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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Gebirgskamm aus Schiefergestein lehnten, half Rob dem Bader zum erstenmal bei der Untersuchung und Behandlung. Rob hatte Angst. Er hatte mehr Hemmungen als seinerzeit bei den beiden Holzbällen. Es war ihm rätselhaft, warum die Leute erkrankten. Er dachte, ein Mensch könne unmöglich Krankheiten verstehen und heilen, und merkte, dass der Bader klüger war als jeder Mensch, den er bisher kennengelernt hatte, weil er dazu imstande war. Die Kranken standen Schlange vor dem Wandschirm, und er ließ einen nach dem anderen dahintertreten, sobald der Bader mit dem vorhergehenden Patienten fertig war. Der erste Mann, den Rob seinem Meister vorführte, war groß und ging gebeugt, er hatte schwärzliche Spuren am Hals, an den Knöcheln und unter seinen Fingernägeln. »Es könnte dir nicht schaden, wenn du dich einmal wäschst«, meinte der Bader nicht unfreundlich.
    »Es ist die Kohle, versteht Ihr«, erläuterte der Mann. »Der Staub setzt sich fest, wenn man schürft.«
    »Du schürfst Kohle?« fragte der Bader. »Ich habe gehört, sie ist giftig, wenn man sie verbrennt. Ich habe selbst gesehen, dass sie Gestank und dicken Rauch verbreitet, der nicht leicht durch das Rauchloch eines Hauses abzieht. Kann man unter solchen Umständen leben?«
    »Man kann es, Sir, und wir sind arm. Aber in letzter Zeit habe ich Schmerzen und Schwellungen an den Gelenken, und die Arbeit tut mir weh.«
    Der Bader betastete die schmutzigen Gelenke und drückte mit seiner dicken Fingerspitze auf die Geschwulst am Ellbogen des Mannes. »Es kommt daher, dass du die Ausdünstungen der Erde einatmest. Du musst in der Sonne sitzen, so oft du kannst. Bade häufig in warmem Wasser, aber nicht in heißem, denn heiße Bäder führen zur Schwächung des Herzens und der Glieder. Reibe deine geschwollenen Gelenke mit dem universellen Spezificum ein. Das hilft auch, wenn du es innerlich anwendest.«
    Er berechnete dem Mann sechs Pence für drei kleine Fläschchen und weitere zwei Pence für die Beratung und sah Rob dabei nicht an. Rasch nacheinander behandelte er einen Mann, dessen gebrochenes Bein vor acht Jahren schlecht zusammengewachsen war und der beim Gehen den linken Fuß nachzog, eine Frau, die von Kopfschmerzen geplagt wurde, einen Mann mit Krätze auf der Kopfhaut und ein dümmlich lächelndes Mädchen mit einer schrecklichen Wunde auf der Brust, die ihm gestand, sie habe zu Gott gebetet, dass ein Bader durch ihre Stadt kommen möge.
    Er verkaufte allen das Universal-Spezificum, außer dem Mann mit der Krätze, der es nicht wollte, obwohl der Bader es ihm dringend empfahl; vielleicht besaß er die zwei Pence nicht.

    Sie kamen in die sanfteren Hügel der westlichen Midlands. Vor dem Dorf Hereford musste Incitatus am Fluss Wye warten, weil Schafe durch die Furt wateten, ein scheinbar endloser Zug blökender Felle, die Rob gründlich ängstigten. Er hätte gern eine unbefangene Einstellung zu Tieren gehabt, aber er war ein Stadtjunge, obwohl seine Ma von einem Bauernhof stammte. Tatus war das einzige Pferd, mit dem er je zu tun gehabt hatte. Ein entfernter Nachbar in der Carpenter's Street hatte zwar eine Milchkuh gehalten, doch keiner der Coles hatte je etwas mit Schafen zu tun gehabt.
    Hereford war eine wohlhabende Gemeinde. Jeder Bauernhof, an dem sie vorbeikamen, besaß einen Schweinepfuhl und grüne buckelige Wiesen, auf denen Schafe und Rinder weideten. Die Steinhäuser und Scheunen waren groß und massiv gebaut und die Menschen im allgemeinen fröhlicher als die nur ein paar Tagereisen entfernten armen Waliser Bergbauern. Ihre Vorstellung auf dem Dorfanger zog eine ansehnliche Menschenschar an, und der Verkauf ging gut.
    Der erste Patient des Baders hinter dem Wandschirm stand etwa in Robs Alter, wenn er auch viel kleiner war.
    »Er ist vor nicht ganz sechs Tagen vom Dach gefallen, und schaut Euch das an!« sagte der Vater des Jungen, ein Faßbinder. Eine zersplitterte Faßdaube am Boden hatte die linke Handfläche durchbohrt, und nun war das Fleisch entzündet wie ein aufgeblasener Kugelfisch.
    Der Bader zeigte Rob, wie er die Hände des Jungen festhalten, und dem Vater, wie er dessen Beine packen solle, dann nahm er ein kurzes, scharfes Messer aus seiner Instrumententasche. »Haltet ihn fest!« befahl er.
    Rob spürte, wie die Hände zitterten. Der Junge schrie auf, als die Klinge in sein Fleisch drang. Grünlich-gelber Eiter spritzte heraus, gefolgt von üblem Geruch und einem Strom roten Blutes. Der Bader reinigte die Wunde von Fäulnis,

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