Medaillon des Schicksals (German Edition)
einem leidenschaftlichen Kuss, und gemeinsam und im selben Rhythmus erklommen sie den höchsten Gipfel der Lust, verschmolzen miteinander, wurden ein Leib, eine Seele, ein Lustschrei ...
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22. Kapitel
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Trotz der leidenschaftlichen Nacht erwachten Rosaria und Giacomo eng umschlungen noch vor dem ersten Hahnenschrei. Am liebsten wären sie wohl für die nächsten Tage und Nächte einfach im Bett geblieben, um sich aneinander zu erfreuen. Doch sie hatten keine Zeit, ihre Liebe zu leben. Zuerst mussten sie auf die Burg di Algari.
Auch Ambra war schon wach, die Pferde standen gesattelt und getränkt im Hof.
Giacomo, dem seine Verletzung, die er in der Nacht vergessen hatte, noch immer etwas zu schaffen machte, stieg hinter Rosaria auf seine weiße Stute, schlang den gesunden Arm fest um die Taille der geliebten Frau, und schon ritten sie los.
Trotz der Anstrengungen des langen Ritts unter der glühenden Sonne der Toskana rasteten sie nicht. Sogar Ambra überstand die Strapazen ohne größere Beschwerden, und so erreichten sie die Burg bereits zur Mittagsstunde.
Giacomo, der Rosaria an der Hand hielt, eilte sogleich in die Halle. Ambra folgte ihnen.
Am Tisch in der Halle saßen der Conte Giovanni di Algari und Isabella Panzacchi. Giacomo erschrak, als er seinem Vater ins Gesicht blickte. Es schien, als wäre der Conte in wenigen Tagen um Jahre gealtert. Trüb waren seine Augen, freudlos sein Blick, seine Haut wirkte grau und faltig, und seine Bewegungen waren kraftlos.
»Oh, Giacomo, wie schön, Euch endlich zu sehen«, flötete Isabella, übersah Rosaria und eilte auf Giacomo zu.
Auch der Conte zeigte ein leises, schmallippiges Lächeln, als er seinen Sohn gewahrte.
Doch Giacomo war jetzt nicht nach Familienfrieden, zumal er ja gar nicht zu dieser Familie gehörte.
Aber noch wusste niemand hier auf der Burg, wer er wirklich war. Noch war er hier der junge Conte und zweitmächtigste Mann.
Er schob Isabella Panzacchi von sich und be fahl ihr mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete: »Packt Eure Sachen und verlasst noch in dieser Stunde die Burg. Es gibt niemanden, der auf Eure Anwesenheit Wert legt.«
Isabella sah Giacomo verblüfft an, dann drehte sie sich nach dem Conte um.
»Sagt Ihr ihm, dass ich bleiben werde, weil ich ihm großmütig verziehen habe«, befahl sie mit schnarrender Stimme dem alten Conte.
Doch der winkte nur müde ab. »Tut, was Giacomo sagt«, antwortete er. »Ich habe keine Kraft mehr, die Burg zu führen. Ruhe will ich, nichts als Ruhe.«
»Gut«, zischte Isabella Panzacchi. »Gut, ich werde gehen. Doch seid gewiss, dass Euch damit sehr viel Geld entgeht. Geld, mit dem Ihr die Burg hättet retten können.«
»Wir brauchen Euer Geld nicht, Isabella. Denn mit keinem Geld dieser Welt kann man kaufen, was auf der Burg am meisten fehlt: Liebe, Verständnis, Freundlichkeit und Vertrauen«, erwiderte Giacomo mit leiser Verachtung für die schöne, aber kalte Florentinerin.
Es lag Genugtuung in seinem Blick, als die Kaufmannstochter mit wütenden Schritten die Halle verließ.
»Ich muss mit Euch sprechen«, wandte sich Giacomo nun an seinen Vater.
Der Conte nickte: »Ja, Junge, ich glaube, es ist wirklich an der Zeit, einmal über Vieles zu reden.«
Rosaria machte Anstalten zu gehen, doch Giacomo hielt sie an der Hand und führte sie zur Tafel.
»Bleib, Rosaria. Was hier besprochen wird, geht auch dich etwas an.«
Dann bot er Ambra einen Platz an.
Als alle saßen, begann Giacomo zu sprechen.
»Ich bin nicht Euer Sohn«, sagte er. »Und Eure Frau ist keine Ehebrecherin.«
Und dann erzählte Giacomo dem Conte alles, was er in den letzten Tagen erfahren hatte. Ambra, die dabeisaß, bestätigte seine Worte, und auch Rosalba, die man dazurief, erklärte, dass Giacomos Bericht der Wahrheit entspreche.
Als er geendet hatte, sah Giacomo, dass der alte Conte Tränen in den Augen hatte. Das war noch nie geschehen. Zum ersten Mal zeigte der Conte, dass auch er ein fühlendes Herz im Leibe hatte.
»Wer immer deine Eltern waren, Giacomo, eins bleibt bestehen: Du warst mir immer ein guter Sohn. Und wenn du es willst, so wird dir mein Haus immer ein Zuhause sein.«
Dann betrachtete er Rosaria, und in seinen Augen lag ein leiser Hauch von Zärtlichkeit.
»Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung, mein Kind?«, fragte er.
Rosaria nickte. Noch immer konnte sie den Conte in dem dunklen Burggang vor sich stehen sehen.
»Ich habe von Anfang an gespürt, dass du in mirganz
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