Mecklenburger Winter
Offenbar ging er gerade mit einem Pferd um. „War ja eh nett, dass Dirk dir das Auto so lange überlassen hat. Wenn du jemanden zum Fahren brauchst, kann ich es ja machen. Ich habe ja jetzt ein Auto. Ich freue mich schon total.“ Oh ja, Leon war achtzehn, mobil und tatendurstig. Was für eine wunderbare Mischung. Der Tag konnte gar nicht schnell genug vergehen.
Kai überließ Angie das Abschließen des Studios, versicherte ihr mehrfach, wie genial toll und wunderschön sie sei und er ihr nie vergessen würde, was sie für ihn tat, bis sie ihn augenverdrehend zur Tür hinausschob.
„Viel Spaß mit deinem Schnuckelchen“, wünschte sie ihm zum Abschied und schloss die Tür so schnell, dass seine heraussprudelnde Dankesrede an der harten Tür abprallte.
Rasch fuhr Kai zur nächsten Autowaschanlage, saugte das Auto gründlich aus, nicht ohne ein gewisses Bedauern, es abgeben zu müssen und auf den Luxus zu verzichten. Der Winter wich und fortan würde er wieder mit dem Fahrrad fahren. Vielleicht konnte er so sein fehlendes Training aufholen. Und zudem hatte sein Sponsor schon angedeutet, dass er eventuell einen fahrbaren Untersatz für ihn hätte.
Leon war noch nicht da, als er daheim ankam, hatte ihm jedoch eine SMS geschickt, dass er erst gegen 20 Uhr da sein würde. Also nutzte Kai die Zeit.
Selten verbrachte er längere Zeit damit, sich besonders herauszuputzen. Dieses Mal jedoch durchwühlte er seinen Kleiderschrank sehr sorgfältig und entschied sich schließlich für eine enge Jeans und ein einfaches, dunkelblaues Hemd. Sehr kritisch betrachtete er sich im Spiegel und beschloss, noch einmal nachzurasieren. Unwillkürlich lauschte Kai auf Geräusche, stoppte jedes Mal, wenn er das Motorengeräusch eines Autos vernahm. Endlich flackerten in seiner Auffahrt Scheinwerfer auf.
Leon war da. Endlich. Erwartungsfroh klopfte Kais Herz und er ließ um ein Haar die Flasche mit dem Aftershave fallen. Es konnte losgehen, ihr gemeinsames Wochenende. Ihr erstes Date.
„Na? Schon aufgeregt?“, begrüßte Kai Leon und seufzte zufrieden. Ja, er hat ihn noch, diesen irre sexy Bart. „Quatsch“, log Leon wenig erfolgreich und zog sich die Jacke aus. Darunter trug er ein einfaches, beiges Hemd und eine dunkle Hose. Nichts besonderes, aber Kai hätte vermutlich auch eine rosa Badekombi an ihm klasse gefunden. „Ich freue mich einfach mal wegzukommen“, schob Leon nach.
Kai gab ein ächzendes Geräusch von sich. „Und ich dachte, du vergehst vor Sehnsucht und die Vorstellung mit mir ein ganzes Wochenende zu verbringen treibt deine jugendlichen Hormone in schwindelerregende Höhen.“ Grinsend wich er Leons Faust aus, deutete auf seine fertig gepackte Tasche und verkündete: „Alles fertig. Von mir aus können wir uns in Abenteuer stürzen. Hast du deine Sachen alle dabei und auch die Kondome nicht vergessen?“
Leons lächelnde Gesichtszüge entglitten ihm prompt. „Kondome? Was? Wozu denn?“ Hektische Röte stieg in seine Wangen und Kai konnte nicht anders, packte ihn von hinten, schlang einen Arm um seine Brust und flüsterte ihm grinsend ins Ohr: „Leon, wir fahren schließlich nach Hamburg. Wir besuchen brav Dirk und Susanne, dann geht es auf die Piste. Du wirst die Reeperbahn kennenlernen. Das ist Pflicht. Und wir müssen unbedingt ins Gaytronic. Das ist der schwule Treffpunkt schlechthin. Dort sind sie alle. Da tanzen sie heiß, halbnackt und geil auf jedes bisschen Frischfleisch, welches sie bekommen können. Bestimmt muss ich höllisch aufpassen, dass dich niemand wegschnappt und in den Darkroom entführt. So heiß, wie du aussiehst, wäre es daher nur sinnvoll reichlich Kondome mitzunehmen. An Gelegenheiten wird es jedenfalls nicht mangeln.“
Leon versteifte sich prompt in seinem Griff. Kai fiel es zunehmend schwer, ernst zu bleiben und er lachte laut los.
„Hey, das war nur ein Scherz, Kleiner. Wir gehen nur dahin, wo du auch hin möchtest, okay? Glaubst du wirklich, ich lasse jemand anders dich angrabschen? Ich kann verdammt eifersüchtig sein.“ Leon entließ hörbar erleichtert die Luft und versuchte ein vorsichtiges Lächeln. „Na dann, worauf warten wir noch?“ Ja, dieser Leon gefiel Kai ausgesprochen gut.
„Los geht es. Folge mir unauffällig in das Abenteuer deines Lebens. Seite an Seite mit mir, dem besten Schwulen McPoms, erobern wir Hamburg!“ Kai stieß einen Kampfschrei aus, ergriff schwungvoll seine Tasche und warf Leon dessen Jacke zu. „Los, Leon, sei nicht länger ein
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