Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mecklenburger Winter

Mecklenburger Winter

Titel: Mecklenburger Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
Vom Netzwerk:
Bett gegangen. Wenn ich ehrlich bin, hat es mir nicht so den rechten Kick gegeben. Ich dachte immer, irgendwann ist eine dabei, bei der es besser wird“, erzählte Kai und ließ den Blick lange auf dem grauweißen Schleier vor dem Fenster ruhen.
    „Und dann war ich auf einer Sportlerparty, wo wir Jungs uns nach einem Sieg ziemlich die Kante gegeben haben und da war eben auch Frank, so ein geiler Typ aus dem Schwimmerteam. Mann, der hatte einen Rücken sage ich dir ...“, Kai formte mit Gesten ein Dreieck in die Luft und grinste Leon an, „mit so einer schmaleren Taille eben und richtig kräftigen Oberarmen. Ich wusste bis dahin gar nicht, dass er schwul ist.“ Kai beugte sich etwas vor. Leon blickte ihn gespannt an, ohne Ekel ohne Abscheu, einfach nur interessiert.
    „Wie gesagt, wir haben recht viel gebechert und irgendwie bin ich mit ihm später in seinem Zimmer auf dem Bett gelandet und wir haben uns irgend so einen Film angesehen. Einen richtig kitschigen Heterofilm, mit lieblicher Musik jedes Mal, wenn die sich küssten.“ Kai machte eine Pause und goss sich Tee nach. „Naja, wir haben uns halt darüber lustig gemacht, wie das Mädel da in den Armen des starken Helden hing und er sie abgeknutscht hat und dann hat Frank mich plötzlich auch so in den Arm genommen und sich über mich gebeugt, und ehe ich was sagen konnte, hat er mich geküsst.“ Seufzend nahm Kai einen Schluck von seinem Tee, bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Leon nach wie vor, gespannt zuhörte.
    „Wow! Das war echt geil. Er schmeckte nach Tequila, Zitrone und ein bisschen nach Rauch. Er roch irre gut und irgendwie konnte ich gar nicht mehr aufhören und habe ihn wild zurückgeküsst“, fuhr Kai fort, lächelte Leon an, der ihn mit leicht geöffnetem Mund gespannt lauschend ansah. „Dann hat er seine Hand zwischen meine Beine gleiten lassen und ich bin so schnell hart geworden, wie bei keinem Mädchen je zuvor. Aber das war ich ehrlich gesagt schon beim Küssen. Das war einfach ganz anders als bei den Mädchen. Wilder, härter, leidenschaftlicher, eben besser.“
    Kai brach ab, beschloss, die restlichen, sehr interessanten Details seines ersten Mals mit einem Mann lieber nicht preiszugeben. Das weckte angenehme Erinnerungen. Mit Frank war er danach immerhin noch ein paar Mal recht intim geworden. Seither hatte er eine gewisse Leidenschaft für Schwimmer.
    Leon sah so aus, als ob er ein bisschen brauchen würde, um die Informationen zu verarbeiten, vielleicht auch zu filtern.
    „Also wusstest du, als du geküsst worden bist, dass du schwul bist“, stellte er fest, schaffte es sogar, Kai anzusehen, wenngleich seine Augen sich unruhig bewegten. Kai nickte lächelnd. „Doch, ab da war es mir im Grunde klar“, erklärte er und ergänzte gedankenverloren: „Seltsam, ab da war eigentlich alles ganz einfach. Vielleicht habe ich es vorher schon geahnt, aber so, wie ich danach in Frank verschossen war, war es bei keinem der Mädels gewesen.“ Kai seufzte tief. „Leider war es einseitig“, erklärte er resignierend. „Am Anfang fand er es wohl ganz spannend mit mir Frischling, dann hat er jedoch schnell das Interesse verloren. Es gab genug andere.“ Kai schwieg, hing seinen Gedanken nach und nur langsam kehrte sein Blick zu Leon zurück, der den Teelöffel ruhig in den Fingern hielt und darauf starrte.
    „Du hast noch nie ein Mädchen oder einen Jungen geküsst, oder?“, fragte Kai. War dies das Zeichen, auf das er wartete? Warum sonst würde Leon diese Frage stellen? Ganz klar: Er war sich unsicher. Bei dem Vater konnte er sich gar nicht eingestehen, schwul zu sein, nicht mal ein wenig bi. Aber wenn Leon ihn, den Schwulenexperten, fragte, dann war er sich doch selbst nicht ganz sicher, oder? Noch immer blickte Leon nicht hoch, war bei Kais Frage kaum merklich zusammengezuckt.
    „Nein“, antwortete er sehr leise. Ungeküsst. Noch immer. Oh Mann, unschuldige siebzehn, rief sich Kai in Erinnerung. Mach keinen Scheiß. Nur weil du in dem Alter ... Aber er konnte nicht anders. Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, spürte sein Herz stärker pochen, als ob er sich der Zielgeraden nähern würde.
    „Vielleicht sollte ich dich mal küssen?“, bot er an, versuchte unverbindlich zu grinsen, spürte aber selbst, wie kläglich es misslang. „Nur damit du auch Bescheid weißt?“ Leons Kopf flog ruckartig hoch. Sekundenlang starrte er Kai an. Widerstreitende Gefühle spiegelten sich in seinem Gesicht wieder, Schreck,

Weitere Kostenlose Bücher