Mecklenburger Winter
zurobbte.
„... every single day of my life“, intonierte er, hob seine Hände in einer flehenden Geste hoch und warf Leon einen schmachtenden Blick zu, während die Musik verklang. Hell lachte Leon. Sein Lachen ebbte ab, wurde zu einem Lächeln und schließlich zu einem Schmunzeln. Seine Lippen schlossen und öffneten sich, während er Kai zu seinen Füßen musterte. Queen begann den nächsten Song, doch Kai blieb, wo er war, konnte den Blick seinerseits nicht von Leon nehmen.
Er ist wundervoll, toll, traumhaft. Wieso weiß er das nicht, wieso zweifelt er nur so an sich? Kais Herz schlug schwer, seine Sehnsucht wallte hoch, drohte ihn zu überwältigen.
Leon schluckte verstohlen. Sein Blick wanderte über Kais Gesicht, seine Hände zuckten. Wie in Zeitlupe, beugte er sich vor, näherte sich Kai, der Mund ernst, die Augen fest auf Kai gerichtet. Er wird doch nicht? Macht er es, oder nicht? Kai hielt den Atem an, spürte feinen Schweiß an seinem Rücken, eine leichte Gänsehaut. Leon will mich … küssen.
Dessen Geruch erfüllte Kais Nase, drang in sein Gehirn, setzte es schachmatt, wie eine inhalierte Droge. Graugrüne Augen bannten ihn, ein Hauch, eine winzige Spur Unsicherheit darin. Kai konnte sich nicht rühren, war wie erstarrt. Bitte, bitte, lass mich nicht träumen.
Nein, es war kein Traum, keine Halluzination, Leon, der mutige Leon, der waghalsige, war es, der seine Lippen berührte, der ihn die erregende Rauheit feiner Bartstoppeln spüren ließ, das samtige Gefühl eines zarten Kusses. Unbeweglich blieb Kai, wo er war, hieß Leons Lippen willkommen, öffnete den Mund eine winzige Spur und berührte sie zaghaft mit der Zungenspitze.
Leon seufzte. Ein kaum hörbarer, verstohlener Laut. In Kais überreiztem Hirn löste er ein Feuerwerk aus. Seine Hände kamen hoch, griffen nach Leons Schultern, zogen ihn zu sich hinab. Kuss folgte auf Kuss. Hände strichen über Kais Rücken. Warm und fest. Leons Körper drückte sich gegen ihn, verlangender wurden die Küsse, dann wieder zaghafter, spiegelten wider, wie Leon mit sich kämpfte.
Kai ließ ihn gewähren, zwang sich dazu, ruhig, nahezu passiv zu bleiben, gab sich den Liebkosungen hin. Hungrig küsste Leon ihn, auf den Mund, die Wange, hinab zu seinem Kinn und dem Hals. Kai bog den Kopf zurück, stöhnte verhalten, als ihn die Lippen an der empfindlichen Haut berührten. Dieser wagemutige Leon gefiel ihm. Nie zuvor hatte dieser sich so viel getraut. Auch jetzt noch war ab und an ein Zaudern, der Bruchteil eines Moments, bevor Leon seine Lippen erneut ansetze.
Kais Atem flog, seinen Körper überzogen Schauer, mühsam hielt er seine Hände davon ab, Leon an sich zu reißen. Stattdessen lagen sie an dessen Hüften, spürten das Beben des anderen Körpers, jeden Atemzug, den Leon tat, jede Bewegung.
Gott, sein Herz wollte aus der Brust springen und Purzelbäume schlagen. Leon küsst mich. Und wie. Dies hier war anders, als das zarte, vorsichtige Erkunden. Dies war ein Leon, der von der verschrienen Süßigkeit gekostet hatte, der danach lechzte, den schweren Geschmack des Zuckers wieder und wieder kosten wollte, entgegen aller Verbote und Vorurteile. Hungrig, ausgehungert, nicht nur nach Liebe, auch nach Verständnis, Nähe, nach Zärtlichkeiten. Und Kai konnte es ihm geben, gab es gerne.
Keuchend hielt Leon inne. Die Hände um Kais Gesicht geklammert. „Scheiße! Du bist so ...“ Leon verschlang ihn mit dem nächsten Kuss, löste sich abermals von ihm. „Das ist … verrückt.“ Abermals fanden seine Lippen Kais, der schmunzeln musste. Was für ein Leon. Was sich hinter dem schüchternen, rot werdenden Jungen verbarg verblüffte selbst ihn.
„Ich kann nicht anders“, erklärte Leon atemlos, sein Blick bohrte sich in Kais Augen. „Ich will dich berühren, ich will dich küssen dürfen. Ich … Oh Scheiße noch einmal!“ Kai stürzte hintenüber, als ihn Leon angriff und er landete unsanft auf dem Fußboden, Leon direkt über ihm. Dieser ließ jedoch noch immer nicht von ihm ab.
„Leon“, nuschelte Kai, kam kaum zu Atem. Donnerwetter, der Kleine kann rangehen, wenn er will. Ich sollte ihn öfter machen lassen.
Abrupt hörte Leon auf, wich ein wenig von Kai ab. Er bebte, sein ganzer Körper zitterte vor Aufregung.
„Todgeküsst“, kommentierte Kai kläglich, schloss die Augen und ließ seinen Kopf stöhnend zurücksinken. „Was kann es für einen schöneren Tod geben? Bitte begrabe mich unter dem Zielbanner der Challenge Roth. Mein
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