Media Control
wirklich glaubt, und wer sich nicht anpaßt, wird durch die üblichen Mechanismen ausgegrenzt.
In konkreten Fällen ist der Einfluß von Werbekunden noch sehr viel direkter. »Projekte, die sich mit dem Sponsoring durch Konzerne nicht vereinbaren lassen, haben zumeist keine Chance, verwirklicht zu werden«, schrieb der Londoner Economist und fuhr fort: »Fernsehsender haben mittlerweile ein sehr feines Ohr für die Wünsche von Konzernen.« Die Zeitung erwähnt den Fall des öffentlichen Fernsehsenders WNET, der »nach einer Dokumentation mit dem Titel ›Profithunger‹ über Multis, die in der Dritten Welt im großen Stil Ländereien aufkaufen, die Unterstützung von Gulf & Western verlor.« Der Generaldirektor des Konzerns teilte dem Sender mit: »So verhält sich kein Freund« und fügte hinzu, die Dokumentation sei »antiwirtschaftlich, wo nicht gar antiamerikanisch« gewesen. »Die meisten Leute meinen, daß WNET so einen Fehler nicht noch einmal machen würde«, schließt der Economist. 18 Andere Sender ebenfalls nicht; implizite Hinweise reichen aus.
Es gibt für die Medien noch weitere Gründe, mit dem staatlich-wirtschaftlichen Machtgefüge auf gutem Fuß zu stehen. 19 Kritische Berichterstattung ist schwierig und kostspielig, weil an die Qualität hohe Anforderungen gestellt werden und diejenigen, die in der Lage sind, Strafen und Belohnungen zu verteilen, den Nonkonformismus nicht besonders schätzen. Da kommt es billiger, den Patriotismus an die Fahnen zu heften und offizielle Feinde mit Anschuldigungen zu überhäufen, die nicht weiter erhärtet und schon gar nicht korrigiert werden müssen - wer will sich schon Apologetik vorwerfen lassen? Auf die Vorhaltung, es werde für rechtens erachtet, im Interesse der Macht zu täuschen, reagiert das System mit Empörung, und die Idee, es einer rationalen Betrachtung zu unterziehen, ruft Unverständnis oder Zorn hervor, wobei sich diese Gefühle oftmals hinter anderen Begrifflichkeiten verstecken. 20 Wer der US-Regierung die besten Absichten unterstellt, darf ruhig Fehler und Ungeschicklichkeiten beklagen, ohne seine Haltung näher begründen zu müssen. Er darf ungestraft fragen, warum uns im Nahen Osten und in Mittelamerika »der Erfolg verlassen hat« oder warum »eine so reiche, mächtige und wohlmeinende Nation ihre Ziele [nicht] schneller und effektiver in die Tat umsetzen kann« (Landrum Bolling). 21 Die Maßstäbe verschieben sich beträchtlich, wenn wir davon ausgehen, daß Staaten nun einmal keine »guten Absichten« verfolgen und daß die USA, wie andere Staaten in Vergangenheit und Gegenwart, eine Politik verfolgen, in der sich die Interessen derjenigen niederschlagen, die den Staat durch ihre Macht und ihren Einfluß kontrollieren. Allerdings dürfen solche Binsenweisheiten im Mainstream nicht zur Sprache kommen.
Um die Sowjetunion wegen ihres Einmarschs in Afghanistan und der Unterstützung der Repression in Polen zu verurteilen, braucht man keine Beweise; ganz anders sieht die Lage jedoch aus, wenn man sich der (gut dokumentierten) Aggression der USA in Indochina oder den langjährigen Bestrebungen, eine politische Lösung des Nahostkonflikts zu verhindern, zuwendet. Das sind unwillkommene und mithin keine Tatsachen. Keine Argumente benötigt man, um den Iran oder Libyen zu verdammen, weil sie den Terrorismus fördern; will man dagegen die Rolle der Vereinigten Staaten und ihrer Vasallen bei der Verbreitung von Terror erörtern, erntet man nur Schrecken und Abscheu, und alle Indizien, mögen sie auch noch so konkret sein, werden für irrelevant erklärt. De facto preisen die amerikanischen Medien und intellektuellen Zeitschriften die US-Regierung wegen ihres Einsatzes für die Demokratie in Nicaragua und kritisieren bestenfalls die zur Erreichung dieses lobenswerten Ziels eingesetzten Mittel, ohne zu fragen, ob es tatsächlich um den Erhalt der Demokratie geht. Es wäre undenkbar, den unreflektierten Patriotismus, dem die Mainstream-Medien huldigen, zu kritisieren, und wer es dennoch versuchte, würde auch dann als ideologischer Fanatiker abgestempelt, wenn er Beweise auf Beweise häufte - was im Fall Nicaraguas nun wirklich nicht schwierig ist.
So sehen wir immer wieder, daß der Konformismus den Weg ebnet, der zu Privilegien und Ansehen führt, während abweichende Haltungen auch in einer Gesellschaft, die keine Todesschwadronen, psychiatrischen Gefängnisse oder Vernichtungslager kennt, sanktioniert werden. Schon die Nachrichtenstruktur der
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