Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
Vom Netzwerk:
über die Contras beschäftigte sich mit Menschenrechtsverletzungen, und auch die mittlerweile ausgeuferten Greueltaten fanden höchstens flüchtige Erwähnung. Wie das Außenministerium und der Kongreß zogen es auch die Medien vor, das Thema mit »absichtsvoller Ignoranz« (so Vertreter von Menschenrechtsorganisationen) zu behandeln. 150
    Im Hinblick auf El Salvador finden wir das gegenteilige Muster vor. Hier wurden die Guerillakämpfer als marxistische Terroristen gegeißelt, während die Kommentare der New York Times, der offiziellen Linie folgend, behaupteten, daß sich die Lage unter der demokratischen Regierung von Duarte, dem »aufrechten, reformorientierten Christdemokraten« verbessern würde. Duarte sei in einem von »unversöhnlichen Extremen« zerrissenen Land verzweifelt darum bemüht, die Menschen in eine hoffnungsvollere Zukunft zu führen, »obwohl er noch entschiedener hätte versuchen können, Anführer von Todesschwadronen zur Verantwortung zu ziehen«. (Soll heißen: Er hat den Sicherheitskräften keinen Einhalt geboten; vielmehr lobte er sie für ihren »wertvollen Einsatz an der Seite des Volks gegen die Subversion«, während er zugleich eingestand, daß »die Massen auf Seiten der Guerilleros standen«, als er die führende Rolle im Kampf gegen die Bevölkerung übernahm.) Die großen Medien zeichneten ihn als Opfer, nicht als den bereitwilligen Agenten, der die Aufgabe hatte, beim US-Kongreß Gelder für die von ihm protegierten Terroristen locker zu machen. Der Journalist Marc Cooper, der über 800 Artikel analysierte, die zwischen März 1984 und Oktober 1985 in den wichtigsten US-amerikanischen Tageszeitungen erschienen waren, kam zu dem Ergebnis, daß »die Regierungspolitik [Duartes] lauthals gefeiert«, die Greueltaten der Todesschwadronen jedoch systematisch verschwiegen wurden. Kein einziger Beitrag »bewertete Duartes Bündnis mit dem militärischen Establishment«, dem eigentlichen Herrscher. 151
    In der New York Times, deren Kommentare über Mittelamerika ich über einen Zeitraum von sechseinhalb Jahren prüfte, wurde ebenfalls vieles im wahrsten Sinne totgeschwiegen. So fand sich kein Wort über die Ermordung des salvadorianischen Erzbischofs Romero oder über die darauf folgende Razzia von Sicherheitskräften, die das erzbischöfliche Rechtshilfebüro durchsuchten, um Beweise für ihre Beteiligung an dem Mord zu vernichten; kein Wort über die Schließung und Zerstörung der Universität durch die Armee, bei der etliche Zivilisten zu Tode kamen; kein Wort über die Zerschlagung der unabhängigen Presse und die Ermordung oder Vertreibung von Redakteuren und Verlegern; kein Wort über den im März 1980 ausgerufenen Belagerungszustand, als Duarte sich der Junta anschloß und deren Massaker unterstützte und rechtfertigte. Als jedoch Nicaragua am 15. Oktober 1985 den Belagerungszustand verhängte, verurteilte die New York Times das als Mangel »an Respekt für Demokratie und Menschenrechte« und hatte für »Präsident Ortegas Behauptung, das scharfe Vorgehen sei die Schuld ›der brutalen Aggression Nordamerikas und seiner Verbündeten im Land‹« nur Verachtung übrig, wohingegen El Salvadors erneute Ausrufung des Belagerungszustands mit weitaus drakonischeren Maßnahmen, die zwei Tage später erfolgte, unerwähnt blieb. Auch die Tatsache, daß einer der führenden Mordbrenner der salvadorianischen Sicherheitskräfte, General Vides Casanova, von Duarte zum Verteidigungsminister ernannt wurde, nachdem er seinen Dienst als Chef der Nationalgarde quittiert hatte, erregte kein Erstaunen. Zuvor hatte er erklärt, daß »die Sicherheitskräfte darauf vorbereitet sind, 200000 bis 300000 Personen umzubringen, wenn sich eine Machtübernahme der Kommunisten dadurch verhindern läßt«. Nach seiner Berufung zum Minister beschrieb die New York Times diesen Massenmörder und Folterer als »freundlichen Mann mit sanfter Stimme, der den Ruf eines ausgezeichneten Verwaltungsfachmanns genießt«. Zwar räumte die Zeitung ein, daß die Nationalgarde unter seinem Kommando schreckliche Untaten, darunter die Vergewaltigung und Ermordung von vier US-amerikanischen Nonnen und die Tötung zweier ebenfalls US-amerikanischer Gewerkschaftsberater, begangen habe, ließ aber wissen: »Zu seiner Verteidigung wird vorgebracht, daß unter seinem Kommando die Nationalgarde den Ruf, die schlimmste von El Salvadors drei Sicherheitskräften zu sein, verloren hat.« Das ist zweifellos eine eindrucksvolle

Weitere Kostenlose Bücher