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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Gleichgewicht in deiner nach oben gedrehten Handfläche, als wolltest du es jonglieren. Die vier Finger schließen sich um den Griff. Der Daumen kann flach auf dem Griff liegen oder die Finger bedecken, je nach dem Stoß. Jener Stoß, gegen den man sich am schwersten wehren kann, wird von unten nach oben geführt. Beim Messerkampf beugt man die Knie ein wenig und bewegt sich leichtfüßig, bereit, vor- und zurückzuspringen, bereit, auszuweichen, um dem Stoß eines Angreifers zu entgehen, bereit zu töten, denn diese Waffe ist für den schmutzigen Nahkampf gedacht. Der Dolch hat die gleiche Klinge wie ein Skalpell. Wenn du dich für diese Geräte entschieden hast, musst du schneiden, als hinge das Leben davon ab, denn das ist oft der Fall.«
    Er steckte den Dolch wieder in die Scheide und reichte ihm sein Schwert.
    Rob hob es hoch und hielt es vor sich hin. «Romanus sum«, flüsterte er.
    Der Bader lächelte. »Nein, du bist kein verdammter Römer. Nicht mit diesem englischen Schwert. Das römische Schwert war aus Stahl, kurz, lief spitz zu und hatte zwei scharfe Schneiden. Die Römer bevorzugten den Nahkampf und verwendeten es manchmal wie einen Dolch. Dies hier ist ein englisches, breites Schwert, es ist länger und schwerer. Die beste Waffe, um sich Feinde vom Leib zu halten. Es ist eine Hiebwaffe, eine Axt, mit der man Menschen statt Bäume fällt.« Er nahm das Schwert an sich und trat zurück. Er hielt es in beiden Händen und drehte sich. Das breite Schwert blitzte und funkelte in tödlichen Kreisen, während es die Sonnenstrahlen durchkreuzte. Dann hielt er inne und stützte sich außer Atem auf das Schwert. »Jetzt versuch du es!« Er überreichte Rob die Waffe und beobachtete mit gemischten Gefühlen, wie leicht sein Lehrling das schwere, breite Schwert in einer Hand hielt. Es ist zwar eine Waffe für einen starken Mann, dachte er neidisch, doch noch wirkungsvoller ist sie, wenn sie mit der Behendigkeit der Jugend geführt wird. Rob machte es dem Bader nach und wirbelte über die kleine Lichtung. Die Klinge des breiten Schwertes zischte durch die Luft, und er stieß unwillkürlich einen heiseren Schrei aus. Der Bader sah äußerst beruhigt zu, wie schrecklich Rob durch ein unsichtbares Heer fegte und eine breite Schneise schlug.

    Die nächste Lektion erhielt Rob mehrere Nächte später in einem überfüllten, lauten Wirtshaus in Fulford. Die englischen Treiber einer nach Norden ziehenden Pferdekarawane waren dort auf dänische Treiber einer nach Süden ziehenden Karawane getroffen. Beide Gruppen übernachteten in der Stadt, tranken viel und beäugten einander wie zwei Rudel streitlustiger Hunde.
    Rob trank mit dem Bader friedlich Apfelwein. Es war eine Situation, die sie bereits kannten, und sie hatten genügend Erfahrung, um sich nicht in solche Rivalitäten hineinziehen zu lassen. Einer der Dänen war hinausgegangen, um zu urinieren. Als er zurückkam, trug er ein quiekendes Ferkel und ein Seil unter dem Arm.
    Er knüpfte ein Ende des Seils um den Hals des Ferkels und das andere Ende an einen Pfosten in der Mitte der Kneipe. Dann klopfte er mit einem Krug auf den Tisch.
    »Wer ist Manns genug, mir in einem Saustechen gegenüberzutreten?« rief er den englischen Treibern zu.
    »Gut, Vitus!« rief einer seiner Kameraden aufmunternd und begann, auf seinen Tisch zu klopfen, worauf sich alle seine Gefährten anschlössen.
    Die englischen Treiber lauschten mit finsterer Miene dem Pochen und den höhnischen Rufen, dann trat einer von ihnen zu dem Pfosten in der Mitte und nickte. Ein halbes Dutzend der vorsichtigeren Gäste in dem Wirtshaus trank aus und verdrückte sich. Auch Rob wollte aufstehen, um, wie es des Baders Gewohnheit war, zu verschwinden, bevor der Wirbel losging. Doch zu seiner Überraschung legte ihm sein Meister eine Hand auf den Arm und hielt ihn zurück.
    »Zwei Pence auf Dustin!« rief ein englischer Treiber. Bald schlössen beide Gruppen eifrig Wetten ab.
    Die Männer waren einander ziemlich ebenbürtig: Beide waren Mitte zwanzig, der Däne war kräftiger und etwas kleiner, während der Engländer die größere Reichweite besaß.
    Man band ihnen Tücher über die Augen, dann wurden sie in gebührendem Abstand zu beiden Seiten des Pfostens mit einem drei Yard langen Seil am Fußknöchel festgebunden.
    »Wartet«, rief der Mann namens Dustin. »Zuerst noch einen Drink!« Johlend brachten die Freunde jedem Kandidaten einen Becher Metheglin, der rasch ausgetrunken wurde.
    Die Männer mit den

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