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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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hier. Und Leon war volljährig und konnte den Mund aufmachen.
    „Bereit?“ Kai griff sicherheitshalber nach Leons Hand und zog ihn an sich. Für einen Moment sträubte sich dieser, allerdings drängelten sich hinter ihnen gerade zwei recht kräftige Kerle vorbei, da hielt er es wohl für angebracht, ihnen Platz zu machen. Kai beugte sich vor, wollte ihm einen Kuss geben, doch Leon wich verlegen aus.
    „Hier sind so viele … andere“, erklärte er zaghaft. „Die sehen uns zu.“
    „Ja. Alle schwul und daran gewöhnt, dass sich zwei Typen küssen.“ Kai schmunzelte. „Du wirst die nicht schocken können, wenn du mich küsst.“ Zweifelnd sah Leon ihn an, warf einen sichernden Blick um sich und seufzte verhalten, bevor er Kai einen flüchtigen Kuss gab. „Hey“, beschwerte sich dieser prompt. „Das war kein Kuss, das war höchstens Pflichtprogramm. So leicht kannst du mich nicht abspeisen.“ Er zog Leon dichter heran, legte seine Hände an dessen Rücken und küsste ihn. Leons Lippen waren zunächst fest, nur zögernd öffnete er sie, ließ den Kuss zu und erwiderte ihn. Seine Augen bewegten sich dabei unruhig und Kai war sich sicher, dass er noch immer damit rechnete, dass jemand mit dem Finger auf sie zeigen und anklagend: „Schwuchteln“, rufen würde.
    Erst als nichts geschah, wurde er lockerer, erwiderte den Kuss zunehmend intensiver. Beinahe hätte Kai über seine Angst gelacht, standen sie doch in einem der bekanntesten Schwulenclubs Hamburgs. Gott, alle ringsum sind schwul oder zumindest bi und wer küsst sich hier eigentlich nicht?  
    Kai freute sich hingegen viel zu sehr über Leons vorsichtiges Auftauen, um den Prozess durch eine seiner blöden Bemerkungen zu zerstören. Der kleine Schneehase wagt sich tatsächlich so langsam aus seinem Bau hervor. Und kein Jäger in der Nähe. Nun ja, andere, aber von denen weiß er zum Glück noch nichts. Ich werde auch schön aufpassen, dass ihm keiner davon zu nahe kommt.  
    „Los, lass uns hoppeln … äh tanzen gehen“, schlug Kai vor, stolperte über seine eigenen Gedanken und musste plötzlich über sich selbst lachen. „Warum grinst du schon wieder so?“, wollte Leon auch sofort wissen, ließ sich jedoch bei der Hand nehmen und in das dunkle Unbekannte ziehen. Die laute Musik verschluckte zu Kais Erleichterung jede mögliche Antwort.
    Leon blieb abrupt stehen, als sie an der Treppe, die in die Tiefen des Gaytronics führte, ankamen. Seine Augen waren weit aufgerissen und er starrte hinunter auf die grell beleuchtete Tanzfläche. Kai versuchte das Treiben durch seine Augen zu sehen.
    Dutzende von Männern, die sich dicht an dicht auf der Tanzfläche aneinander drängten. Würden sie brav und gesittet Walzer tanzen, hätte man vermutlich nicht ganz so viel Anstoß an ihrer durchaus aufreizenden Kleidung genommen. Nur … Walzer tanzte man für gewöhnlich nicht extrem eng umschlugen, mit den Händen bestenfalls auf irgendwelchen Hintern, häufig eher in der Hose. Und zwar nicht nur am Hintern. Hier rieb Mann sich aneinander, tanzte sich lüstern an und Küsse gab es reichlich. Die von der nicht jugendfreien Version natürlich. Sogar Kai bekam hier und da rote Wangen und schätzte das Freigabealter eher auf Ü25.
    Schmunzelnd beobachtete er Leon, der sich nicht recht entscheiden konnte, ob er begeistert oder abgestoßen sein sollte. Für ihn wirkte dies hier vermutlich wie das schwule Paradies. Oder wahlweise die Hölle. Sanft stieß Kai ihn an und deutete mit dem Kopf in Richtung Tanzfläche. Ganz genau konnte er die Bewegung von Leons Adamsapfel sehen, als dieser schluckte und nickte.
    Flackerndes Licht saugte sie in sich auf, der durchdringende Geruch von Männerschweiß und zu viel Testosteron, bohrte sich in Nase und Bewusstsein. Ein vertrauter Geruch, den er von vielen Wettkämpfen kannte. Hier im Gaytronic hingegen hatte er eine besondere Note, verlieh ihm die hämmernde Musik und das stroboskopartige Licht noch eine spezielle Würze. Es roch nach purem Sex. Zumindest empfand Kai es so und sog den Duft tief ein.
    Auf geht es. Tauchen wir ein ins schwule Nachtleben. Er hielt Leons Hand fest und zog ihn mit sich. Er nahm ihn mit auf die Tanzfläche, wollte ihm gar nicht erst ermöglichen, sich womöglich in eine der dunklen Ecken zu flüchten. Mitten hinein, die volle Dröhnung schwulen Selbstbewusstseins. Wenn das nicht auf Leon abfärben würde, was dann?
    Schwungvoll zog er ihn heran, spürte nur geringen Widerstand. Leon schien gänzlich

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