Mecklenburg-Vorpommern. Anleitung für Ausspanner
Gelegenheit sich nochmals geißelte und ein weiteres Heimspiel in der Hauptstadt mit ähnlicher Besucherresonanz
austrug.
Typ 7: Du und ich. Trotz gewalttätiger Begleiterscheinungen ist Hansa als ostdeutscher Underdog über die Grenzen von
Mecklenburg-Vorpommern hinaus beliebt. Dasmag auch daran liegen, dass der weitaus größte Teil der Anhänger einfach sportbegeisterte
Typen sind. Du und ich, ganz normale Menschen, die am Wochenende mit Freunden beim Bier Fußball gucken wollen oder sich mit ihren Kindern in den
Familienblock setzen. Jung und Alt, die sich für Hansa auch aus praktischen Gesichtspunkten interessieren müssen, da es das Schicksal nun mal so wollte,
dass sie in Rostock und nicht in Barcelona, München, Turin oder Manchester wohnen oder geboren wurden. Typ 7 fiebert mit und diskutiert am Freitag mit
seinen Nachbarn, wie sie wohl spielen werden, er bejubelt Siege und leidet bei Niederlagen. Schließlich muss er es montags oft ertragen, im Büro von
Pessimisten oder Fußballanalphabeten mit den Worten »Na, ham se wieder verloren? War ja klar« begrüßt zu werden. Dann träumt er heimlich davon, wie es
sich wohl anfühlen würde, in diesem Augenblick wie Typ 6 zu sein.
SPIELEN SIE »FINDE DIE KOGGE«
Journalisten und Reporter sind immer sehr dankbar über Bilder, die sich in ihren Bericht einbauen lassen. Dagegen ist grundsätzlich
nichts zu sagen, nur ist Fußball eine Sache, über die sehr regelmäßig geschrieben und gesprochen wird. Die Nähe zur Ostsee und die Kogge als Vereinslogo
des FC Hansa lässt die Zunft deshalb allwöchentlich in die maritime Trickkiste greifen. Wenn Sie an ihren Urlaub in Mecklenburg-Vorpommern denken und
wieder das Rauschen des Meeres hören wollen, dann kaufen Sie sich einfach eine Zeitung, schauen dieBundesliga im Fernsehen oder lesen
Sie einen Bericht im Internet … und zählen Sie die metaphorischen Leckerbissen bei der Auswertung des Hansa-Spiels. Achten Sie unter anderem auf folgende
Wendungen der sportlichen Seemannssprache:
- Leinen los
- Segel setzen
- alle Mann an Deck
- auf Kurs
- Schieflage
- unruhiges Fahrwasser
- ruhiges Gewässer
- gut stehender Wind
- dicht halten
- vom Kurs abkommen
- Kommando übernehmen
- steife Brise
- kentern
- untergehen
- absaufen
- Orkan
- sicherer Hafen
- tiefer sinken
- flott machen
- klar zur Wende
- Klippe umschiffen
Warnung: Ist der journalistische Einfallsreichtum erst einmal aufgefallen, ergeht es einem leicht so wie beim Hören eines alten
Schlagers: Man bekommt ihn einfach nicht mehr aus dem Kopf.
Noch vor dem Fall der Mauer traf Hansa auf Schalke 04 und gewann 2:1. Da es gegen den bitterbösen Klassenfeind (BBKF)
ging, durfte die Partie nicht Freundschaftsspiel genannt werden, sondern hieß »Internationaler Fußballvergleichskampf«. Ein anderes Duell mit einem Gegner
aus dem »kapitalistischen Feindesland« nutzte der Stürmer Axel Kruse im Sommer 1989 zur Republikflucht und sicherte Hansa damit nach der Wende
unbeabsichtigt das Überleben. Denn Hertha BSC, zu dem er noch zu DDR-Zeiten wechselte, musste für den Rostocker nachträglich eine Ablösesumme zahlen, die
Hansa in finanziell schwierigen Zeiten half, die eigene Mannschaft zusammenzuhalten.
ZUM SCHLUSS:
DAS WETTER!
Rostock, Stadtteil Lichtenhagen, ein langgestreckter Wohnblock, zehnter Stock. Oben angekommen, wird einem klar, warum der Meteorologe
Dr. Reiner Tiesel in der Platte wohnt: Der Blick geht weit über die Küste, über das Ostseebad Warnemünde und schließlich den blauen Streifen des Meeres
hinweg. Dr. Tiesel, geboren 1942, beobachtet das Wetter über Mecklenburg und Vorpommern schon seit mehr als 40 Jahren. Wer die meteorologischen Kapriolen
dieser Gegend für langweilig hält, sollte sich seine gesammelten Geschichten erzählen lassen.
Herr Dr. Tiesel, wenn man nach Mecklenburg-Vorpommern reist – welche Kleidung sollte man dabei haben?
Dr. Reiner Tiesel: Auf jeden Fall etwas Wetterfestes! Denn das Wetter ist recht veränderlich. Allerdings hat sich das im Laufe der Jahre und
durch den Klimawandel verändert. Früher sagten wir: Jeden zweiten Tag regnet es. Jetzt haben wir viel mehr stabile Hochdruckgebiete, die von Süden her
kommen. Im Schnitt zählen wir inzwischen rund 15 Regentage im Jahr weniger. Das schließt aber nicht aus, dass man sich immer gegen Regen und Kühle
schützen sollte. Denn die gefühlte Temperatur ist oft eine ganz andere als die
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