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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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gelbweißen Sprung flog und noch über diesem sein Pferd in eine neue Richtung lenkte. Ringsum vernahm Kai überraschtes Luftholen, hier und da auch andere, beeindruckt klingende Laute, als das braune Pferd landete und quasi im selben Moment zwischen zwei engen Sprüngen hindurch auf den nächsten zujagte. Es waren nur wenige Galoppsprünge und es erschien verdammt knapp zu werden. Kai spürte die allgemeine Anspannung und seine eigenen Hände begannen solidarisch zu beben. Offensichtlich war das, was Leon da tat, nicht der übliche Weg und riskant.
    „Das geht nicht gut“, erklang die Stimme des Lodenmantels hinter ihnen und Burghardt beugte sich noch weiter vor, den Blick starr auf das Pferd- und Reiterpaar gerichtet. „Los!“, flüsterte er und gleichzeitig machte das Pferd einen mächtigen Galoppsprung und drückte sich dicht vor dem Sprung ab. Leon beugte sich weit im Sattel nach vorne, die Hände umfassten beinahe den Hals des Tieres, die Absätze tief in die Bügel gestemmt.
    Erregtes Raunen hob an und kaum berührten die Vorderbeine des Tieres den Boden, brach Jubel aus. Atemlos verfolgte Kai, wie Leon weitergaloppierte. Keine Stange war gefallen und die rote LED-Anzeige ihnen gegenüber verkündete eine große Null nebst einer Zeit, die Burghardt jubelnd aufspringen ließ. Krachend landete seine Faust auf der Bande. „Ja! Leonard! Großartig!“ Kai schaute wie betäubt zu Leon hinüber, der lächelte und es sich nicht nehmen ließ, eine Runde durch die Halle zu galoppieren. Seine Augen schienen einen viel zu langen Moment an Kai hängen zu bleiben, vielleicht bildete dieser es sich auch nur ein.
    Der Ansager verkündete kaum weniger begeistert, das Resultat und wies daraufhin, dass das Stechen entschieden sei und man gleich zur Siegerehrung kommen würde.
    „Ist er nicht klasse? Das ist mein Sohn.“ Leons Vater freute sich lautstark, nahm mit stolzgeschwellter Brust von diversen Zuschauern Lob und Dankesworte an. Hände wurden geschüttelt, man klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Toller Ritt. Dein Sohn ist einfach unschlagbar.“
    „Wie er den letzten Bogen hinbekommen hat. Keiner ist auf die Idee gekommen, so eng zu reiten.“
    „Deine Schule Burghardt, du kannst stolz auf deinen Jungen sein. Das wird mal ein ganz Großer.“ Leons Vater nickte zu allem. Sein Stolz strahlte ihm aus jeder Pore des aufgedunsenen Gesichtes, und auch wenn Kai ihn im Grunde nicht leiden konnte, auch nicht vergessen wollte, was er zuvor erlebt hatte, so kam er doch nicht umhin, Burghardt in einem anderen Licht zu sehen. Hier war der stolze Vater, der mit seinem Sohn zufrieden war, mit dessen Leistung zumindest.
    Nur wie würde er darüber denken, wenn er wüsste, dass Leon einen Mann geküsst hatte? Dass er mit diesem womöglich intimer werden wollte? Hastig verdrängte Kai den Gedanken und zwang sich zu einem souveränen Lächeln, als ihm Burghardt hart auf die Schulter schlug.
    „Der Junge ist einfach gut. Und seit er bei Ihnen trainiert, wird er auch ein bisschen mehr Mann. Tut ihm gut. Der wird noch ein echter Kerl werden“, brummte er zufrieden. Kai schaffte es, sein loses Mundwerk zu schließen, bevor ihm eine unpassende Bemerkung herausrutschte. Dies war nicht die richtige Zeit und der Ort dafür. „Hat er wirklich gut gemacht“, brachte er heraus, aber im Grunde waren seinen Worte unwichtig, denn Burghardt schüttelte schon wieder andere Hände.
    Während der Siegerehrung saß Kai stumm neben Leons Vater, der seine Freude offen und großspurig zur Schau trug und von diversen Leuten in Gespräche verwickelt wurde. Sein Applaus war der stärkste, als Leon als Sieger aufgerufen wurde. Stehend und pfeifend applaudierte ihm Burghardt und sein Gesicht strahlte vor Zufriedenheit. Kai kam sich ein wenig seltsam neben ihm vor, klatschte artig und behielt den Blick einfach auf Leon gerichtet, der sein Pferd klopfte und glücklich strahlte.
    Kaum war die Siegerehrung vorbei, packte Burghardt Kai erneut am Arm. „Kommen Sie, darauf gehen wir erstmal ein Bier trinken.“ Kai wollte verneinen, lieber zu Leon gehen und ihm persönlich gratulieren, doch Burghardt ließ ihm keine Wahl. Seufzend nickte Kai und folgte ihm durch die anderen Menschen hindurch zu einem Imbisswagen. Es roch nach fettigen Pommes und Bier.
    „Zwei Bier, Ingolf“, bestellte Leons Vater, noch ehe Kai den Mund aufbekam. „Für mich lieber ein Wasser“, schaffte er dennoch zu sagen. Burghardt musterte ihn überrascht, grinste dann jedoch

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