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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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den Staat in einem bestimmten Moment leiten. Dieser Aufgabe sollten sie sich mit Begeisterung und Optimismus widmen, weil die Ziele der Staatsmacht per definitionem aus edelsten Beweggründen verfolgt werden. Es hätte George Orwell nicht überrascht, daß dies das Ergebnis der Medienkritik einer Organisation ist, die sich »Freedom House« nennt. 24
    Journalisten zeigen in ihrem Beruf oft ein hohes Maß an Professionalität; sie sind couragiert, integer und unternehmungsfreudig, auch wenn sie für Medien arbeiten, die den Vorhersagen des Propaganda-Modells entsprechen. Das ist kein Widerspruch. Es geht hier nicht um die Ehrlichkeit von Überzeugungen oder um die Integrität, mit der Tatsachen aufgespürt und verbreitet werden, sondern um die Auswahl und Aufbereitung der Themen, die Bandbreite der veröffentlichten Meinungen, die unhinterfragten Voraussetzungen, von denen Berichte und Kommentare sich leiten lassen sowie den Gesamtrahmen, innerhalb dessen ein bestimmtes Bild der Welt präsentiert wird.
    Ich werde an Beispielen zeigen, wie das Propaganda-Modell arbeitet, wobei ich davon ausgehe, daß die grundlegende Prämisse durch die bereits veröffentlichten umfangreichen Materialien in ihrer Glaubwürdigkeit bestätigt worden ist. Diese Arbeiten haben zu wütenden Protesten und Verfälschungen geführt, aber auch Verwirrung und Mißverständnisse hervorgerufen. Jedoch gibt es meines Wissens keinen ernsthaften Versuch, sich mit dieser und ähnlicher Kritik ernsthaft auseinanderzusetzen, sondern sie wird, gemäß den Vorhersagen des Propaganda-Modells, einfach totgeschwiegen. 25 Was im Mainstream an kritischen Diskussionen über das Verhalten der Medien läuft, bezieht sich auf die ihnen unterstellte Regierungsfeindlichkeit und die entsprechenden Reaktionen ihrer Verteidiger. So zeigte z.B. das öffentliche Fernsehen in den USA 1985 eine Serie mit rückblickenden Beiträgen über den Krieg in Indochina, woraufhin die konservative Organisation Accuracy in Media bestimmte Anschuldigungen erhob, die dann von Kritikern und Verteidigern der Serie diskutiert wurden. Daß diese selbst durchaus mit dem Propaganda-Modell übereinstimmte, spielte keine Rolle. Die bereits erwähnte Untersuchung zur Berichterstattung über Konflikte in der Dritten Welt folgt einem ähnlichen Argumentationsmuster. Da ist es dann auch egal, daß die Öffentlichkeit die Medien für zu konformistisch hält. 26
    Die Medien haben keine Schwierigkeiten damit, Verdammungsurteile wie »atemberaubende Unausgewogenheit, die nicht einmal den Schein einer fairen Einstellung wahrt« oder Auslassungen über »die Übel und Gefahren der heutigen widerspenstigen Presse« zu veröffentlichen. 27 Das gilt vor allem dann, wenn der Kritiker moniert, daß die »Medieneliten ... im Bann liberaler Anschauungen über Politik und menschliche Natur« stehen und die »offenkundigen Schwierigkeiten« beklagt, »die die meisten Liberalen damit haben, selbst eindeutige Diktaturen der Linken als Diktaturen zu bezeichnen«. Natürlich würde die Mainstreampresse, die mit dem Kommunismus so zartbesaitet umgeht und lieber das eigene Land geißelt, Fidel Castro niemals als Diktator bezeichnen. 28
    Solche und ähnliche Vorwürfe sind oftmals sogar willkommen, weil man sie, wenn es überhaupt notwendig ist, recht einfach widerlegen kann. Zudem vertiefen die entsprechenden Diskussionen die Annahme, daß die Medien entweder unabhängig und objektiv und offen für abweichende Meinungen sind, oder, wie die Konservativen meinen, mit linker Schlagseite sich begierig dem Kampf gegen die Autoritäten hingeben. Die etablierten Mächte können mit beiden Folgerungen leben - und ebenso die »Medieneliten« selbst, die den Vorwurf, daß sie ihre ablehnende Haltung gegenüber den Vertretern der Macht vielleicht zu weit getragen haben, durchaus nicht von sich weisen. Diese Diskussionen entsprechen den Vorhersagen des Propaganda-Modells: Es wird um den »einseitigen Liberalismus« gestritten, aber nicht die Möglichkeit in Erwägung gezogen, daß diese »Einseitigkeit« lediglich Ausdruck einer Variante der herrschenden Ideologie darstellt - was sich beweisen läßt -, und dazu noch einer höchst nützlichen Variante, weil die implizite Botschaft lautet: bis hierher und nicht weiter.
    Kehren wir zu den anfangs erwähnten Vorschlägen der brasilianischen Bischöfe zurück. In den USA würde das Verlangen nach einer »Demokratisierung der Medien« auch deshalb für überflüssig oder falsch

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