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Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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herum und konnte Leon dabei nicht ansehen. Er spürte, wie sich dieser anspannte und eine winzige Nuance von ihm abwich. Scheiße! Warum konnte er nicht die Klappe halten? Er sollte so etwas nicht zu Leon sagen, besser wäre es, er schwieg darüber und vergrößerte den Abstand zwischen ihnen nicht noch weiter.
    „Er ist ja nicht so richtig … homophob“, wandte Leon ein und schürte nun doch Kais Ärger. „Und ob er das ist!“, schnaubte dieser empört. „So wie der dich immer fertig macht? Und mal ehrlich: Was ist derart schrecklich an den gut gemachten Fotos eines wunderschönen, jungen Mannes, dass man diesem dafür eine knallen muss? Das lenkt prima davon ab, dass man solche Fotos selbst erschreckend anregend findet. Und alles, was „schwul“ und „schwuchtelig“, eigentlich durchaus interessant ist.“
    „Quatsch. Mein Vater doch nicht.“ Leon schüttelte heftig den Kopf und Kai brach hilflos ab. Er war zu weit gegangen. Diesen Gedankengängen konnte und wollte Leon nicht folgen. Und irgendwie verstand Kai ihn durchaus ein wenig. Dieses Thema sollte er fallen lassen. Vielleicht würde Leon eines Tages selbst darauf kommen. „Ihm ist nur alles zuwider, was „unmännlich“ ist und leider bin ich das in seinen Augen.“ Leon nickte bekräftigend. „Bodo ist so, wie er auch mich gerne gehabt hätte.“ Seufzend griff er nach der Tasse. Nur leider hat der deutlich weniger im Kopf als in den Armen, seufzte Kai und verbiss sich jeden Kommentar. Leons Bruder war okay und der hatte sich wenigstens für seinen „Leo“ eingesetzt.
    Insgeheim fand Kai es unglaublich niedlich, wie der breitschultrige Bodo von seinem kleinen Bruder sprach. Aber genug Arsch, sich seinem Vater entgegenzustellen, hatte auch Bodo nicht gehabt. Die ganze Familie hatte dieser Mistkerl unter seiner Fuchtel. Wie gut, dass Leon da jetzt raus ist.  
    Das Schweigen breitet sich erneut aus und Kai wurde zappelig. Er fand keinen rechten Ansatz, um endlich diese Barriere zwischen ihnen einzureißen und Leon würde es von sich aus wohl nicht tun. Mensch, der Kleine ist einfach fix und fertig. Ich muss ihm einfach Zeit lassen.  
    „Ich gehe eben noch eine Runde laufen, ehe es ganz dunkel ist“, erklärte Kai und stand auf. „Muss mein Training brav einhalten, sonst wird es nichts mit der Challenge. Du weißt ja, wo alles ist. Ich bin in ungefähr einer Stunde wieder da.“ Leon hob den Kopf und sah ihn an. Seine Augen blieben ernst, aber zum ersten Mal überflog sein Gesicht der Hauch eines Lächelns. „Mach ruhig. Darf ich was zu essen kochen?“
    „Ich liege dir ergeben zu Füßen“, seufzte Kai grinsend. „Du weißt, wie wenig Talent ich dafür habe. Tob dich aus.“
    „Okay.“ Leon stand auf und nahm die beiden Tassen mit. „Ich schaue mal, was so da ist.“
    „Super, bis gleich.“ Eilig ging Kai ins Schlafzimmer und zog sich um. Wie fantastisch es sein würde, nach dem Training zufrieden und ausgepowert zurückzukommen, den Duft leckeren Essen im Flur zu erschnuppern, eine heiße Dusche zu nehmen, gut speisen und eine kuschelige Nacht mit Leon zu verbringen. Das Leben konnte so fantastisch sein. Nur das Wetter glaubte seiner Euphorie Einhalt gebieten zu müssen und empfing ihn mit der feuchten Umarmung kalten Regens. Klasse, den ganzen Tag hat es nicht geregnet, natürlich fängt es just in dem Moment an, wenn ich den Fuß zum Trainieren vor die Tür setze.  
    Grummelnd machte sich Kai warm, aber wenn der Regen meinte, er könne seine Laune durch Hartnäckigkeit trüben, der sich bereits in den allerschönsten Farben eine Nacht mit Leon ausmalte, so hatte er sich getäuscht. Hah! Niemand konnte das. Niemand hielt einen Kai auf, wenn er auf dem Weg zu seinem Liebsten war und davor nur noch eine Runde drehen musste. Die freudige Erwartung beflügelte Kais Schritte und ließ ihn noch schneller laufen, als geplant.
    Durchgeschwitzt und glücklich, der ganze Körper summend vor Zufriedenheit, kam er heim. Im Flur empfing ihn wahrhaftig der angenehme Duft von Nudeln und Tomatensoße und für einen gefährlichen Moment war Kai tatsächlich versucht: „Schatz? Ich bin zuhause“, zu trällern. Seine Lippe kassierte eine weitere Verletzung und er steckte nur kurz den Kopf in die Küche. „Wow, das riecht schon klasse. Ich bin eben schnell duschen und dann vernichte ich alles, was du mir auftischst.“
    Leon stand am Herd und rührte im Topf herum. Er lächelte, nickte und für den Augenblick war endlich die Traurigkeit und

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