der fünfundzwanzigste November.«
Der Manager ging zu einem der Schränke und wühlte in einer Schublade. Schließlich holte er mehrere Stöße Anmeldekarten heraus, die mit Gummibändern zusammengehalten wurden, trug sie zum Tisch und setzte sich.
»Möchten Sie einen besonderen Namen überprüfen?«
»Hernandez. Señor Rudi Hernandez. Er war vielleicht Gast bei Ihnen.«
»Die Informationen über unsere Gäste sind im Computer.
Aber die Originalanmeldekarten werden alphabetisch sortiert, so daß er nicht schwer zu finden sein dürfte.«
Er blätterte geschickt den ersten Block durch. »Hernandez …
Hernandez … Ja.« Er blickte hoch. »Es gibt einen Hernandez.
Aber sein Vorname ist …«, er blickte wieder auf die Karte,
»Morites … Morites Hernandez.«
Sanchez streckte die Hand aus, und der Manager reichte ihm die Karte. Dieser Hernandez war nach den Angaben darauf ein Handlungsreisender aus São Paulo.
»Señorita«, fragte Sanchez, »haben Sie zufällig einen Brief von Rudi bei sich?«
Die junge Frau zögerte einen Augenblick und sah zwischen Volkmann und Sanchez hin und her. »In meinem Zimmer … ich habe einen Brief im Koffer.«
»Wären Sie so nett und würden ihn mir bringen, bitte?«
Erika Kranz nickte und ging. Als sie fünf Minuten später wiederkam, hielt sie einen Brief in der Hand, den sie auseinanderfaltete und Sanchez übergab. Der Manager sah neugierig zu, wie der Polizist die beiden Schriftstücke auf den Tisch legte und die Handschrift des Briefes mit der auf der Karte verglich.
Die Buchstaben neigten sich in verschiedene Richtungen, und die Schrift auf der Registrationskarte war klein und unscheinbar.
Die Schrift auf dem Brief von Rudi zeigte große, schwungvolle Buchstaben.
»Nein«, sagte Sanchez. »Das ist nicht der Hernandez, nach dem wir suchen.«
Der Manager wirkte erleichtert.
»Wie viele Gäste waren am fünfundzwanzigsten November im Hotel?«
Der Manager blickte nacheinander Sanchez, Volkmann und Erika an. »Es war eine sehr geschäftige Nacht, das weiß ich noch«, antwortete er in perfektem Englisch. »Wir waren voll belegt. Wir hatten eine Messe und verschiedene Veranstaltungen
…«
»Wie viele?« unterbrach ihn Sanchez.
»Vielleicht dreihundert Gäste.«
Als Sanchez seufzte, zuckte der Manager mit den Schultern.
»Es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen konnte.«
Sanchez blickte den Manager jedoch entschlossen an. »Wir werden alle Karten von diesem Tag überprüfen müssen.«
Der Mann starrte ihn ungläubig an. »Alle, Señor?«
» Sí, alle. Und ich brauche eine Liste aller Gäste, die an diesem fünfundzwanzigsten November hier gebucht haben. Ihre Namen, die Nummern der Reisepässe, wenn es Fremde waren. Wer die Reservierung gemacht hat. Wer die Rechnungen bezahlt hat.«
Sanchez hielt inne. »Sind all diese Informationen in Ihrem Computer?«
Der Manager nickte verblüfft.
»Dann rufen Sie sie bitte umgehend ab«, forderte der Capitán ihn auf.
»Señor, ist Ihnen klar, wie spät es ist? Ich habe noch andere Pflichten, um die ich mich kümmern muß. Wenn die Tagschicht anfängt, kann ich vielleicht …«
Sanchez unterbrach ihn scharf. »Ich brauche diese Informationen sofort. Warten kann ich nicht. Tun Sie bitte, worum ich Sie gebeten habe. Andernfalls bin ich gezwungen, mich mit Ihrem Vorgesetzten in Verbindung zu setzen.« Er senkte die Stimme unmerklich. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar für Ihre Zusammenarbeit, Señor.«
Sanchez musterte den Manager durchdringend aus blutunterlaufenen Augen.
Der Mann zögerte und seufzte. »Gut. Ich werde sehen, was ich tun kann.« Er wollte gehen, aber Sanchez hielt ihn auf.
»Noch etwas.«
»Ja?«
»Könnten wir eine Kanne Kaffee bekommen? Starken Kaffee.«
Der Manager nickte kurz und ging.
Volkmann blickte auf seine Uhr. Es war fünf Uhr morgens.
17. KAPITEL
Nordöstlicher Chaco.
5.40 Uhr.
Die Geräusche des Dschungels hatten ihn geweckt.
Er stand auf, warf das Moskitonetz zurück und zog sich langsam an. Als sich seine Augen an das Halbdunkel gewöhnt hatten, ließ er den Blick durch das Zimmer gleiten. Es war jetzt leer, bis auf das Bett und die Koffer und die Kleidung, die auf
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