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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Hof: Khuff und seine Garde, die ein wachsames Auge auf den Monarchen hatten, Stallmeister mit Ersatzpferden und Packtieren, dazu Wagen, die schwankten und rasselten, während sie über das rauhe, freie Gelände gezogen wurden. »Möchtest du ein lebhafteres Pferd als Reittier?« Rob lächelte. »Es wäre eine Vergeudung der Großzügigkeit Eurer Majestät. Dieses Pferd paßt zu meiner bescheidenen Reitkunst.« In Wirklichkeit hatte er den braunen Wallach längst ins Herz geschlossen. Alã schnaufte. »Es ist klar, daß du kein Perser bist, denn kein Perser würde sich eine Gelegenheit entgehen lassen, ein besseres Pferd zu bekommen. Uns Persern geht das Reiten über alles, und männliche Kinder werden von ihren Müttern mit einem winzigen Sattel zwischen den Beinen geboren.« Er stieß dem Araber die Fersen übermütig in die Flanken. Das Pferd sprang über einen umgestürzten Baum, der Schah drehte sich um, spannte seinen riesigen Langbogen über die linke Schulter hin und lachte schallend, als der große Pfeil sein Ziel verfehlte.
    »Kennst du die Geschichte, die hinter dieser Übung steckt?«
    »Nein, Majestät. Bei Eurer Belustigung haben sie Reiter vorgeführt.«
    »Ja, man sieht sie oft bei uns, und es gibt Leute, die sie hervorragend beherrschen. Die Übung heißt der parthische Schuß. Vor achthundert Jahren waren die Parther eines der vielen Völker unseres Landes. Sie lebten östlich von Medien in einem Gebiet, das vor allem aus schrecklichen Bergen und einer noch schrecklicheren Wüste, der Dasht-i-Kavir, besteht.«
    »Ich kenne die Dasht-i-Kavir. Ich habe einen Teil von ihr durchquert, als ich zu Euch kam.«
    »Dann kennst du auch den Menschenschlag, der dort leben kann«, sagte Alã und zügelte kräftig den Hengst, um neben dem Wallach zu bleiben.
    »Es gab einen Kampf um die Herrschaft über Rom. Einer der Bewerber um die Macht war der alternde Crassus, Statthalter von Syrien. Er brauchte einen militärischen Erfolg, um die Taten seiner Rivalen Caesar und Pompeius zu übertreffen, und er beschloß, die Parther herauszufordern. Das parthische Heer, das ein Viertel der gefürchteten römischen Legionen des Crassus ausmachte, wurde von einem General namens Suren angeführt. Es bestand zumeist aus Bogenschützen auf kleinen, schnellen persischen Pferden und einer kleinen Streitmacht von gepanzerten Soldaten, Reitern, die lange, todbringende Lanzen trugen. Die Legionen des Crassus marschierten geradewegs auf Suren zu, der sich in die Dasht-i-Kavir zurückzog. Crassus verfolgte ihn in die Wüste, statt sich nach Norden, nach Armenien zu wenden. Und etwas Wunderbares geschah. Die gepanzerten Reiter griffen die Römer an, bevor diese die Möglichkeit gehabt hatten, ihre klassische Verteidigungsformation zu bilden. Nach dem ersten Angriff zogen sich die Lanzenreiter zurück, und die Bogenschützen griffen ein. Sie verwendeten persische Langbogen, die so aussahen wie meiner und durchschlagskräftiger waren als die römischen. Ihre Pfeile durchbohrten die römischen Schilde, Brustharnische und Beinschienen, und zur Verblüffung der Legionen schössen die Parther ihre Pfeile treffsicher über ihre Schultern ab, während sie sich zurückzogen.«
    »Der parthische Schuß«, sagte Rob.
    »Der parthische Schuß. Zunächst hielt die Kampfmoral der Römer an, weil sie erwarteten, daß den Parthern der Vorrat an Pfeilen bald ausgehen würde. Aber Suren brachte mit Lastkamelen neue Pfeile herbei, und die Römer konnten ihre gewohnte Taktik des Nahkampfes nicht anwenden. Crassus schickte als Ablenkung seinen Sohn auf ein Stoßtruppunternehmen, doch der Kopf des jungen Mannes wurde ihm auf der Spitze einer persischen Lanze zurückgeschickt. Die Römer flohen im Schutz der Nacht - die mächtigste Armee der Welt! Zehntausend Mann entkamen unter der Führung von Cassius, einem der späteren Mörder Caesars. Zehntausend wurden gefangengenommen. Und zwanzigtausend, darunter Crassus, fanden den Tod. Die Verluste der Parther waren unbedeutend, und seit diesem Tag übt jeder persische Schuljunge den parthischen Schuß.«
    Alã ließ dem Hengst die Zügel schießen und versuchte es wieder. Diesmal schrie er vor Freude, als der Pfeil tief in den Stamm eines Baumes drang. Dann hob er den Bogen hoch in die Luft, ein Zeichen für sein Gefolge, daß es zu ihm aufschließen solle.
    Ein dicker Teppich wurde herbeigebracht und ausgerollt, und auf ihm stellten die Soldaten das Zelt des Königs auf. Bald wurden die Speisen aufgetragen,

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