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Meconomy

Titel: Meconomy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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hypervernetzte, aber entspannte Tallinn ein Vorgeschmack darauf, wie wir alle künftig leben können.
    Damit alle an diesem hochmodernen Leben teilhaben können, hat Pärgmäes Behörde seit 2006 auch Internet in die Dörfer gebracht – dank Wimax-Funkmasten sind heute 98 Prozent der Esten online – eine enorme Leistung in einem Land, das mit 29 Einwohnern pro Quadratkilometer extrem dünn besiedelt ist. Für Pärgmäe ist die flächendeckende Verbreitung von Onlinezugängen nicht nur eine Frage von Chancengleichheit und dem Schließen der drohenden digitalen Spaltung, vor der viele Wissenschaftler warnen.  
    Die estländische Regierung stellt sich auch vor, dass urbane Wissensarbeiter aufs Land ziehen, dort aber genauso effektiv und kreativ sein können wie in der Stadt. Zur Illustration zeigt Pärgmäe ein Plakat, das die Lobby ihrer Behörde schmückt. Darauf ein Mann, der vor einer reetgedeckten Hütte sitzt, umgeben von saftig grünem Gras, und auf einen Laptop schaut. „E-Estonia“ steht auf dem Poster. „Wäre es nicht schön, wenn jeder, der will, so arbeiten könnte?“, fragt die Beamtin zum Abschied. Und schaut dabei, als wäre sie die Erste, die es ausprobieren würde.

Bauernhöfe zu Büros!
    Auch in Deutschland soll die breitbandige Internetanbindung ländlicher Regionen nun endlich schneller vorangehen. Anfang 2009 verkündete die Bundesregierung, bis Ende 2010 schnelles Internetsurfen in ganz Deutschland zu ermöglichen. Bis 2014 sollten gar drei Viertel aller Haushalte an das neue superschnelle VDSL-Netz angeschlossen werden. „Eine enorme Kraftanstrengung“, so der SPD-Abgeordnete Martin Dörmann. Er ist skeptisch, ob der Prozess in diesem Zeitraum tatsächlich schon abgeschlossen sein wird, findet es aber „gut, dass man sich ehrgeizige Ziele setzt“.
    Schätzungen zufolge sind heute noch etwa fünf Millionen Bundesbürger vom schnellen Internet abgeschnitten – insbesondere in Dörfern und Gemeinden. Während in den Ballungsgebieten eine fast hundertprozentige Versorgung mit Breitbandanschlüssen erreicht ist, hat ein Zehntel der Landbevölkerung überhaupt keinen Zugriff auf das schnelle Internet. Besonders betroffen: Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz. „Bei der Breitbandverkabelung sind wir – das verhehle ich nicht – noch nicht so weit, wie wir es eigentlich erwartet haben“, erklärte Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) Anfang Mai 2009 im Deutschen Bundestag. Der Breitbandausbau sei eine schwierige „Daueraufgabe“ und nur mit einem Mix unterschiedlicher Techniken zu bewältigen.
    Weil der flächendeckende Aufbau eines Festnetzes auf dem flachen Land unwirtschaftlich wäre, hat das Bundeskabinett kürzlich beschlossen, ehemalige Rundfunkfrequenzen für Breitband-Mobilfunkanwendungen freizugeben, der Bundesrat stimmte im Juni zu. So könnten per Funk auch die bisherigen weißen Flecken auf der Landkarte mit schnellem Internet versorgt werden.
    Die Notwendigkeit, auch ländliche Regionen an das schnelle Datennetz anzubinden, ist unter Fachleuten unumstritten. Abgesehen von der Standortförderung und den offensichtlichen Vorteilen für die lokale Wirtschaft eröffnen technologische und gesellschaftliche Umwälzungen den kleineren Gemeinden neue Perspektiven. Wenn nicht länger Rohstoffe oder große Mengen an Arbeitskräften die wichtigsten Standortfaktoren sind, sondern viele Unternehmen nur noch elektronische Transaktionen benötigen, spielen lokale Politiker potenziell auf der Weltbühne mit. „In der Vergangenheit machte es keinen großen Unterschied, was ländliche Entscheidungsträger unternahmen, wenn ihre Regionen kaum physisch zugänglich waren“, so der Technologieexperte Jeremy Millard, der viele europäische Regierungen berät. „Heute ist es sehr wichtig, was sie tun, denn ihre Regionen sind elektronisch zugänglich.“ Hier gebe es große Chancen, aber auch großen Wettbewerb.
    Zudem werden „die Arbeiter von morgen von überall aus arbeiten können, und viele von uns werden das auch tun“, so die amerikanische Future Foundation. Arbeit werde immer weniger ein Ort, an den wir gehen, und immer mehr eine Frage, wie wir unsere Zeit nutzen. Gute Nachrichten für kleine Gemeinden: „Solche Telearbeitsplätze sind eine Chance für ländliche Gemeinden, die kaum industrielle Fertigung haben“, so Dörmann. Grietje Staffelt von den Grünen stimmt zu: „Prinzipiell liegt der Fokus darauf, die bisher unterversorgten Gebiete an

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