Mecklenburger Winter
das die Kaitanic untergegangen war.
„Findest du?“ Leon strich sich übers Kinn. „Es juckt etwas und ...“, er leckte sich über die Lippen, „stört das nicht beim … Küssen?“
„Willst du es ausprobieren?“ Schmunzelnd beugte sich Kai vor. „Aber in Zukunft bestimmst du, was wir machen und wie weit wir gehen, okay? Ich halte meine übersprudelnden Hormone ein bisschen mehr im Zaum. Versprochen! Wenn du noch willst ...“ Natürlich schwang Hoffnung in seinen Worten mit, er konnte es nicht vermeiden. Seine Lippen sehnten sich so sehr danach, Leons zu kosten, die leichte Rauheit dieser Bartstoppeln zu erkunden.
„Wenn du dir nicht sicher bist, frag mich, wenn ich zu schnell bin, sag es. Ich will einfach nur mit dir zusammen sein, Leon. Diese Woche war die Hölle und zu denken, ich würde dich nie wiedersehen ...“ Kais Hand legte sich mutig auf Leons Unterarm.
„Du bist so schwul, wie du es eben sein willst?“ Leons Mundwinkel zuckten. „Kann man das denn abstufen?“
„Aber klar doch“, erklärte Kai im Brustton der Überzeugung. „Nur ein bisschen schwul: wenn man Jungs mit den Blicken auszieht und sich was mit ihnen vorstellt. Ein bisschen mehr schwul: wenn man heimlich in die Umkleideräume der Fußballer schleicht und so tut, als ob man was vergessen hat, nur um sie nackt zu sehen. Schon ziemlich schwul: wenn man sein Zimmer mit Postern von nackten Männern dekoriert und die unterm Bett verklebt sind. Und ganz schön schwul: wenn man sich enge Hosen anzieht, sodass einem Schwanz und Eier wehtun und ohne T-Shirt rumläuft, in der Hoffnung, einer der Fußballer würde dich sexy finden. Glaub mir, ich habe alle Phasen schon durchgemacht und lebe immer noch. Fußballer können schnell schießen, aber haben keine Ausdauer. Ja, in jeder Hinsicht. Und keiner gibt je zu, dass er schwul ist.“
Leons Lächeln erhellte sein Gesicht. „Kai, du bist echt ...“
„Einzig, nicht artig, war ich noch nie“, sprang dieser hilfreich ein. „Meine Fußballerphase habe ich schon hinter mir. Also, wie schaut es aus?“ Kai wusste, dass er nun wieder eine gefährlichere Taktik fuhr. „Wenn du heute offiziell volljährig bist, wollen wir dann deinen Geburtstag zünftig feiern? Du bestimmst Fernsehprogramm, Lautstärke und die Chipssorte? Und wie weit ich mich dir mit welchem Körperteil nähern darf.“
Leon lachte auf, schüttelte den Kopf und endlich fiel die traurig, verzweifelte Aura von ihm ab. Dies hier war Leon, der Echte. „Das ist ein Angebot, dem ich wohl kaum widerstehen kann.“
„Oh, verdammt!“, entfuhr es Kai. „Ich habe gar kein Geschenk für dich. Was wünscht du dir? Ich erfülle dir jeden Wunsch? Äh … morgen?“
„Macht nichts“, wiegelte Leon sofort lachend ab. „Mein bestes Geschenk steht schon draußen in deiner Auffahrt. Ist nichts großartiges, nur ein Opel Corsa.“
„Ein Auto?“ Kai starrte ihn verblüfft an und Leon nickte vergnügt. „Von meiner Oma. Sie hatte es mir zum Achtzehnten versprochen und deswegen kann ich heute auch so lange bleiben, wie ich will.“
„Sogar über Nacht.“ Kai seufzte. „Dann schlafe ich freiwillig auf dem Sofa!“
„Brauchst du nicht.“ Leon zwinkerte Kai zu. „Aber ich würde gerne über Nacht bleiben.“
„Hast du keine Angst, ich könnte über dich herfallen?“ Kai lächelte schief. Leon in seinem Bett; allein der Gedanke daran, ihn im Arm halten zu können, seinen Hals zu küssen, seine Haare berühren zu dürfen, ihm nahe sein zu können war wundervoll. „Hey! Ich bin schon achtzehn.“ Leon warf sich gespielt in die Brust. „Und außerdem hast du gesagt, ich dürfte mir was wünschen.“
„Ja darfst du. Alles, was dir so einfällt“, versprach Kai, sich sicher, dass er nicht mit obskuren Sexfantasien rechnen musste. Nein, eher nicht.
„Dann würde ich einfach gerne … hier bleiben, auch … ruhig bei dir … im Bett, wenn das okay ist?“ Gegen Ende war Leons Stimme unsicherer geworden. Kai hingegen strahlte. „Diesen Wunsch kann ich dir erfüllen. Ich stehe ganz zu deiner Verfügung. Lass uns erst dein Auto gebührend bewundern, deine erste eigene Karre, der Traum eines jeden Mannes, die erste Schwanzverlängerung. Und dann lümmeln wir uns auf meine Couch, du bekommst die Fernbedienung und die Gewalt über alles in meiner Wohnung, inklusive mir. Nur die Handschellen habe ich versteckt.“
„Quatsch doch nicht, du hast gar keine.“ Leons Wangen leuchteten ein wenig rosa und er ließ den Satz fragend
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