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vorsichtshalber nicht beim Namen genannt wurde« - nämlich die weißen Männer, die über Eigentum verfügten, und für die die Verfassungsordnung entworfen worden war. Die »umfangreiche Abwanderung von Schwarzen und Loyalisten« nach Kanada und anderswohin war zum Teil durch ihre Einsicht in die amerikanischen Verhältnisse bedingt. 33
Morris bemerkt auch, daß die post-revolutionäre Gesellschaft »letztlich eine politische Demokratie war, die von einer Elite manipuliert wurde«. Auch in Staaten, wo (wie in Virginia) eine »egalitäre Demokratie« zur Diskussion stand, wurde in Wirklichkeit »die Vorherrschaft der Aristokratie implizit akzeptiert«. Das gleiche gilt für die in späteren Zeiten als Triumph der wahren Demokratie gefeierte Vorherrschaft einer Schicht von Geschäftsleuten. 34
De facto ist John Jays Maxime das Gründungsprinzip der Republik, gemäß dem sie bis heute funktioniert und von dem eine kapitalistische Demokratie, aus wohlbekannten Gründen, nicht allzustark abweichen kann. 35
Innenpolitisch läuft dieses Prinzip auf die Konkurrenz von Investorengruppen hinaus, die darum kämpfen, den Staat unter ihre Kontrolle zu bekommen. Thomas Ferguson zufolge kann die politische Geschichte der USA zum großen Teil mit einer »Investivtheorie der Politik« erklärt werden. 36 In den von uns abhängigen Staaten gelten demokratische Verhältnisse dann als erreicht, wenn die Gesellschaft von lokalen Oligarchien und den mit US-Investoren verbundenen Segmenten der Geschäftswelt beherrscht wird; ferner muß das Militär unserer Kontrolle unterstehen und die Regierung von Profis geführt werden, die verläßlich Befehle befolgen und der US-amerikanischen Macht dienen. Wenn die Bevölkerung dagegen aufbegehrt, haben die USA das Recht, Gewalt anzuwenden, um die »Demokratie wiederherzustellen« - so jedenfalls sieht es die Reagan-Doktrin in Nicaragua vor. Entsprechend unterscheiden die Medien zwischen »Demokraten« und »Kommunisten«: Erstere dienen den Interessen der USA, letztere sind von der Krankheit namens Ultra-Nationalismus befallen. Geheime Planungsdokumente erläutern, daß unsere Interessen von »nationalistischen Regimes« bedroht seien, die den Forderungen der Bevölkerung nach Anhebung des Lebensstandards und sozialen Reformen nachkommen, statt die Bedürfnisse von US-Investoren zu berücksichtigen.
Die Medien folgen diesen Spielregeln, indem sie die »jungen Demokratien« Mittelamerikas (die in Wirklichkeit von Militär- und Wirtschaftseliten beherrscht werden) mit dem »kommunistischen Nicaragua« vergleichen. Und wir können verstehen, warum sie die Umfragen von 1987 in El Salvador unerwähnt ließen, aus denen hervorging, daß nur zehn Prozent der Befragten glauben, es gebe in ihrem Land zur Zeit eine freiheitliche und demokratische Entwicklung. Zweifellos begreifen die Salvadorianer das US-amerikanische Demokratiekonzept ebensowenig wie die Herausgeber von El Tiempo, Honduras' führender Zeitung. Sie sehen in Honduras lediglich eine Karikatur von Demokratie, die nichts zu bieten hat als »Arbeitslosigkeit und Unterdrückung«. Unter der »Besetzung durch nordamerikanische Truppen und Contras« könne es keine Demokratie geben, weil »lebenswichtige nationale Interessen zugunsten der Zielvorstellungen von Ausländern hintangestellt werden«, während Unterdrückungsmaßnahmen und illegale Verhaftungen andauern und die Todes-schwadronen des Militärs unheildrohend im Hintergrund lauern. 37
Gemäß den US-amerikanischen Prinzipien wird die Demokratie keinesfalls eingeschränkt, wenn ein paar Konzerne das Informationssystem kontrollieren; vielmehr ist das ein Wesenszug demokratischer Gesellschaften. In dieser Hinsicht waren sich PR-Spezialisten wie Edward Bernays, Journalisten wie Walter Lippmann, Sozialwissenschaftler wie Harold Lasswell und politische Theologen wie Reinhold Niebuhr einig. Ihnen ging es zwischen den beiden Weltkriegen um die Herstellung von gesellschaftlichem Konsens, ohne daß die existierenden Machtstrukturen angetastet wurden. Den Konsens zu erzeugen, ist Aufgabe der »kühlen Beobachter« (Niebuhr) und Spezialisten, weil die unwissenden Massen kaum über den Tellerrand hinausblicken können. 38
Nicht viel anders war das Bild nach dem Zweiten Weltkrieg, als die blinden Massen zu ihrem trägen Pazifismus zurückkehrten, während die Eliten längst die Notwendigkeit, für einen neuen globalen Konflikt zu mobilisieren, begriffen hatten. Damals bemerkte der Historiker
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