Meade Glenn
Plastikkarte wird hergestellt. Jeder Gast hat seinen eigenen Code.«
Sanchez nickte.
»Wollen Sie das Zimmer besichtigen, in dem der Gentleman übernachtet hat?« fragte der Manager. »Ich glaube, es ist zur Zeit nicht belegt.«
»Später vielleicht.« Sanchez wußte, daß es sinnlos sein würde.
Mittlerweile war das Zimmer gewiß schon ein Dutzend Mal saubergemacht worden. Er blickte auf die Uhr. Viertel nach sechs.
»Wenn es eine Störung in Señor Hernandez’ … Ich meine, in Señor Ferres’ Zimmer gegeben hätte, wäre das doch sicher gemeldet worden, oder?«
Der Manager wirkte leicht beunruhigt. »Eine Störung?
Welcher Art?«
»Einen Kampf, eine Auseinandersetzung oder großer Lärm«, erwiderte Sanchez unbeeindruckt.
»Meine Leute sind sehr aufmerksam. Wenn etwas passiert wäre, hätte man das gemeldet, und es wäre notiert worden.«
Er zuckte mit den Schultern und lächelte kurz. »Manchmal kommt so etwas vor. Paare, die sich streiten und mit Gegenständen um sich werfen. Glauben Sie, daß so etwas im Zimmer des Gentlemans passiert sein könnte?«
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
»Ich kann das Beschwerdebuch für dieses Stockwerk überprüfen, wenn Sie möchten.«
»Das wäre nett. Könnten Sie außerdem nachsehen, ob der Gentleman vielleicht etwas in seinem Zimmer zurückgelassen hat, persönliches Eigentum zum Beispiel?«
Der Manager nickte und ging hinaus.
Sanchez rieb sich die Augen. »Der Champagner und das Essen
…«, wandte er sich an Volkmann und Erika, »das verwirrt mich.
Warum soll Rudi das bestellt haben?«
Er nahm den Stapel Computerausdrucke und faltete ihn auseinander. Die Liste fing mit der ersten Zimmernummer auf Hernandez Stockwerk an. Langsam und sorgfältig las Sanchez den Ausdruck durch und kontrollierte alle Daten: die Zimmernummern, die Gäste, die Rechnungen.
Nach einer Weile zwinkerte er mehrmals, rieb sich die blutunterlaufenen Augen und blickte hoch.
»Endlich ein Silberstreif am Horizont!« verkündete der Capitán.
Volkmann und Erika sahen den korpulenten Mann fragend an.
»Ein alter Bekannter hat auf dem gleichen Stockwerk gebucht.
Wie Rudi eine Suite.« Sanchez lächelte breit. »Ein gewisser Señor Nikolas Tscharkin.«
Der Manager kehrte kurz darauf mit einem dicken Ordner zurück, den er aufgeschlagen in der Hand hielt. Er teilte Sanchez mit, daß weder eine Fundssache noch eine Beschwerde auf dem ersten Stock am Abend des fünfundzwanzigsten November und auch nicht in den Morgenstunden des folgenden Tages gemeldet worden seien. Es hatte insgesamt nur zwei Beschwerden gegeben: Eine auf dem zweiten Stock, die ein überaktives Paar betraf, das in seinem Schlafzimmer recht laut gewesen war, sehr zum Ärgernis einer älteren Dame im angrenzenden Zimmer.
Und die zweite war früher erfolgt, als ein Gast im dritten Stock, der wohl eins über den Durst getrunken hatte, wiederholt eins der Zimmermädchen mit unsittlichen Anträgen belästigte.
Sanchez fragte, ob sie die Suite sehen könnten, die Tscharkin gemietet hatte.
»Tut mir leid, sie ist im Augenblick belegt. Aber sobald die Gäste heute morgen abgereist sind, werde ich es veranlassen.«
Der Manager zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, daß ich Ihnen da nicht weiterhelfen kann.«
Sanchez nickte. »Ich bin Ihnen für Ihre Unterstützung dankbar, Señor.«
Jemand klopfte an die Tür. Volkmann beobachtete, wie ein Mann hereinkam und rasch auf spanisch mit Sanchez sprach.
Sanchez entschuldigte sich und ging mit dem Mann nach draußen.
Volkmann betrachtete Erika, und ihm wurde deutlich, daß sie in den letzten vierundzwanzig Stunden kaum mehr als ein paar Stunden geschlafen hatten. Bei der jungen Frau zeigte sich die Müdigkeit deutlich. Sie war fahrig und konnte kaum noch die Augen offenhalten. Eine Strähne ihres blonden Haares fiel ihr ins Gesicht. Sie wischte sie weg und lächelte Volkmann kurz an.
»Sie können gern in Ihr Zimmer gehen und etwas ausruhen.
Ich rufe Sie, falls sich etwas ergibt.«
Die junge Frau schüttelte den Kopf. Sie blickten beide zur Tür, als Sanchez hereinkam und sie ansprach. Den Manager ignorierte er.
»Das war Inspektor Cavales, der Mann, den ich auf Tscharkins Fall angesetzt habe. Er hat eine Liste der Anrufe bekommen, die in den beiden letzten Wochen von Tscharkins Haus gemacht wurden. Es gab zwei Anrufe an eine Funktelefonverbindung im nordöstlichen Chaco …«
Sanchez wartete und ließ diese Information wirken. Sowohl Volkmann als auch das
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