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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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befürworteten diplomatische Maßnahmen, sagten aber nichts über die Sandinisten. Von den anderen 48 waren 46 anti-sandinistisch, und von diesen wiederum 18 für und 28 gegen die Contras, zumeist deshalb, weil sie nicht fähig seien, den Kampf zu gewinnen, oder weil das Ziel der USA, »der sandinistischen Revolution die Form der amerikanischen Demokratie aufzuzwingen« das »Risiko« nicht wert sei (so John Oakes in der New York Times). 124 Von den zwei pro-sandinistischen Beiträgen stammte der eine von Carlos Tunnerman, dem nicaraguanischen Botschafter, der andere von Kevin Cahill, dem Leiter des Zentrums für Tropenkrankheiten im Lenox-Hill-Hospital (New York). Cahill konnte auf persönliche Erfahrungen in Nicaragua und anderen Entwicklungsländern zurückgreifen und wies als einziger auf die erfolgreichen Gesundheits- und Alphabetisierungskampagnen und den »Kampf gegen Unterdrückung und Korruption« hin. 125 Neben seinem Beitrag erwähnte nur noch ein weiterer Kommentator die Entscheidung des Weltgerichtshofs, während zwei andere (der eine von Tunnerman) sich indirekt darauf beziehen. Ansonsten wird dem herrschenden Konsens Genüge getan. In der Washington Post lesen wir, daß die Vereinigten Staaten »mittels der Contras die Demokratie in Nicaragua wiederherstellen, die Verbindungen der Sandinisten zu Kuba und der Sowjetunion kappen ... und die Ausbreitung der sandinistischen Revolution über Nicaragua hinaus eindämmen wollen«. Des weiteren meint die Post, die Sandinisten seien »durch politische Umklammerung vielleicht besser zu zügeln als durch einen militärischen Angriff«, während William Buckley ihnen versuchten »Völkermord« an den Miskito-Indianern vorwirft. 126 Doch abgesehen von Cahill beschäftigt sich kein Kommentar mit der konstruktiven Politik der Sandinisten, die, was nicht erwähnt werden darf, den US-Terror allererst auslöste. Vielmehr werden in beiden Zeitungen die totalitären Sandinisten den »unvollkommenen, aber funktionierenden« Demokratien in Guatemala und Honduras gegenüber-gestellt, und auch das »von kommunistischer Guerilla belagerte« El Salvador ist zwar eine »unvollkommene Demokratie«, besitzt aber eine »gewählte Regierung«, während es in Nicaragua, wie Washington erklärte, keine Wahlen gegeben hat. 127
    Diese Doktrin bestätigt die Einschätzung von Woodrow Wilsons Committee on Public Information (das ist die bereits erwähnte Creel-Kommission): »Eine der besten Methoden zur Nachrichtenkontrolle war die Überflutung der Informationskanäle mit ›Tatsachen‹ oder, genauer gesagt, offiziellen Informationen.« 128 Durch endlose Wiederholung in Verbindung mit einer Washingtons Erfordernissen entsprechenden Berichterstattung wurde die Doktrin, in Nicaragua habe es keine Wahlen gegeben, zur etablierten Wahrheit, der selbst Menschenrechtsorganisationen ihren Tribut zollten. So kritisiert Human Rights Watch zwar die Regierung Reagan, weil sie Menschenrechtsverletzung en »unter gewählten Regierungen« (erwähnt werden El Salvador und Guatemala) verschweige und nur »bei den linksgerichteten Regimes der Hemisphäre - Kuba und Nicaragua« - verurteile, aber die Doktrin, daß Nicaragua keine »gewählte Regierung« besitzt, bleibt erhalten. Ahnlich verfährt der liberale Boston Globe, der El Salvador, Guatemala und Honduras (»instabile Demokratien«) mit Kuba, Nicaragua, Guayana und Surinam (»sozialistisch«) vergleicht. Die »demokratischen« Regierungen haben »gewählte Zivilisten« als Präsidenten, während in Nicaragua »seit der Revolution von 1979 eine sozialistische Junta regiert«. 129
    Die USA hatten schon früh erkannt, wie wichtig es ist, den freien Austausch von Ideen zu unterbinden. Im März 1963 traf sich Präsident Kennedy in Costa Rica mit Staatschefs aus sieben mittel-amerikanischen Ländern. Man einigte sich darauf, »gemeinsame Maßnahmen zu entwickeln und unverzüglich umzusetzen, um die Reisen subversiver Staatsangehöriger von und nach Kuba sowie den Zustrom von Materialien, Propaganda und Geldmitteln aus diesem Land einzuschränken«. In Geheimdokumenten äußerten sich die Kennedy-Liberalen besorgt über die »Abneigung von [lateinamerikanischen] Regierungen, bilaterale oder multilaterale Abkommen zur Kontrolle von Reisenden zu treffen«, wie sie in den Vereinigten Staaten existieren und angewendet werden. 130 Aus diesen Gründen ist man in den USA auch nicht besorgt über die gewaltsame Zerschlagung unabhängiger Medien oder eine durch

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