Media Control
Repräsentanten politischer Macht und Unterdrückung abzusetzen. »Wir unterscheiden sehr scharf zwischen den Angriffen von Irgun Zvai Leumi [einer rechtsgerichteten jüdischen Untergrund-organisation, die während der britischen Mandatsherrschaft Terrorakte ausführte, d. Ü.] auf britische Soldaten und der von der PFLP [Volksfront für die Befreiung Palästinas] gegen israelische Passagierflugzeuge gerichteten Gewalt.« 208
Ebenso scharf könnte man natürlich zwischen den Angriffen von Arabern (»Terroristen«) auf israelische und US-amerikanische Soldaten und den Angriffen von Irgun Zvai Leumi (später der israelischen Armee) auf arabische Zivilisten unterscheiden. Aber dann würde die Analyse der »Folgen politischer Gewalt« wohl etwas anders aussehen.
Gegenüber dem Problem des Terrorismus kann man sich auf dreierlei Weise verhalten: Zum einen kann man, wie immer die Tatsachen beschaffen sein mögen, offizielle Feinde dafür verantwortlich machen; zum anderen kann man die ganze Diskussion darüber als ideologisch motivierten Unsinn abtun; zum dritten kann man das Phänomen ernstnehmen, indem man es untersucht, für verurteilungswürdig erklärt und schaut, wohin die Folgerungen führen. Bei rationaler Betrachtung ist die erste Variante zu verwerfen, die dritte dagegen annehmbar. Die zweite ist zumindest erörterungswert, wenngleich meiner Ansicht nach falsch, weil der Terrorismus eine Tatsache und innerhalb des politischen Diskurses ein einigermaßen fest umrissener Begriff ist.
Aber Rationalität ist nicht das Leitmotiv von Propaganda. In den Medien und der Literatur zum Terrorismus dominiert die erste Position, während die zweite zumindest toleriert wird, weil sie die Vereinigten Staaten und ihre Vasallen vielleicht der ideologischen Manipulation bezichtigen kann, ihnen jedoch kein terroristisches Verhalten anlastet. Die dritte Position dagegen ist im Mainstream überhaupt nicht akzeptabel, weil sie u.a. zu dem Schluß führen würde, daß Miami und Washington von der Ära Kennedy bis heute zu den Hauptzentren des Terrorismus gerechnet werden müßten. Welcher Definition von »Terrorismus« man dabei folgt - internationalen Konventionen, Militärhandbüchern, der US-Gesetzgebung oder anderen Beispielen -, ist völlig egal.
Eine noch halbwegs tragbare Variante der ersten Position behauptet, es sei unfair, Palästinenser, libanesische Kidnapper usw. zu verurteilen, ohne die Faktoren zu bedenken, die zu diesen Verbrechen führten. Dadurch wird implizit die Ansicht unterstellt - und somit verstärkt -, daß die den Ursprung des Terrorismus betreffenden Prämissen gültig sind. Die zweite Position läßt sich noch besser verkaufen, wenn man sie auf eine psychokulturelle Analyse des Westens und seiner Besessenheit mit dem Thema »Terrorismus« beschränkt, weil sich damit eine Analyse der institutionellen Faktoren, die in den achtziger Jahren zu der Wahl dieses so überaus erfolgreichen PR-Einfalls führten, umgehen oder gegebenenfalls als »Verschwörungstheorie« abqualifizieren läßt. Vertreter der dritten Position können dann als hoffnungslose Fanatiker ad acta gelegt werden, und man kehrt bei Bedarf zur favorisierten ersten Position zurück.
Diese nämlich, einfach und grobgestrickt wie sie ist, beherrscht die öffentliche Diskussion, die Medien und die sogenannte wissenschaftliche Literatur. Wie nützlich und wie dominant sie ist, läßt sich immer wieder beobachten. Nehmen wir ein Beispiel aus dem November 1988. Damals weigerte sich das Außenministerium, Jassir Arafat ein Visum auszustellen, damit er vor den Vereinten Nationen eine Rede halten konnte. Offiziell wurde behauptet, sein Besuch bedrohe die Sicherheit der Vereinigten Staaten, aber niemand gab vor, das wirklich ernstzunehmen; selbst Außenminister George Shultz glaubte wahrscheinlich nicht, Arafats Leibwächter würden in New York ein Taxi entführen oder das Pentagon besetzen. Ernstgenommen wurde jedoch das Begleitmoment der fadenscheinigen Begründung: Arafat, so hieß es, dürfe nicht US-amerikanischen Boden betreten, weil Washington den Terrorismus verabscheue.
Als die Einladung an Arafat in der Diskussion war, drohte Senator Christopher Dodd, daß der Kongreß gegebenenfalls die Zahlungen an die Vereinten Nationen einstellen werde. »Ich denke, Sie wissen, wie stark die Ablehnung ist, die dem Terrorismus hierzulande entgegengebracht wird«, teilte er der Presse mit. (Dodd weiß natürlich sehr gut, wer in Mittelamerika für den
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