Media Control
verschwindet.
Die erste Version, die den Anspruch auf Wahrheit erheben kann, ist in den US-Medien nicht zu finden, während die zweite nahezu ausnahmslos die vorherrschende war. Die New York Times erklärte, die Äußerungen der Resolution zum Terrorismus seien »ein altbekanntes Ausweichmanöver Arafats«, und selbst Anthony Lewis, der mit seinen Bemühungen, den Ketten des Dogmas zu entkommen, im Mainstream fast allein dastand, war der Meinung: »Die Vereinigten Staaten fordern mit Recht, daß die PLO unzweideutig jeglichem Terrorismus abschwören muß, bevor sie an Verhandlungen teilnehmen kann.« Obwohl also die PLO sich der internationalen Verurteilung des Terrorismus (gegen die, wie erwähnt, einzig die USA und Israel stimmten) angeschlossen hatte, wird Arafat erst dann ernstgenommen, wenn er die Haltung Washingtons übernimmt. 164
Wenn also die Welt mit uns nicht einer Meinung ist, befindet sie sich im Unrecht, und mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Alternativen können nicht erörtert, geschweige denn entworfen werden. Aber selbst die Tatsache, daß die Welt nicht mit uns übereinstimmt, muß ignoriert werden. Wer jenseits unserer Grenzen das Licht nicht sieht, existiert einfach nicht (ausgenommen Israel). Diese Doktrin hätte die Kirche im Mittelalter schwer beeindruckt, und auch die heutigen Mullahs in Ghom könnten ihr viel abgewinnen.
Wiederum dürfen die Folgen nicht unterschätzt werden. Über viele Jahre hinweg hat die Selbstzensur der Medien den Vereinigten Staaten und Israel erlaubt, in einem der explosivsten Gebiete der Welt eine politische Regelung zu blockieren. Das blieb auch so, als die USA ihre allmählich unhaltbar gewordene Position zu Gesprächen mit der PLO revidierte, doch zugleich den Friedensprozeß weiterhin torpedierte. Senator Fulbrights Bemerkung von 1966 bleibt auch weiterhin aktuell.
Zurück zum Thema Mittelamerika. Der von Washington und seinen Assistenten betriebene Feldzug zur »Dämonisierung der Sandinisten« stand vor einer neuen Herausforderung, als die Präsidenten der mittelamerikanischen Staaten im August 1987 ein Friedensabkommen erreichten. Die Regierung Reagan hatte lange Zeit versucht, diplomatische Initiativen zu verhindern. Nachdem sie die Sandinisten wegen ihrer Weigerung, den Contadora-Vertrag von 1984 zu unterzeichnen, verurteilt hatte, änderte sie ihre Meinung, als Nicaragua unerwarteterweise doch Zustimmung signalisierte. »Washington versuchte mit allen Mitteln die Unterzeichnung zu verhindern«, bemerkte Costa Ricas stellvertretender Außenminister Gerardo Trejas Salas in einem unveröffentlichten Interview. Die USA hätten auf Costa Rica und andere Vasallenstaaten 1985/86 »starken Druck« ausgeübt, erklärte er. 165
Auch die 1987 lancierte Friedensinitiative des costaricanischen Präsidenten Oscar Arias Sanchez [der dafür den Friedensnobelpreis erhielt; d. Ü.] war Washington nicht willkommen. Im Juni informierte der US-»Friedensgesandte« Philip Habib »hochrangige Senatoren«: »Sollte die Regierung der Ansicht sein, daß sich ihre Perspektiven und Interessen in den regionalen Arrangements nicht niederschlagen, würde sie die nicaraguanischen Contra-Rebellen trotz der von den [mittelamerikanischen] Führern erzielten Vereinbarungen weiter unterstützen.« Im selben Monat drängte die US-Regierung Präsident Duarte, ein geplantes Treffen der mittelamerikanischen Präsidenten in Guatemala zu verschieben. Ein guatemaltekischer Regierungsbeamter berichtete, Duarte habe »Guatemalas Präsident persönlich mitgeteilt, daß die US-Regierung ihn unter Druck gesetzt hätte«. 166 Die Presse in Honduras und Guatemala gab den Inhalt der Gespräche zwischen Duarte und Habib wieder, in denen der US-Emissär darauf drang, Duarte solle den Friedensplan von Arias ablehnen. Wenn El Salvador, wie der Plan vorsah, mit der Opposition im Lande Verhandlungen aufnähme, gefährde das »die Demokratie«. Duarte gab schließlich nach und bestand auf einer Verschiebung des Treffens. 167
Die US-Medien zeigten sich desinteressiert und sahen in Habib auch weiterhin einen um diplomatische Regelungen bemühten Advokaten des Friedens.
Am 5. August unternahm Washington einen letzten Versuch, das Friedensabkommen zu torpedieren. Der Reagan-Wright-Plan forderte die Zerschlagung des politischen Systems in Nicaragua, die Beendigung der Militärhilfe und die Demobilisierung der sandinistischen Streitkräfte. Als Gegenleistung würden die USA versprechen, Waffenlieferungen an die
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