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Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)

Titel: Meckerfritz - 1: Bissige und ironische Betrachtungen des Alltags. (German Edition)
Autoren: Lutz Spilker
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Basta. Aber einen Nachtisch vielleicht. Fürst Pückler Eis? Fürst? Der Adel kommt mir nicht ins Haus. Haben ja selber nix, die Hungerleider.
     
    Aber ein wenig Musik werden wir doch spielen. Wie wär’s mit Pavarotti? Papper-la-potti. Nimm’ Heino. Is’ billiger.
     
    Na aber Silvester. Da werden wir doch das Jahr gebührend ausklingen lassen.
     
    Schampus und Knaller. Raketen und Bleigießen. Knaller und Raketen? Hat’s dies’ Jahr nicht schon genug gescheppert? Ich glaub’ es hackt. Und was soll das alberne Bleigießen? Zukunft gucken? Neugierig auf das kommende Jahr? Das kommt von alleine. Ich will’s vorher nicht wissen. Halleluja.

 

Nicht übertreiben
     
    Sprüche und Sprüchlein für das Thema »Übertreibung« existieren zuhauf. „Man kann es treiben, aber nicht übertreiben“ lautet es und „wer übertreibt, hat mehr vom Leben“ schallt es auch aus irgendeiner Ecke. Womöglich aus der Ecke des Herrn Felix Krull. Wer schon einmal den Jüngern Petrus beiwohnte, kennt die Armlänge, welche benötigt wird, den letzten Fang zu beschreiben. Da kann es schnell zum Platzmangel kommen.
     
    Zwar ermahnt man stets, oder wird mit den Worten „nun übertreib’ mal nicht…“ zurechtgewiesen, aber mit mindestens einem zwinkernden Auge. Männer neigen bei einer Beschreibung der Größe ihrer »Männlichkeit« gerne zu Übertreibungen. Frauen beschränken sich hingegen auf das tatsächliche Vorhandensein sichtbarer Geschlechtsmerkmale. Wo dann Not tut, wird chirurgisch nachgeholfen und zwar bei Zuwenig, als auch bei Zuviel.
     
    Der Wunsch mehr zu sein, größer zu sein, wichtiger oder reicher zu sein, steckt tief in uns drin. Man will nicht nur Gesprächsstoff liefern, man will es selbst sein. Das Gefühl, dass andere über einen reden, muss herrlich sein. Also tut man so als ob es so wäre und hilft dem Geschehen durch Übertreiben ein wenig nach. Man lügt nicht, man pustet den Ballon nur etwas mehr auf. Dadurch wird er größer, interessante, als auch imposanter und macht erheblich neugieriger.
     
    Also hat die Wohnung nicht 60 m² sondern 85 m² und das Haus hat nicht 5 sondern 12 Zimmer, alleine 4 davon sind Bäder mit griechischen Kacheln und das Auto hat schließlich 750 PS, anstatt 126 PS. Man verdient im Monat dies und jenes, war da und dort auf der Uni und spricht 7 Sprachen mindestens. Man ist bei „Monopoly“ stets der Gewinner und besitzt eine schwarze AMEX. Trägt man jetzt noch ganz lässig eine schlabbrige Jeans, ist das Bild komplett.
     
    Die Übertreibung kann auch rückwärts funktionieren, indem man nichts größer oder vielfacher hinstellt, sondern minimiert.
     
    Man verkleinert z.B. eine Zahl. Aus einer 42 wird Hokus Pokus eine 36 und es geht nicht immer um die Konfektionsgröße, sondern vorrangig ums Alter. Manche Ladys feiern zum 6. Mal ihren 40. Geburtstag. Man sollte es mit ständig anderen Gästen tun, ggf. merkt sich jemand Zahlen ganz gut. Das ist Flunkern, Schwindeln, Schummeln und notfalls Kokettieren. Keinesfalls jedoch absichtliches Lügen oder gar vorsätzliches Betrügen.
     
    Man merkt den Schwindel, man soll ihn merken, man wird nur für eine zeitlang hinters Licht geführt, jedoch nicht dauerhaft. Wenn jemand 47 Knödel binnen 20 Sekunden gegessen hat, dann ist das eine leichte Übertreibung, denn tatsächlich waren es 161 Knödel und der Esser benötigte zum Verputzen 60 Minuten.
     

Steh auf, Männchen
     
    Es ist im Manne verankert, er kann sich dessen nicht entziehen, die Arterhaltung plus seine soziale Stellung machen ihn zum Werkzeug der Evolution. Ohne ihn passiert nichts, das Bestehen der gesamten Menschheit lastet auf seinen Schultern und in seinen Lenden. Er beugt sich seiner Rolle und wird schon von Kindesbeinen an darauf gedrillt „seinen Mann zu stehen“ und wird nicht selten von dieser Bürde erdrückt. Wer versagt ist ein Schwächling, oder ein Schlappschwanz.
     
    Also bemüht man sich nach allen Kräften und oftmals unter Zuhilfenahme pharmazeutischer Produkte, den auferlegten Verantwortungen und Wünschen zu entsprechen und geht nicht selten erhebliche gesundheitliche Risiken ein. Der Erfolgsdruck ist ziemlich weit oben angesiedelt und um ihm gerecht zu werden, verfährt man nach dem erlernten Muster.
     
    Je nach geographischem und sozialem Umfeld, kann diese Belastung suizidäre Folgen haben oder zum sogenannten Burnout führen. Für den Betroffenen ist die Situation fast ausweglos, denn selten trifft man auf Verständnis innerhalb
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