Medicus 01 - Der Medicus
an Egglestans Stall und der Stelle vorbei, an der Ma zusammengebrochen war. Dann bogen sie rechts ab und ratterten über die London Bridge zum Südufer der Themse. Er erkannte das Haus des Exporteurs, für den Ma gestickt hatte. Über diese Stelle war er nie hinausgekommen. »Master Croft?«
Der Mann runzelte die Stirn. »Nein, nein. Man nennt mich niemals Croft. Ich werde immer Bader genannt, wegen meines Berufes.«
»Ja, Bader«, sagte Rob. Nach wenigen Augenblicken lag Southwark hinter ihnen, und er erkannte voll Panik, dass er nun die seltsame, unbekannte Außenwelt betrat.
»Wohin fahren wir, Bader?« Er konnte den Schrei nicht unterdrücken. Der Mann lächelte, ließ die Zügel schnalzen, und der Apfelschimmel fiel in Trab. »Überallhin«, antwortete er.
Der Bader
Vor Einbruch der Dämmerung schlugen sie auf einem Hügel neben einem Bach ihr Lager auf. Der Mann verriet ihm, dass der schwerfällige Apfelschimmel Tatus hieß. »Eine Abkürzung für Incitatus, nach dem Roß, das Kaiser Caligula so geliebt hatte, dass er das Tier zum Priester und Konsul ernannte. Unser Incitatus ist für einen armen Kerl, den man kastriert hat, ein annehmbares Tier«, erklärte der Bader und zeigte ihm, wie man den Wallach betreute, indem er das Pferd mit weichem, trockenem Gras abrieb, es dann trinken und anschließend weiden ließ, bevor sie für ihre Bedürfnisse sorgten. Sie befanden sich im Freien in einiger Entfernung vom Waldrand, und der Bader ließ ihn trockenes Holz für ein Feuer sammeln. Rob musste den Weg mehrmals zurücklegen, um einen Haufen zusammenzukriegen. Bald knisterte das Feuer, und beim Kochen stiegen Düfte auf, bei denen seine Beine weich wurden. Der Bader hatte reichlich dünne Scheiben Räucherspeck in einen Eisentopf gelegt. Nun schüttete er den Großteil des ausgelassenen Fettes weg und schnitt eine große Rübe und mehrere Stangen Lauch in den Topf, zu denen er eine Handvoll getrocknete Maulbeeren und einige Kräuter hinzufügte. Als das duftende Gericht fertig schien, war Rob, als habe er noch nie etwas Besseres gerochen. Der Bader aß gleichmütig, sah zu, wie Rob eine große Portion verschlang, und gab ihm schweigend noch eine. Sie wischten ihre Holzschüsseln mit Brocken von Gerstenbrot aus. Ohne auf eine Anweisung zu warten, trug Rob den Topf und die Schüsseln zum Bach und rieb sie mit Sand rein.
Nachdem er das Geschirr zurückgebracht hatte, ging er hinter ein nahes Gebüsch, um Wasser zu lassen.
»Grundgütiger Herrgott, das ist aber ein bemerkenswerter Zipfel!« staunte der Bader, der plötzlich hinter ihm stand. Rob brach sein Geschäft vorzeitig ab und steckte sein Glied in die Hose. »Als ich klein war«, erklärte er schüchtern, »hatte ich eine Verletzung... eben dort. Ein Chirurg hat das Häutchen am Ende entfernt.«
Der Bader starrte ihn erstaun an. »Er hat die Vorhaut entfernt. Du bist beschnitten worden wie ein verdammter Heide.« Der Junge ging sehr verwirrt zurück und wartete aufmerksam.
Vom Wald her kroch Feuchtigkeit herüber, er öffnete sein kleines Bündel, entnahm ihm sein zweites Hemd und zog es über das an, das er trug.
Der Bader holte zwei Felle aus dem Wagen und warf sie ihm zu. »Wir schlafen im Freien, denn der Wagen ist mit allerlei Kram angefüllt.« Der Bader sah in dem offenen Bündel die Münze glänzen und hob sie auf. Er fragte nicht, woher sie stammte, und Rob verriet es ihm auch nicht. »Es ist eine Inschrift drauf«, sagte er. »Mein Vater und ich... wir haben angenommen, dass sie den Namen der ersten römischen Kohorte angibt, die nach London kam.« Der Bader untersuchte sie. »Ja.«
Offensichtlich wusste er eine Menge über die Römer und schätzte sie, nach dem Namen zu urteilen, den er seinem Pferd gegeben hatte. Rob war plötzlich davon überzeugt, dass der Mann seinen Schatz behalten würde.
»Auf der anderen Seite stehen Buchstaben«, sagte er heiser. Der Bader hielt die Münze näher ans Feuer, um besser lesen zu können. »IOX. IO bedeutet >hurra<, X ist >zehn<. Es ist ein römischer Siegesschrei: >Zehnmal hurra Rob nahm die Münze erleichtert wieder entgegen und schlug sein Lager beim Feuer auf. Die Felle waren ein Schafspelz, den er mit dem Fell nach oben auf den Boden legte, und ein Bärenfell, das er als Decke verwendete.
Sie waren alt und rochen kräftig, hielten ihn aber sicher warm.
Der Bader bereitete sich sein Lager auf der anderen Seite des Feuers und legte Schwert und Messer neben sich, damit sie zur Abwehr von
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