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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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Sektor repräsentierte, der in der Liste der »Sonderinteressen« nicht auftauchte: Konzerne, Finanzinstitutionen und andere Eliten der Geschäftswelt.
    Diese Beschuldigungen sind indes nicht zutreffend. Vielmehr repräsentieren die Demokraten andere Sektoren des »nationalen Interesses« und beteiligten sich ohne große Skrupel an der Rechtswendung von Elitegruppen nach dem Ende des Vietnamkriegs. Sie unterstützten die Zerschlagung staatlicher Programme zum Schutz der Armen und Unterprivilegierten, den Transfer finanzieller Ressourcen zugunsten der Wohlhabenden, die Umwandlung des Staats in eine Wohlfahrtsorganisation für die Oberschicht sowie die Ausweitung staatlicher Macht und des staatlich geschützten Sektors der Wirtschaft durch den militärisch-industriellen Komplex - womit die Öffentlichkeit gezwungen wird, die High-Tech-Produktion zu subventionieren und einen staatlich garantierten Markt für deren Abfälle zu schaffen. Zu dieser Rechtswendung gehörte auch eine »aktivere« Außenpolitik, um den US-amerikanischen Einfluß durch Subversion, internationalen Terrorismus und Aggression auszuweiten. Das war die Reagan-Doktrin, die von den Medien als tatkräftige Verteidigung der Demokratie überall in der Welt gepriesen und nur bisweilen als etwas zu übertrieben kritisiert wurde. Im allgemeinen unterstützte die demokratische Opposition diese Programme, die ohnehin kaum mehr waren als eine Weiterführung von Initiativen der Regierung Carter. Wie Umfragen zeigten, stand die Bevölkerung mit wenigen Ausnahmen den politischen Zielsetzungen Reagans ablehnend gegenüber. 5
    Man sollte sich nicht durch Reagans »Erdrutschsiege« täuschen lassen. Er wurde von weniger als einem Drittel aller Wahlberechtigten ins Amt gehoben; und von denen, die ihre Stimme abgaben, hoffte eine große Mehrheit, daß er seine Programme nicht in die Tat umsetzen werde, während die Hälfte der Bevölkerung weiterhin der Ansicht war, daß die Regierung »von einigen großen Interessengruppen beherrscht wird, die in die eigene Tasche wirtschaften«. 6 Vor die Wahl gestellt zwischen Reagans mit nationalistischer Begleitmusik serviertem keynesianischem Wachstums-programm, das sich um die Folgen nicht schert, und dem fiskalischen Konservatismus der Demokraten - »wir finden eure Ziele gut, fürchten jedoch, daß die Kosten zu hoch sind« - entschieden sich die Urnengänger, was nicht überraschen kann, mehrheitlich für das erstere. Eliten haben die Aufgabe, mit kühner Miene die glänzenden Erfolge unseres Systems zu preisen, das, wie Henry Kissinger und Cyrus Vance in einem Aufsatz behaupten, »eine Modelldemokratie und eine Gesellschaft ist, die außerordentlich gut für die Bedürfnisse ihrer Bürger sorgt«. Hingegen scheint die Bevölkerung mehrheitlich in der Regierung ein Machtinstrument zu sehen, das sich ihrer Kontrolle entzieht; und wenn man sich ein paar vergleichende statistische Werte anschaut, sieht man, wie wunderbar die reichste Gesellschaft der Welt für die Bedürfnisse ihrer Bürger sorgt«. 7
    Tatsächlich vermag Reagans Politik einen Vorgeschmack darauf zu geben, welchen Weg die kapitalistischen Demokratien demnächst einschlagen könnten: Fortschreitende Eliminierung der Gewerkschaften, unabhängigen Medien, politischen Vereinigungen und, allgemeiner, aller Formen von bevölkerungsnahen Organisationen, die dem Konglomerat von Staat und Wirtschaft gefährlich werden könnten. Im Ausland wurde Reagan oft für einen bizarren »Cowboy-Präsidenten« gehalten, der »verrückt« genug war, eine »Bande von Halsabschneidern« in Nicaragua angreifen zulassen (so der Toronto Globe and Mail in einigen Leitartikeln), 8 aber die öffentliche Meinung in den USA schien ihn für wenig mehr zu halten als ein Symbol der nationalen Einheit, vergleichbar der Fahne oder der englischen Königin, die das Parlament eröffnet, indem sie das Regierungsprogramm verliest, das sie nicht befürworten, ja, nicht einmal verstehen muß. Ebenso gleichmütig reagierte man in den USA auf die kaum zu übersehenden Anzeichen dafür, daß Ronald Reagan offenbar nur sehr vage Vorstellungen von der Politik hatte, die in seinem Namen betrieben wurde. Es machte auch nichts, daß er, wenn sein Stab ihn nicht richtig instruiert hatte, regelmäßig Bemerkungen von sich gab, die bei denen, die sie ernstnahmen, für beträchtliche Verwirrung sorgen mußten. 9 Im übrigen hält man die Öffentlichkeit auf um so wirksamere Weise von der Beteiligung an öffentlichen

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