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Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
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Sie mal ’nen deutschen Volksmusiker!“ „Äh – Heino?!“ „Und wer noch?!“ „Äh – die Wildecker Herzbuben…?!“ „Ja, und wer dann noch?“ „Äh, hm, tja – Maria Hellwig…. die lebt doch noch, oder… hab ich jetzt was gewonnen…?“
     
    Doch nun soll’s ein Ende haben, mit dieser geheuchelten Fröhlichkeit und der gejodelten Zwangs-Belustigung. Ein Kameraschwenk in die Reihen der Zuschauer sagt doch wohl alles. Zwischen 70 und 95 Jahre Lebensalter hocken da pro Sitz. Künftige Konsumverweigerer sind das, sonst nichts. Und dafür hat’s hierzulande eine eigene Rubrik: Volksmusik.
     
    Klatschen und Schunkeln können sie ja noch, wenn auch nicht immer im Takt. Beim Mitsingen des Refrains wird’s schon schwieriger. Da wird aus der „schwarzen Barbara“ gerne mal eine „Monika“ und die „Wildecker Herzbuben“ sind schlicht die „Herzileins“. Sieht man ihnen auch sofort an und „Bauchileins“ klingt eben schauderhaft. Jeder der beiden hätte vorne ausreichend Fläche für den Slogan „Ich bin 2 Öltanks.“ Das Management arbeitet manchmal wirklich oberflächlich…
     
    Die heile Welt in Dosen.
     
    Der Eine spielt nicht wirklich Trompete, sagen manche und ein anderer kann nicht singen, behaupten wieder andere. Aber Hauptsache fröhlich. Freddy fuhr nie zur See und Heino war nie bei den Pfadfindern. Das Leben ist hart und geht oftmals seltsame Wege. Keinen interessiert das.
     
    Interesse zeigt der wahre Fan erst dann, wenn der „Musikantenstadl“ zur Heiterkeit einlädt, die Mitwirkenden in farbenfrohen Trachten über die Bühne hupfen und nichts anderes als bedingungslos lustig sind. Vergessen werden plötzlich Streiks und Hungersnöte, Miss- und Rückstände, Katastrophen allerorts und das falsch geparkte Auto des Nachbarn vor der Haustüre.
     
    Na wenn das nicht nach Drogenmissbrauch klingt. Damit soll jetzt Schluss sein, Ende und aus. Vorhang und kein Applaus. Wo kommen wir denn da hin, den Rentnern und wohlverdienten Ruheständlern ihren Lebensabend zu versüßen, ihnen Freude zu bescheren und das außerhalb der Weihnachtszeit?! Nicht in diesem Lande! Da dreht man kurzerhand den Hahn ab und sendet stattdessen die x-te Wiederholung von „Professor Bringtwas“, oder wie.
     
    Du willst es, du bekommst es…
     
    Wohl dem, der alle bisherigen Folgen der „Volkstümlichen Hitparade“ auf Video besitzt. Er hat beste Chancen zur beliebtesten Person am Ort zu werden. Man nennt diese Leute auch „Dealer“. Wenn der Neffe dann auch noch den ganzen Krempel bei eBay einstellt, freut sich Opas Konto und der Neffe rückt um etliche Plätze auf der testamentarischen Erbliste höher.
     
    Wer kümmert sich dann bloß um das verwaiste Edelweiß, den bockigen Gamsbock und die katholischen Alpen. Oder sollte man besser fragen, wen es dann noch kümmert, wenn alles verkümmert? Wer kauft dann noch die CD’s der „Original Tra-la-las“ mit ihrem aktuellen Hit „Handgemachte Hopp-sa-sa’s“. Ein Drama wird das. Und wohin mit der Zeit, die man sonst am TV-Gerät verbrachte.
     
    Das ist das Thema überhaupt und sowieso. Hier sind die Politiker gefragt. Hier liegen die Energiereserven dieses Landes brach. Hier sollte man den Hebel ansetzen. Hier kann man Wählerstimmen mobilisieren. Hier bekommt das Wort „Volksbegehren“ eine eigene Schwingung. Und dazu spuilt die Musi…
     

Wiedervereinigung
     
    Wahrscheinlich war ich der Einzige, der heute Morgen beim Bäcker vor verschlossener Türe stand. Sicher lauerte jemand hinter der Gardine und hat sich darüber amüsiert. Ich schau so gut wie nie auf den Kalender und verlasse mich auf meine innere Uhr. Wochenenden finden eben nur an den Enden der Woche statt und wenn ein Geschäft mitten in der Woche zu hat, muss ein anderer Grund vorliegen.
     
    Entweder steckt die Gewerkschaft dahinter oder der Besitzer hat im Lotto gewonnen und will endlich mal auspennen. Auch alle anderen Läden in der Passage hatten dicht. Was war los? Alle Lottogewinner? Spielgemeinschaft? Träumte ich noch oder lag ich im Koma? Nö, nichts von alledem. „Heute ist Feiertag“, klärte mich eine ältere Dame auf, die ihren Hund Gassi führte. Ich war für den Bruchteil einer Sekunde sprachlos und fragte „was feiert man denn Heute?“
     
    “Wiedervereinigung!“ kam es prompt zurück. So so, dachte ich, wenn das ein Grund zum feiern ist, na dann eben keine frischen Brötchen. Nicht genug, dass man sich an diesen Tag erinnern soll, nein – man dezimiert
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