Media Control
geht es um illegale Besetzungen von Territorien und tiefgreifende Menschenrechts-verletzungen. Wenn man mit den jeweiligen Ländern vertraut ist, weiß man, daß Saddam Husseins Aggressions- und Greueltaten genau in dieses Spektrum passen und noch nicht einmal zu den extremsten Fällen gehören. In einem intakten Propagandasystem aber weiß eben keiner, was in den von mir aufgezählten Ländern geschieht oder warum ich sie überhaupt aufgezählt habe. 11
Der Golfkrieg
Dies alles zeigt, wie ein intaktes Propagandasystem arbeitet. Die Leute können glauben, daß wir gegen den Irak vorgehen, weil wir tatsächlich dem Grundsatz folgen, illegale Besetzung und gravierende Verletzungen der Menschenrechte sollten mit Gewalt beendet werden. Aber niemand fragt sich, was es hieße, diesen Grundsatz auf das Verhalten der USA selbst anzuwenden. Das ist ein ganz außerordentlicher Erfolg der Propaganda.
Nehmen wir den Golfkrieg. Wenn man sich die Berichterstattung seit August 1990 ansieht, fällt auf, daß einige wichtige Stimmen fehlen. So gibt es z.B. eine sehr mutige und keineswegs geringfügige demokratische Opposition gegen Saddam Hussein - Iraker, die im Ausland, vorwiegend in Europa, leben. Es sind Bankiers, Ingenieure, Architekten und Akademiker. Und sie sprechen mit durchaus vernehmbaren Stimmen. Im Februar 1989, als Saddam noch George Bushs bester Freund und Handelspartner war, baten diese Leute in Washington um Unterstützung für ihre Forderung nach einer parlamentarischen Demokratie im Irak. Sie wurden abgewiesen, weil die Vereinigten Staaten an so etwas kein Interesse hatten. Die Berichterstattung in den Medien war gleich null.
Seit August wurde es schwieriger, die Existenz dieser Opposition zu ignorieren, denn nun wandten sich die USA auf einmal gegen Saddam Hussein. Und es gab eine demokratische Opposition, die sich schon seit längerem über den Sturz des Diktators Gedanken gemacht hatte. Sie würden ihn am liebsten gehängt und gevierteilt sehen. Er hat sie vertrieben, ihre Brüder getötet, ihre Schwestern foltern lassen. Sie kämpften gegen ihn, als Ronald Reagan und George Bush ihn noch hofierten. Was aber berichten die US-amerikanischen Medien über diese Opposition? Von August 1990 bis März 1991 kein einziges Wort. Dabei haben sich diese Menschen über ihre Vorstellungen wiederholt und deutlich geäußert. Sie wollen im Prinzip nichts anderes als die amerikanische Friedensbewegung. Sie sind gegen Saddam Hussein und gegen den Krieg. Sie wollen nicht, daß ihr Land zerstört wird. Sie wollen eine friedliche Lösung, und sie wissen, daß so etwas möglich gewesen wäre. Aber das steht nicht auf Washingtons politischer Tagesordnung, und darum bleiben die Medien stumm. Wenn man über die Opposition etwas erfahren will, muß man deutsche oder britische Zeitungen lesen, die weniger kontrolliert werden als unsere Blätter.
Auch das ist ein spektakulärer Propagandaerfolg: Die Stimmen der irakischen Demokraten finden kein Gehör, und niemand bemerkt es. Und die Bevölkerung scheint so indoktriniert, daß niemand fragt, warum das so ist. Denn die Antwort liegt auf der Hand: Die Opposition hat ihre eigenen Vor-stellungen, sie stimmt mit der internationalen Friedensbewegung überein, und darum weckt sie kein Interesse.
Schauen wir uns nun die Gründe an, die für den Krieg gegen den Irak vorgetragen wurden. Aggressoren, dürften nicht belohnt, sondern müßten durch schnellen Einsatz von Gewalt in die Schranken gewiesen werden. Andere Gründe wurden nicht genannt. Allerdings ist diese Begründung einfach lächerlich, und jeder, der des Lesens kundig ist, kann sie widerlegen. Schauen wir uns die Medien, die liberalen Leitartikelschreiber und die Leute an, die vor dem Kongreß aufgetreten sind. Keiner von ihnen hat bezweifelt, daß die Vereinigten Staaten dem Grundsatz, Aggressoren dürften nicht belohnt werden, treu sind. Aber haben die Vereinigten Staaten ihrem eigenen Angriff auf Panama Widerstand geleistet und Washington bombardiert? Haben sie, als 1969 die südafrikanische Besetzung Namibias für illegal erklärt wurde, Handelssanktionen verhängt, den Krieg ausgerufen und Kapstadt bombardiert? Nein, man verlegte sich zwanzig Jahre lang auf »stille Diplomatie«, während Südafrika allein in den Jahren der Regierungen Reagan und Bush in den angrenzenden Ländern etwa 1,5 Millionen Menschen ermordete. Vergessen wir, was in Südafrika und Namibia geschah. Wir wollen unsere empfindsamen Seelen damit nicht
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