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Mittelstreckenraketen (INF) und Reagans Erfolge als Friedensherold richteten, stimmte die UN über eine Reihe von Resolutionen zur Abrüstung ab. Mit 154 zu l Stimmen (keine Enthaltungen) lehnte die Generalversammlung die Militarisierung des Weltraums ab - eine klare Absage an Reagans »Strategische Verteidigungsinitiative« (SDI, auch als »Star Wars« bekannt). Mit 135 zu l Stimmen wurde gegen die Entwicklung neuer Massenvernichtungswaffen entschieden. In beiden Fällen standen die USAmit ihrem Nein allein da. Eine weitere Resolution - 143 zu 2 - forderte einen Vertrag zur Einstellung von Atomwaffentests. Hier unterstützte Frankreich die ablehnende Haltung der Vereinigten Staaten. Eine weitere Abstimmung, bei der es um das Verbot sämtlicher Testexplosionen ging, endete mit 137 zu 3; hier stieß noch Großbritannien zur Gruppe der Neinsager hinzu. Zwar gab William Broad eine Woche später im New York Times Magazine im Hinblick auf Reagans »Star Wars«-Programm zu bedenken, daß viele Leute der Ansicht seien, der Weltraum solle »nur für friedliche Zwecke genutzt werden«, doch über die einzelnen Abstimmungen verlor die Zeitung kein Wort. 160
Zwei Tage später berichtete die New York Times über eine Abstimmung in der UN-Generalversammlung, bei der »die bisherige Verurteilung des internationalen Terrorismus in all seinen Formen bestätigt ... alle Länder zur Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus aufgerufen ... und der Generalsekretär eingeladen wurde, sich bei den Mitgliedsstaaten über ›Mittel und Wege‹ bei diesem Kampf zu informieren«. Die Resolution wurde mit 128 zu l (Israel war dagegen, die USA enthielten sich) verabschiedet. Die Überschrift lautete: »Syrien, in der UN isoliert, läßt Plan für Terrorismus fallen«. 161
Fünf Tage später verabschiedete die Generalversammlung eine Resolution, die den »Terrorismus, wo und von wem auch immer er ausgeübt wird«, verurteilte. Die Abstimmung ging mit 153 zu 2 aus (Israel und die USA sagten Nein, Honduras enthielt sich). Insbesondere alle NATO-Staaten votierten dafür. Nichts davon in der New York Times. Die USA und Israel waren vermutlich gegen die Formulierung gewesen, derzufolge »das Recht der Völker, vor allem solcher unter kolonialen oder rassistischen Regimen oder fremder Besatzung oder anderen Formen von Herrschaft, für Selbst-bestimmung, Freiheit und Unabhängigkeit zu kämpfen oder für diesen Zweck Unterstützung zu suchen, bleibt von dieser Resolution unberührt«. 162
Wie folgenreich die Weigerung der Medien ist, über die Isolierung der USA und Israels bei solchen Abstimmungen zu informieren, zeigte sich ein Jahr später. Im November 1988 kam der Palästinensische Nationalrat in Algier zusammen und verabschiedete eine Resolution, in deren Mittelpunkt die Willenserklärung zur Errichtung eines palästinensischen Staats auf »unserem palästinensischen Territorium« stand. Das war nicht nach dem Geschmack der US-Regierung, weshalb das Thema in der Diskussion der Medien an den Rand gedrängt wurde. Des weiteren schlug die Resolution Vorkehrungen vor, die »den Frieden und die Sicherheit aller Staaten in der Region garantieren«. Das wiederum war für Washington und ergo für die Medien von Interesse, auch wenn die Regierung die Resolution des Nationalrats letztlich als unakzeptabel ablehnte. 163
Diese Ereignisse könnten von den Medien auf zweierlei Weise dargestellt werden. Zum einen ließe sich berichten, daß die höchste palästinensische Autorität in ihrer Resolution mit der Errichtung eines unabhängigen Staats auch das Prinzip der Teilung offiziell bekräftigt und, klarer als zuvor, die Unterstützung der PLO für den internationalen Konsens über eine politische Regelung zwischen Israel und den Palästinensern sowie die Ablehnung des Terrorismus bekundet, während die USA und Israel mit ihrer Verweigerungshaltung international isoliert sind und Israel weiterhin die UN-Resolution 242 als Grundlage zur Regelung des Nahost-Konflikts ablehnt.
Zum anderen könnte man die Resolution als belanglos verwerfen, die Isolierung Israels und der USA ignorieren und die Haltung Washingtons als »moderat«, per definitionem richtig und grundlegend für alle weiteren Verhandlungen akzeptieren. Vor diesem Hintergrund ließe sich darüber diskutieren, ob man die Palästinenser zu weiteren Schritten in Richtung auf eine gemäßigte Haltung ermutigen oder die Forderung erheben sollte, daß die PLO entweder politisch seriös wird oder
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