Mecklenburger Winter
knirschenden Geräusch, welches wohl von der Bank kam, auf welcher er gesessen hatte.
„Wer nicht dabei war, kann kaum wissen, was wirklich passiert ist.“ Seine Stimme war dunkel und drohend. Auch Kai druckte sich unwillkürlich, verfolgte das Gespräch jedoch gespannt. „Wenn jeder von euch vorher ein bisschen mehr aufgepasst hätte, wäre so etwas gar nicht passiert“, polterte der Hüne und fixierte das anwesende Publikum mit seinen babyblauen Augen, die im krassen Gegensatz zu seiner imposanten Erscheinung standen.
„Dieser Irre hat sich Alec nämlich beim zweiten Mal genau hier geschnappt, im Pinkalotta. Jemand hat ihm KO-Tropfen in seinen Drink gemischt und dann ist dieser Psycho seelenruhig reinspaziert und hat ihn mitgenommen. Und keiner hat was dagegen getan.“ Der Blick des Hünen musterte jeden vorwurfsvoll. Der Kellner war zurückgewichen und nickte zustimmend.
„Hein war das, dieser Arsch. Der hat jetzt ein Verfahren wegen Körperverletzung an den Hacken“, bestätigte er und zog sich augenblicklich zurück, aus der Reichweite sowohl des Hünen, als auch Toms, der ihn noch immer ärgerlich anfunkelte. „Das sollte jedem von euch zu denken geben“, fuhr der Hüne fort. „Wenn einer von uns Hilfe braucht, dann muss man auch helfen.“ Schnaufend setzte er sich, erntete hier und da Applaus oder ungläubiges Kopfschütteln.
Auch Tom wandte sich um und setzte sich zu seinem Freund. Damit kehrte die Ruhe ins Pinkalotta ein, wenngleich weiterhin überall Gesprächsfetzen zum Thema zu vernehmen waren.
„Krasse Geschichte“, bemerkte Dirk. „Habe ich auch was von gelesen.“ Lächelnd blickte er zu Kai. „Pass gut auf Leon auf. Nicht, dass ihn dir einer klaut.“ Kai öffnete den Mund, doch dieses Mal war Leon schneller. „Kai hat Plüschhandschellen. Er kann sich ja damit an mich fesseln, dann kann man uns nur gemeinsam klauen.“ Leon verblüffte damit eindeutig nicht nur Kai. Erst als ihn alle entgeistert anstarrten, wurde er unsicher und sein Lächeln verlegener. „Naja, zumindest hat er behauptet, dass er so was hat“, relativierte er seinen Vorschlag.
„Rosa Plüschhandschellen?“ Susanne lachte laut auf und zwinkerte Kai zu. „Das hätte ich dir gar nicht zugetraut, Laufmasche. Oh warte, bis die anderen das erfahren.“ Ihr Lachen klang hämisch. „Wissen die schon“, brummte Kai, dessen Ohren glühten. „Von Basti und Lars stammen die Dinger nämlich und falls du es wissen willst: Nein, ich habe noch nie jemanden damit ans Bett gefesselt und habe auch nicht vor, es zu tun. Außer ...“, er schnappte sich Leon und nahm ihn in den Schwitzkasten, „jemand legt es darauf an.“
Glucksend lachte Leon in Kais Griff und versprach hoch und heilig, nie wieder diese ominösen Handschellen zu erwähnen.
„Dann noch viel Spaß euch beiden“, wünschte ihnen Susanne, als sie sich später vor dem Pinkalotta verabschiedeten. Sie schob ihren Arm unter Dirks und winkte zum Abschied. „Lasst euch nicht klauen und ich erwarte euch nicht vor drei Uhr nachts zurück.“
„Ja, Mami. Dein Wunsch ist uns Befehl.“ Kai ergriff Leons Hand und zog ihn heran. Zögernd ließ dieser es sich gefallen, sah sich jedoch augenblicklich um, ob sie auch niemand bemerkte.
„Hey, kleiner Reitersmann“, flüsterte Kai in sein Ohr. „Heute Abend werden wir uns amüsieren. Hier kennt dich keiner, du darfst so wild und hemmungslos sein, wie du es dir immer gewünscht hast.“ Leon schnaubte und sträubte sich ein wenig gegen Kais Umarmung. „Wer sagt dir denn, dass ich das will?“ Er schmiegte sich dennoch plötzlich dichter an Kai. „Deine Augen verraten dich“, raunte ihm Kai zu. „Sie sagen die ganze Zeit: Küss mich, umarme mich, reiß mir die Klamotten vom Leib und habe Sex mit mir, so wild, dass ich danach nicht mehr laufen kann.“
Oha, war zu viel. Kai spürte es im selben Moment, indem sich Leon versteifte und zwar nicht auf die Art und Weise, die Kai bevorzugt hätte.
„Ich glaube, du musst mal dringend zum Optiker“, flüsterte Leon zurück. „Du hast da einen Knick in der Linse.“
„Oh nein“, antwortete Kai schmunzelnd. Hach, er liebte diesen schlagfertigen Leon. „Das ist der verklärte Blick eines Verliebten, da kann ich immer nur an das Eine denken ...“
„Ja, schon klar.“ Leon unterbrach ihn lachend, drückte Kai energisch von sich und schlug vor: „Dann denk mal jetzt nur daran: Wo geht es zu diesem berühmten Schwulenclub?“ Seufzend ließ ihn Kai gehen und bot
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