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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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während drei Musikanten leise auf Zimbeln spielten. Alã setzte sich und winkte Rob, neben ihm Platz zu nehmen. Man setzte ihnen Brüste von verschiedenem, mit schmackhaften Gewürzen gebratenem Wildgeflügel vor, eine pilaw -Pastete, Brot, Melonen, die man über den Winter in einem Keller aufbewahrt haben mußte, und drei verschiedene Weine. Rob aß mit Vergnügen, während Alã nur wenig von den Speisen kostete, dafür beständig von allen drei Weinen trank. Als Alã das Spiel des Schahs verlangte, wurde sofort ein Schachbrett mit Figuren gebracht. Rob erinnerte sich an die verschiedenen Züge, aber der Schah schlug ihn mit Leichtigkeit dreimal hintereinander, obwohl er weiteren Wein verlangte und ihn rasch hinunterstürzte. »Qandrasseh will die Verordnung gegen das Weintrinken mit Gewalt durchsetzen«, sagte Alã Shahansha . Rob fiel keine unverfängliche Antwort ein.
    »Ich will dir von Qandrasseh erzählen, Dhimmi . Qandrasseh nimmt an - zu Unrecht! -, daß die Hauptaufgabe des Herrschers darin besteht, die Übertretung des Qu'ran zu ahnden. Das Königtum dient jedoch der Vergrößerung des Reichs und dazu, es zu einem Machtfaktor zu machen, nicht, um sich um die häßlichen Sünden von Dorfbewohnern zu kümmern. Aber der Imam glaubt, er sei Allahs schreckliche rechte Hand. Es genügt ihm nicht, daß er vom Vorsteher einer kleinen Moschee in Medien zum Großwesir des Schahs von Persien aufgestiegen ist. Er ist nämlich entfernt mit der Abbasidenfamilie verwandt, in seinen Adern fließt das Blut der Kalifen von Bagdad. Er würde allzu gern eines Tages in Isfahan herrschen und von meinem Thron aus mit religiösem Fanatismus zuschlagen.«
    Auch wenn ihm eine Antwort eingefallen wäre, hätte Rob diesmal nichts entgegnen können, denn er war starr vor Schreck. Die vom Wein gelöste Zunge des Schahs hatte ihn in höchste Gefahr gebracht, denn wenn Alã wieder nüchtern war und seine Worte bedauerte, würde es ihm nicht schwerfallen, den Zeugen rasch aus dem Weg zu räumen.
    Aber Alã Shahansha zeigte keinerlei Unbehagen. Als ein versiegelter Krug Wein gebracht wurde, warf er ihn Rob zu und führte ihn dann zu den Pferden zurück. Sie machten keinen Versuch zu jagen, sondern ritten einfach durch den trägen Tag, bis ihnen heiß wurde und sie angenehm müde wurden. Die Hügel waren mit Blumen übersät, kelchartige rote, gelbe und weiße Blüten auf dicken Stengeln. Es waren Pflanzen, die Rob in England nie gesehen hatte. Alã konnte ihm ihre Namen nicht nennen, doch er wußte, daß sie keinem Samen entsprossen, sondern einer zwiebelähnlichen Knolle.
    »Ich bringe dich nun an einen Ort, den du nie jemandem zeigen darfst«, sagte Alã und führte Rob durch dickes Gebüsch, bis sie sich am farnbewachsenen Eingang einer Höhle befanden. Es stank nach verdorbenen Eiern, doch in der Höhle war die Luft warm, und vor ihnen glänzte ein Teich mit dunklem Wasser, der von grauen Felsblöcken umgeben war, auf denen purpurfarbene Flechten wuchsen. Alã entkleidete sich bereits. »Zögere nicht! Leg deine Kleider ab, du dummer Dhimmi !«
    Rob folgte unsicher und zögernd der Aufforderung und fragte sich, ob der Schah zu den Männern gehörte, die den Körper eines anderen Mannes lieben. Doch Alã war schon im Wasser und betrachtete ihn unverfroren, aber ohne Begierde.
    »Bring den Wein! Du bist nicht besonders üppig bestückt, Europäer.« Rob erkannte, daß es unklug wäre, darauf hinzuweisen, daß sein Glied größer war als das des Herrschers.
    Der Schah war jedoch feinfühliger, als Rob vermutet hatte, denn er grinste und sagte. »Ich muß nicht wie ein Hengst gebaut sein, denn ich kann jede Frau haben. Ich treibe es nie zweimal mit derselben, weißt du. Deshalb veranstaltet kein Gastgeber mehr als eine Belustigung für mich, es sei denn, er bekommt eine neue Frau.« Rob setzte sich vorsichtig in das heiße, nach Schwefeldämpfen riechende Wasser, und Alã öffnete den Weinkrug und trank. Dann lehnte er sich zurück und schloß die Augen. Schweiß drang ihm aus den Poren, bis jener Teil seines Körpers, der sich außerhalb des Wassers befand, ebenso naß war wie der untergetauchte. Rob beobachtete ihn und fragte sich, wie man sich als Herrscher wohl fühlen mochte. »Wann hast du deine Unschuld verloren?« fragte Alã mit geschlossenen Augen.
    Rob erzählte ihm von der Witwe in England, die ihn in ihr Bett genommen hatte.
    »Ich war auch zwölf Jahre alt. Mein Vater trug damals seiner Schwester auf, zu mir ins Bett zu

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