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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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einem belebten Abreiteplatz. Diverse Pferde und schwarz und weiß gekleidete Reiter zogen ihre Runden über den schlammigen Platz. In der Mitte gab es zwei Sprünge und immer wieder riefen einige der Reiter: „Sprung frei!“ um mit ihrem Pferd über diese zu setzen. Der Rest sah nach ziemlichem Chaos aus. Eine Straßenverkehrsordnung schien es in dem Getümmel nicht zu geben und mehr als einmal, wichen die Tiere einer Kollision mit einem Artgenossen nur um Zentimeterbreite aus. Einige dick eingemummelte Zuschauer hielten tapfer am Rande die Stellung. Es roch irgendwo nach Bratwürsten und Glühwein.
    Kai späte aus sicherer Entfernung und versuchte Leons Gestalt in dem Durcheinander auszumachen. In ihrer Turnierkleidung sahen alle Reiter gleich aus. Er erinnerte sich, dass Leons Pferd braun gewesen war. Leider gab es viele Reiter mit braunen Pferden. Meistens Frauen, jedoch auch einige Männer. Erst als er Burghardts kräftige Gestalt neben einem der Sprünge erkannte, entdeckte er auch Leon, der diesen Sprung gerade anritt.
    Kai stieß einen sehnsüchtigen Seufzer aus, der zum Glück von dem allgemeinen Lärm erfolgreich verschluckt wurde. Leon war … umwerfend. Die weiße Reithose, von einigen Dreckspritzern verziert, betonte besonders seine langen Beine im Kontrast zu den langschaftigen Stiefeln. Die schwarze Jacke, die eng am Körper an lag, ließ seine sportliche Erscheinung richtig gut zur Geltung kommen. Die dunkelblonden Haare hingegen waren unter dem Helm völlig verschwunden, sodass man nur sein schmales Gesicht sah. Sein Tier zog Richtung Sprung an und Kai hielt unwillkürlich den Atem an, als das Pferd mit, seiner Meinung nach, viel zu viel Tempo an die bunten Stangen heranbrauste. Erstaunlicherweise sprang es jedoch rechtzeitig ab, flog über den mächtigen Sprung und landete sicher in dem tiefen Boden dahinter.
    „Sehr gut! Noch einmal“, vernahm Kai die kraftvolle Stimme Burghardts. Leon galoppierte geschickt zwischen den anderen Reitern hindurch und wiederholte den Sprung, bis sein Vater zufrieden nickte und ihn an den Rand des Platzes winkte. Kai zögerte und folgte ihnen. Außerhalb des Platzes war Leons Vater damit beschäftigt, Dreckspritzer von den Stiefeln zu entfernen und wischte mit einer Bürste zusätzlich noch über den Rücken des Pferdes, während er Leon letzte Anweisungen gab. Dieser hörte konzentriert zu und sah erst hoch, als Kai sich ihnen näherte. Ein strahlendes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
    Oh Mann, am liebsten hätte Kai ihn vom Pferde gerissen und abgeknutscht. Mühsam riss er sich zusammen, um Leon nicht zu offensichtlich anzuschmachten. Täuschte er sich, oder blieb dessen Blick einen Moment forschend an seinem Schritt hängen? Kai schüttelte kaum merklich den Kopf und grinste. Nein, Kleiner, noch rührt der da unten sich nicht, noch habe ich ihn unter Kontrolle, versuchte er in seinen Blick zu legen und hob ein wenig verlegen die Hand zur Begrüßung.
    „Hallo“, grüßte ihn Leon. Burghardt sah ebenfalls auf und lächelte Kai ebenso freundlich an. „Ja, wen haben wir denn da? Herr Strelmann.“ Rasch steckte er die Bürste in seine Tasche, wischte sich die Hand an seiner Jeans ab und reichte sie Kai. „Leon hat gar nicht erzählt, dass Sie auch hier sind.“
    „Nun ja ...“, begann Kai und unterdrückte mannhaft den Impuls, seine Hand zurückzuziehen. „Leon hat mir ein wenig von seinem Sport erzählt und ich wollte es mir halt mal anschauen.“
    „Da kommen Sie gerade rechtzeitig!“ Burghardt nickte zu der großen Reithalle hinüber. „Leonard ist gleich dran. Er hat vorhin eine erstklassige Null-Runde im ersten Durchlauf hingelegt und nun ist er im Stechen. Da sind noch ein paar andere, aber die kann er lässig schlagen. Ist das erste M-Stechen für diese Stute. Ich habe sie selbst gezogen. Tolles Mädchen. Stammt aus meiner alten Bravoura, mit der ich selbst erfolgreich unterwegs war. Damals, in der DDR, da war das alles noch ein wenig schwieriger. Der liegt das Springen im Blut, wie meinem Sohn.“ Burghardt wandte sich mitten in seinem Redeschwall zu Leon um. Kai verdaute perplex, wobei er definitiv nur die Hälfte verstanden hatte.
    „Los geht es. Mach mir ja keine Schande, Leonard und denk an den vorletzten Oxer. Geh da den kurzen Weg. Denk daran, was ich dir gesagt habe“, ermahnte Burghardt seinen Sohn. Augenblicklich wurde Leons Gesicht ernst und konzentriert. Er nickte und wendete das Pferd. Kai sah ihm nachdenklich hinterher. Auf dem

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