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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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Regierungsterror ausgeübte Zensur in den Vasallenstaaten.
    Der Kampf gegen den freien Austausch von Ideen hat handfeste Gründe. Globale Planungsstrategen weisen der Dritten Welt im wesentlichen die Rolle des Dienstleisters für die kapitalistischen Staaten zu. Ihre Regionen sollen bestimmte »Aufgaben erfüllen«; sie sind Quellen für Rohstoffe und Märkte und müssen, wie Geheimdokumente frank und frei erklären, »ausgebeutet« werden, damit der westliche Kapitalismus sich erneuern und entwickeln kann. Solche Zielsetzungen lassen die Vereinigten Staaten, wie Regierungsspezialisten und andere Kommentatoren jammern, bei aller »militärischen Stärke« doch als »politisch schwach« erscheinen, weshalb man zur Eindämmung von oppositionellen Bewegungen letztlich doch Gewalt anwenden müsse. Daraus erhellt, warum die US-Politik basisdemokratischen Bestrebungen in den Ländern der Dritten Welt so feindselig gesonnen ist.
    Aus eben diesen Gründen verschob die Regierung Kennedy den Auftrag des lateinamerikanischen Militärs von der »Verteidigung der Hemisphäre« zur »inneren Sicherheit«. Der Lateinamerika-Spezialist Lars Schoultz merkt dazu an, daß diese neuen staatlichen Formen eines »militärischen Autoritarismus« eine Reaktion auf »zunehmende Beteiligung der Bevölkerung an der Politik« waren und darauf zielten, »einer erkennbaren Bedrohung der sozioökonomischen Privilegienstruktur nachhaltig entgegenzuwirken, indem die politische Beteiligung der numerischen Bevölkerungs-mehrheit, insbesondere der arbeitenden oder (umfassender und genauer) unteren [popular] Klassen unmöglich gemacht wurde«. 131
    Die Stabilität in den Vasallenstaaten lateinamerikanischen Typs wird auch durch eine symbiotische Beziehung zwischen US-Liberalen und jenen »Demokraten« in den abhängigen Ländern garantiert, die als Feigenblatt für die Herrschaft des Militärs dienen. Während diese »Demokraten« für die Aufrechterhaltung der Privilegien und US-amerikanischen Interessen sorgen, loben die Liberalen das Wachstum des zarten Pflänzchens Demokratie und stellen zugleich die Mittel für den terroristischen Angriff gegen die Bevölkerung durch Sicherheitskräfte und Todesschwadronen bereit.
    Nach den Wahlen von 1984 in El Salvador, die zur Errichtung »demokratischer« Verhältnisse führten, bemerkte die unter der Schirmherrschaft der Erzdiözese von San Salvador arbeitende Menschenrechts-organisation Socorro Judicio:
    »Die durch die ständige Verletzung elementarer Menschenrechte von Terror und Panik geschüttelte Gesellschaft in El Salvador weist folgende Züge auf: Kollektive Einschüchterung und allgemeine Furcht einerseits und die aufgrund täglicher Erfahrung von Gewalt verinnerlichte Akzeptanz des Terrors andererseits. Die Gesellschaft nimmt es hin, daß häufig Opfer von Folterungen gefunden werden, weil das Grundrecht auf Leben für sie keinen übergeordneten Wert mehr darstellt.“ 132
    Diese Einschätzung ist besonders interessant, wenn wir hören, was Außenminister George Shultz in einem Vortrag über internationalen Terrorismus bemerkte (zur gleichen Zeit bombardierten die USA Libyen). Zu El Salvador meinte er, »daß alle Amerikaner auf die dort erzielten Ergebnisse stolz sein können« - jedenfalls alle Amerikaner, die den Anblick von Folteropfern, hungernden Kindern, sowie Terror und Panik schätzen. James LeMoyne kommt zu dem Schluß, daß »die amerikanische Unterstützung der gewählten Regierung [in El Salvador, Guatemala und Honduras] ein relativer Erfolg gewesen ist«. Wie wahr. 133
    Socorro Judicio stellte den Bericht über den Zustand der salvadorianischen Gesellschaft auf dem »Ersten Internationalen Seminar zur Folter in Lateinamerika« vor, das im Dezember 1985 in Buenos Aires abgehalten wurde. Diese Konferenz fand in den US-Medien keine Erwähnung. In der zivilisierten Welt ist »Terrorismus« eben etwas anderes und hat mit den Bestrebungen der USA, die noch unvollkommenen Demokratien in Mittelamerika zu verteidigen, nichts zu tun. Und während die Medien das leidenschaftliche Engagement der USA für die Menschenrechte feiern, fällt der in verschiedenen Untersuchungen dokumentierte Zusammenhang zwischen US-Hilfeleistungen und Folterregimes unter den Tisch. So schreibt ein Kenner der Menschenrechtssituation in Lateinamerika, daß die Hilfeleistungen »überwiegend lateinamerikanischen Regierungen zugeflossen sind, in deren Ländern die Bürger gefoltert... und die fundamentalen Menschenrechte

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