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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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bald achtzehn, dann hat er dir gar nichts mehr zu sagen“, erklärte Kai. „Theoretisch zumindest.“ Erneut lächelte Leon schief. Sie beide wussten, dass das in der Praxis nicht stimmte.
    „Ich bin schon achtzehn.“ Kai entglitt die Gabel mit einer geschickt aufgerollten Lage Nudeln. „Was? Wann denn? Du hattest schon Geburtstag?“ Irgendwie hatte er zwar im Hinterkopf, dass Leon Geburtstag hatte, sie hatten jedoch nie über das Datum geredet. Leon nickte lächelnd wehmütig.
    „Heute. Deshalb wollte ich auch nicht zuhause bleiben. Ich wollte ihn nicht sehen und wissen, dass er die Geschenke womöglich von dem Geld gekauft hat, welches er für Bella bekommen hat.“ Betroffen starrte ihn Kai an. Er verstand Leon auch in dem Punkt.
    Natürlich. Und Mann: Achtzehn, ein Meilenstein in seinem Leben und Leon sitzt hier, isst verbranntes Gemüse mit labberigen Nudeln und schüttet mir sein Herz aus. So sollte das nicht sein. Mit achtzehn feierte man Partys, genoss das Leben in vollen Zügen. Man legte den Torwart des Fußballteams flach, der auch danach noch Stein und Bein schwor, er wäre absolut hetero, es wäre nur zu viel Alkohol im Spiel gewesen und die zwei Liebesgedichte wären nie von ihm gekommen. Hach … ja.  
    „Und deine Eltern haben dich an deinem achtzehnten Geburtstag, wo du eine Riesenparty mit wildem Saufgelage feiern solltest, alleine zu mir gehen lassen?“ Fassungslos sammelte Kai seine Nudeln ein. „Ich wollte gar keine Party machen“, gab Leon zu, aß endlich ein paar Happen. „Nicht nachdem … Mir war nicht nach Feiern. Haben sie auch nicht verstanden. Nur Mutter hat gesagt, es wäre okay, wenn ich zu dir ginge. Und außerdem dürfen sie mir ja nichts mehr vorschreiben, oder?“ Ein Hauch von Kampfgeist durchzog seine Worte.
    „Nein. Du bist volljährig und darfst tun und lassen, was du willst. Du kannst rauchen, trinken und vögeln wen und was du willst.“ Kai schmunzelte. „Vor dir liegt die beste Zeit deines Lebens. Ab vierzig geht es wieder abwärts.“
    „So viel wird sich doch gar nicht ändern“, wiegelte Leon ab. „Ich kann ja nicht einfach ausziehen und gehen. Ich kann nicht einmal mit dir zusammen sein, wie ich es will. Ich muss dauernd aufpassen, dass uns keiner sieht. Außerdem weiß ich gar nicht, wie ich mich verhalten soll, was ich tun soll. Ich weiß einfach gar nichts darüber.“
    Kai wurde ernst. „Empfindest du denn etwas für mich?“ Da war sie, die alles entscheidende Frage, und Kai wusste die Antwort, wenngleich Leon sie noch nicht zu wissen schien.
    „Ja“, kam es unerwartet schnell. „Und das weißt du.“ Leons Augen waren weit geöffnet, er blinzelte nicht, senkte nicht den Blick. Dies war die Wahrheit.
    „Nur ich kann nicht so sein, wie du.“ Leon schüttelte den Kopf. „Schwulsein ist hier … schwierig, nicht so, wie du es von Hamburg kennst. Das ist hier anders. Schwul zu sein ist ein Makel, nichts, auf das man stolz ist.“ Ah, von daher weht der Wind. Kai kannte durchaus ein paar Vorurteile, die man ihm als Wessi andichtete.
    „Auch in Hamburg gibt es Menschen, die Probleme mit Schwulen haben“, wandte er ein. Leon setzte zu einer Antwort an, brach ab, doch dann purzelten die Worte hastig hervor: „Joschi hat mir was von der Szene dort erzählt. Das bin ich nicht und das will ich nicht sein. Und hier kann ich das auch gar nicht. Das bringt nur Ärger.“
    Kai seufzte ergeben. Joschi. Klar, der hatte Leon wohl einiges erzählt. Was auch erklärte, warum Leon nach ihrer Episode in der Dusche in die Kategorie „sexgeil“ eingestuft hatte.
    „Joschi ist ganz anders als ich oder du“, meinte Kai und wandte ein: „Schwulsein hat auch seine Vorteile.“ Leon lachte bitter auf. „Welche? Angespuckt werden? Beschimpft, verprügelt? Du weißt ja gar nicht, was in der Schule so abgeht.“
    „Nun … außer dem tollen ...“ Kai verschluckte „Sex“ rechtzeitig, zuckte die Achseln und grinste. „Ich kann alles tragen, was ich möchte. Jede Farbe, jede verrückte Moderichtung. Wirklich alles. Wenn jemand sagt: „Oh wie schwul!“, kann ich mit voller Überzeugung zustimmend nicken.“ Widerwillig grinste Leon. „Du kannst auch so alles tragen und würdest immer noch wie ein echter Kerl ausschauen.“
    „Hey, du doch auch. Dein Dreitagebart ist total sexy.“ Kai grinste Leon herausfordernd an. Ha, er bewegte sich wieder in sicherem Fahrtwasser. Wenn Leon kontern konnte, hatten sie die gefährlichen Eisberge erfolgreich umrundet. Ohne

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