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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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nicht.
    Luke Croft zog das Messer, während er auf das Haus zurannte, doch die drei Männer, die ihm vor dem Eingang entgegentraten, trugen Schwerter. Von ferne sah Henry Croft, wie sein Vater überwältigt und gefangengenommen wurde. Einer der Männer bog seinem Vater die Hände auf den Rücken. Ein anderer riss mit beiden Händen an seinen Haaren und zwang ihn niederzuknien und den Hals vorzustrecken. Der dritte schlug ihm mit seinem Schwert den Kopf ab. Der Bader hatte später mit neunzehn Jahren zugesehen, wie ein Mörder in Wolverhampton hingerichtet wurde; der Henker des Sheriffs hatte dem Verbrecher den Kopf abgeschlagen, als töte er einen Hahn. Im Gegensatz dazu war sein Vater ungeschickt geköpft worden, denn der Wikinger hatte eine Reihe von Schlägen gebraucht, als würde er ein Scheit zu Kleinholz zerhacken. Halb wahnsinnig vor Kummer und Schmerz war Henry Croft in die Wälder gelaufen und hatte sich wie ein gejagtes Tier versteckt. Als er betäubt und halb verhungert wieder zum Vorschein kam, waren die Norweger weggewesen, aber sie hatten Tod und Asche hinterlassen. Henry war mit anderen Waisenjungen in die Abtei Crowland nach Lincolnshire geschickt worden.
    Als Folge der jahrzehntelangen Überfälle durch die heidnischen Nordländer gab es in den Klöstern zu wenig Mönche und zu viele Waisen, deshalb lösten die Benediktiner zwei Probleme mit einem Schlag, indem sie viele der elternlosen Jungen zu Priestern weihten. Henry war im Alter von neun Jahren die Profess abgenommen worden, und man hatte ihn Gott versprechen lassen, dass er für immer in Armut und Keuschheit leben und den vom seligen Sankt Benedikt von Nursia aufgestellten Ordensregeln gehorchen würde.
    Dafür bekam er eine Ausbildung. Er studierte vier Stunden täglich und verrichtete sechs Stunden am Tag feuchte, schmutzige Arbeit. Crowland besaß ausgedehnte Ländereien, zumeist Marschland, und Henry und die anderen Mönche gruben täglich die schlammige Erde um und zogen wie torkelnde Tiere Pflüge, um den Sumpf in Felder zu verwandeln. Man erwartete von ihnen, dass sie den Rest ihrer Zeit der Meditation oder dem Gebet widmeten. Es gab Andachten am Morgen, Andachten am Nachmittag, Andachten am Abend - fortwährend Andachten. Jedes Gebet galt als eine Stufe auf der endlosen Treppe, auf der die Seele zum Himmel emporstieg.
    Es gab keine Erholung oder sportliche Betätigung, aber die Mönche durften im Kreuzgang wandeln, einem überdeckten Weg in Form eines Rechtecks. An der Nordseite des Klosters lag die Sakristei, das Gebäude, in dem die heiligen Geräte aufbewahrt wurden, im Osten stand die Kirche, im Westen das Stiftshaus, im Süden ein düsteres Refektorium, das aus einem Speisesaal, einer Küche und Vorratskammer im Erdgeschoss und einem Schlafsaal im ersten Geschoss bestand.
    Innerhalb des Rechtecks waren Gräber angelegt, der deutliche Beweis dafür, dass das Leben in der Abtei Crowland voraussehbar war: Das Morgen würde genauso wie das Gestern sein, und schließlich legte sich jeder Mönch innerhalb der Klostermauern zur Ruhe. Weil manche Leute das irrtümlich für Frieden hielten, hatten die Patres von Crowland mehrere Adelige bei sich aufgenommen, die von der Politik des Hofes und Aethelreds Grausamkeit geflohen waren und ihr Leben gerettet hatten, indem sie die Mönchskutte nahmen. Diese einflussreiche Elite lebte in Einzelzellen wie echte Mystiker, die Gott durch geistige Kasteiung und körperlichen Schmerz suchen, der durch härene Hemden, Fasten und Selbstgeißelung verursacht wurde. Das Zuhause der übrigen siebenundsechzig Männer, die die Tonsur trugen, obwohl sie dafür nicht berufen und gottlos waren, bildete ein einziger großer Raum, der siebenundsechzig Schlafpritschen enthielt. Wenn Henry Croft nachts erwachte, hörte er Husten und Niesen, verschiedene Schnarchgeräusche, das Stöhnen der Onanierenden, die ängstlichen Schreie von Träumenden, Furze und Brechen der Schweigepflicht durch lästerliches Fluchen und heimliche Unterhaltungen, die sich fast immer um das Essen drehten. Die Mahlzeiten in Crowland waren sehr kärglich.
    Die Stadt Peterborough lag zwar nur acht Meilen entfernt, aber Henry bekam sie nie zu Gesicht. Als er vierzehn Jahre alt war, ersuchte er seinen Beichtvater, Pater Dunstan, einmal um die Erlaubnis, zwischen der Vesper und dem Nachtchoral am Flussufer Hymnen singen und Gebete aufsagen zu dürfen. Das wurde ihm gestattet. Als er durch die Au ging, folgte ihm Vater Dunstan in vorsichtiger

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