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Media Control

Media Control

Titel: Media Control Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noam Chomsky
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Transportmittel von und nach Guatemala« inspiziert werden durften, um Waffenlieferungen zur Verteidigung des Landes gegen den bevorstehenden Angriff sowie »Reisen von Agenten des internationalen Kommunismus« zu verhindern. 205
    Wenn die Feinde der Demokratie keine »Kommunisten« sind, handelt es sich um »Terroristen«, die im Zweifelsfall vom internationalen Kommunismus gefördert werden. Der Aufstieg und Fall des »internationalen Terrorismus« in den achtziger Jahren bietet einige Einsicht in die »Nützlichkeit von Interpretationen«. 206
    Der internationale Terrorismus wurde von Ronald Reagan und George Shultz auf die Tagesordnung gesetzt. Die Regierung erklärte gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit, daß damit Jimmy Carters Kreuzzug für die Menschenrechte abgelöst werde. Die Reaganisten würden sich der Verteidigung der zivilisierten Welt gegen das in Claire Sterlings einflußreichem Buch The Terror Network 207 umrissene Programm des internationalen Terrorismus widmen, als dessen Quelle die Sowjetunion ausgemacht wurde. Eine neue wissenschaftliche Disziplin entstand, deren Adepten sich von Sterlings Einsicht höchst beeindruckt zeigten. Walter Laqueur hielt es in einer Rezension von The Terror Network für unabweisbar, daß Terrorismus »fast ausschließlich in demokratischen oder relativ demokratischen Ländern auftritt«. 1985 galt laut einer Umfrage von Associated Press bei Zeitungen und Radiosendern der Terrorismus im Nahen Osten und der Mittelmeerregion als Topthema des Jahres, und in den folgenden Monaten schnellte die Beschäftigung mit diesem Problem in fieberhafte Höhen. Nach der Bombardierung Libyens durch die USA im April 1986 war das Monster dann weitgehend gezähmt, um bald auf eine handhabbare Größe zu schrumpfen, als die Sowjetunion und ihre Satelliten sich (so die bevorzugte Version) angesichts der couragierten Entschlossenheit der Amerikaner zurückzogen.
    Aufstieg und Fall dieser Seuche namens »internationaler Terrorismus« hatte kaum etwas mit den Vorgängen in der wirklichen Welt zu tun. Der Aufstieg fiel mit der Notwendigkeit zusammen, die Bevölkerung der USA für Reagans Gewaltpolitik zu gewinnen, und der Fall trat ein, als man sich mit den Kosten von Reagans Militär-Keynesianismus konfrontiert sah. Um die Illusion einer blühenden Wirtschaft zu erzeugen, wurden, so der Kandidat der Demokraten für das Amt des Vizepräsidenten, Lloyd Bentsen, »jedes Jahr ungedeckte Schecks in Höhe von 200 Milliarden Dollar« ausgestellt.
    1981 hatte der PR-Apparat - sicherlich die am besten entwickelte Komponente der Regierung Reagan - zwei Probleme zu bewältigen: Zum einen mußte die einheimische Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt werden, damit sie bereit war, die Kosten für Programme zu tragen, die sie im Grunde ablehnte, und zum ändern war ein - für die USA zu gefährlicher - direkter Konflikt mit dem Reich des Bösen zu vermeiden. Das Dilemma wurde gelöst, indem man einige kleine Teufel erfand, Tentakel des Großen Satans, die uns zwar bedrohten, aber doch so schwach und schutzlos waren, daß sie ungestraft angegriffen werden konnten. Das war der vom Kreml gesteuerte internationale Terrorismus. Diese Farce wurde recht eindrucksvoll inszeniert, wobei den Propagandaspezialisten die Aufgabe zufiel, »Terrorismus« so zu definieren, daß seine Opfer in erster Linie die demokratischen Staaten des Westens waren.
    Um diesem ideologischen Kreuzzug zum Erfolg zu verhelfen, mußte die zentrale Rolle der Vereinigten Staaten bei der Organisation und Leitung staatsterroristischer Maßnahmen sowie ihre Verwicklung in den internationalen Terrorismus früherer Jahre (man denke nur an den Angriff auf Kuba) im Dunkeln gehalten werden. Und im Hinblick auf den Terrorismus im Nahen Osten und der Mittelmeerregion durften die Operationen der USA und ihres israelischen Vasallen nicht ins Licht der Öffentlichkeit geraten.
    Dieser Aufgabe zeigten sich die Medien und die Terrorismus-Experten gewachsen. Schließlich ist der Ausdruck »US-Terrorismus« oder »US-Aggression« ein Oxymoron, so wie »donnerndes Schweigen«. Das gilt auch für den israelischen Staatsterrorismus, wenngleich man zuzugeben bereit ist, daß es in grauer Vorzeit jüdische Terroristen gegeben hat. Um dieses Problems habhaft zu werden, schlägt die Herausgeberin einer Sammlung wissenschaftlicher Essays vor, die »moralisch unannehmbaren terro-ristischen Angriffe auf Zivilisten« von den moralisch weniger eindeutigen Angriffen auf

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