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Medicus 01 - Der Medicus

Titel: Medicus 01 - Der Medicus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Gordon
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Wer ist der beste unter den Euch bekannten Ärzten?«
    Merlin seufzte und gab nach. »Arthur Giles in St. Ives«, sagte er kalt und befaßte sich wieder mit seinem Frühstück.
    Rob hatte nicht vorgehabt, das Schwert zu ziehen, aber die Augen der Frau waren auf seine Hand am Griff gerichtet. Sie zitterte und konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken, weil sie sicher war, dass nun ihre Prophezeiung in Erfüllung ging. Ruel und Jonathan blickten ihn finster an, und Zacharias begann zu weinen.
    Rob schämte sich zutiefst darüber, wie er ihre Gastfreundschaft vergolten hatte. Er suchte nach einer Entschuldigung, fand aber keine, wandte sich schließlich von den französischen Hebräern ab, die ihren Brei löffelten, und verließ das Haus.

Der alte Ritter
    Arthur Giles in St. Ives erwies sich als schwere Enttäuschung, obwohl Rob sich keine allzu großen Hoffnungen gemacht hatte, denn Benjamin Merlin hatte die Empfehlung nur unter Druck abgegeben. Der Medicus war ein dicker, schmutziger alter Mann, der zumindest leicht verrückt war. Er hielt Ziegen und musste sie zeitweise in seinem Haus untergebracht haben, denn dort stank es schauderhaft. »Die Aderlässe heilen, junger Fremder. Das dürft Ihr nie vergessen! Wenn sonst nichts hilft, ein guter, reinigender Aderlaß, dann noch einer und wieder einer. Das heilt die Schweinehunde«, schrie Giles. Er beantwortete alle Fragen bereitwillig, aber wenn sie über andere Behandlungsmethoden als den Aderlaß sprachen, wurde es deutlich, dass Rob eher den Alten nutzbringend unterrichten konnte als dieser ihn. Giles besaß keinerlei medizinisches Wissen, keine Kenntnisse, die er an einen Schüler weitergeben konnte. Der Medicus bot ihm eine Lehrstelle an und wurde wütend, als Rob ablehnte. Er war froh, als er St. Ives verließ, denn es war besser, Bader zu bleiben und kein solcher Mediziner zu werden wie dieser Mann.
    Einige Wochen lang glaubte er, den unmöglichen Traum, Arzt zu werden, aufgeben zu müssen. Er arbeitete bei seinen Vorstellungen schwer, verkaufte eine Menge Umversal-Spezificum und wurde durch den Umfang seiner Börse belohnt. Mistress Buffington gedieh infolge seines Wohlstands, ganz wie zuvor er aus des Baders Wohlstand Nutzen gezogen hatte. Die Katze fraß leckere Überbleibsel und entwickelte sich zusehends zu ihrer vollen Größe: zu einer großen weißen Katze mit hochmütigen grünen Augen. Sie hielt sich für eine Löwin und geriet oft in Raufereien. Als sie in Rochester lagerten, verschwand sie während der Vorstellung und kam erst bei Dämmerung in Robs Lager zurück; die rechte Vorderpfote zerbissen, der größte Teil des linken Ohres fehlte, und ihr weißes Fell war blutbefleckt. Er wusch ihre Wunden und sorgte für sie wie ein Liebhaber. »Mistress, du musst lernen, Raufereien zu vermeiden, wie ich es getan habe, denn sie bringen dir nichts.« Er fütterte sie mit Milch und hielt sie vor dem Feuer auf dem Schoß.
    »Wenn ich die Möglichkeit hätte, die mohammedanische Schule zu besuchen«, erklärte er der Katze, »würde ich dich in den Wagen setzen, unsere Stute nach Persien lenken, und nichts könnte uns daran hindern, schließlich diesen heidnischen Ort zu erreichen.«
    Abu Ali al-Hussein Ibn Abdullah Ibn Sina wiederholte er sehnsüchtig in Gedanken. »Zur Hölle mit dir, du Araber!« sagte er und ging zu Bett.
    In dieser Nacht träumte er, dass er gegen einen widerlichen alten Ritter kämpfte und sie mit Dolchen aufeinander einstachen. Der alte Ritter furzte und verhöhnte ihn. Er sah Rost und Flechten auf der schwarzen Rüstung des anderen. Ihre Köpfe waren so nahe, dass er Fäulnis und Rotz von der knochigen Nase hängen sah, in schreckliche Augen blickte und den ekelerregenden, stinkenden Atem des Ritters roch. Sie kämpften verzweifelt. Trotz seiner Jugend und Stärke wusste Rob, dass der Dolch des Gespenstes unbarmherzig und seine Rüstung undurchdringlich war. Hinter dem Ritter erblickte er dessen Opfer: Ma, Pa, den lieben Samuel, den Bader, sogar Tatus und Bartram den Bären. Sein Zorn verlieh ihm Kraft, obwohl er schon spürte, dass die unbarmherzige Klinge des Gegners in seinen Körper eindrang.
    Er erwachte, die Außenseite seines Gewandes war feucht vom Tau und die Innenseite naß vom Angstschweiß. Er lag in der Morgensonne, fünf Fuß von ihm sang selig ein Rotkehlchen, und er wusste, dass der Traum zwar vorbei, er aber noch nicht mit ihm fertig war. Er war außerstande, den Kampf aufzugeben.
    Die dahingegangen waren, würden nicht

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