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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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Angelegenheiten fern, wenn Wahlen nicht mehr der Entscheidung zwischen unterschiedlichen Programmen, sondern nur noch der Festlegung auf eine symbolische Gestalt dienen. Insofern ist es nicht uninteressant, daß die Vereinig-ten Staaten acht Jahre lang praktisch ohne einen Präsidenten im Sinne des Amtes und seiner Verpflichtungen ausgekommen sind.
    Kehren wir zu den Medien zurück, denen die Trilaterale Kommission vorwarf, die Flammen »exzessiver Demokratie« geschürt zu haben, während doch die »umfassenderen Interessen von Gesellschaft und Regierung« den Journalisten die Einführung »professioneller Maßstäbe« nahelegen, damit die Alternative nicht eine »Regulierung von oben« ist, um das »Gleichgewicht zwischen Regierung und Medien wiederherzustellen«. Ähnliche Besorgnisse äußerte der Leiter von Freedom House, Leonard Sussman: »Müssen freie Institutionen gerade aufgrund der Freiheit, die sie erhalten, umgestürzt werden?« Und John Roche, ein intellektueller Anhänger Präsident Johnsons forderte gar den Kongreß auf, die »Machenschaften dieser Privatregierungen«, die die Tatsachen im Zuge ihrer »Anti-Johnson-Kampagne« so schrecklich verfälschten, untersuchen zu lassen, obwohl er fürchtete, daß der Kongreß »zu viel Angst vor den Medien« hätte, um so etwas in Angriff zu nehmen. 10
    Sussman und Roche bezogen sich auf die von Freedom House unterstützte zweibändige Studie von Peter Braestrup zur Berichterstattung über die Tet-Offensive 1968. n Braestrups Werk galt vielen als wegweisender Beitrag, und als endgültiger Beweis für die unverantwortliche Haltung dieses »bemerkenswerten neuen Faktors nationaler Macht«. Roche sprach von »einem der großen Beispiele für investigative Berichterstattung und erstklassige Gelehrsamkeit in den letzten fünfundzwanzig Jahren« und einer »sorgfältigen Untersuchung eines Falls von Inkompetenz, wenn nicht gar Böswilligkeit der Medien«. Braestrup habe gezeigt, daß die Medien mit ihrer die »Gegenkultur« der sechziger Jahre reflektierenden einseitigen Berichterstattung letztlich ausschlaggebend waren für die Niederlage der USA in Vietnam. Damit hätten sie den Kampf der Vereinigten Staaten für Freiheit und Demokratie nachhaltig beschädigt. Dieses Versagen sei, so die Studie, »auf den von Chefredakteuren ermutigten oder zumindest nachsichtig behandelten oberflächlichen journalistischen Stil zurückzuführen, der seit Ende der sechziger Jahre populär wurde«. Begleiterscheinungen dieses neuen Journalismus sind »die oftmals unüberlegte Konfliktbereitschaft und eine Haltung, die von der Regierung oder anderen Autoritäten stets das Schlimmste annimmt, um auf dieser Grundlage bei jedem Problem die Akteure in ›gute‹ und ›böse‹ einzuteilen«. Zu den ›bösen‹ Akteuren gehörten die US-Streitkräfte in Vietnam, der »militärisch-industrielle Komplex«, die CIA und die Regierung allgemein, zu den › gutem dagegen die vietnamesischen Kommunisten, die Braestrup zufolge von den Medien geschützt und über die Maßen gelobt wurden. An dem »oberflächlichen Stil« werde sich so schnell nichts ändern, wobei, »wenn die Medienmanager selbst nicht eingreifen, die düstere Möglichkeit besteht, daß Außenseiter - die Gerichte, die Bundeskommission für Kommunikation oder der Kongreß - eigene Mittel zur Anwendung bringen«.
    Landrum Bolling schlägt in dieselbe Kerbe, wenn er behauptet, daß wir Amerikaner »in Anbetracht der von uns kritisierten Politik zur Selbstgeißelung neigen«, was dann, wie der Vietnamkrieg gezeigt habe, »fast unweigerlich dazu führte, daß die Unterstützung für den Krieg untergraben wurde«, vor allem durch die »oftmals blutrünstige Bildberichterstattung des Fernsehens«. (So äußerte sich Bolling in einer von ihm geleiteten Konferenz über die Frage, ob es »keine Möglichkeit gibt, zwischen den Vorteilen eines totalitären Regimes,
    das unerfreuliche Nachrichten über den Kriegsverlauf kontrollieren oder unterdrücken kann, und den Nachteilen einer freien Gesellschaft, die eine offene Berichterstattung über alle Kriegsgeschehnisse erlaubt, einen Mittelweg zu finden«.) 12 Die Watergate-Affäre, bei der der investigative Journalismus dazu führte, »einen Präsidenten seines Amtes zu entheben« (Anthony Lewis), verstärkte, wie auch die Iran-Contra-Affäre, das trübe Bild einer zunehmenden Zerstörung der Demokratie durch freie, unab-hängige und regierungskritische Medien. Verteidiger der Pressefreiheit

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